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Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Die toten Seelen: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Gogol
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Ähnlichkeit, waren mit grauen Dächern versehen und unter denselben mit geschnitzten hölzernen Verzierungen ausgestattet, in Form von herabhängenden gemusterten Handtüchern. Wie gewöhnlich saßen auf den Bänken vor den Torwegen einige Bauern in ihren Schafpelzen und gähnten; Frauen mit dicken Gesichtern und zusammengeschnürten Brüsten sahen aus den oberen Fenstern; aus den unteren schaute ein Kalb heraus, oder ein Schwein steckte seinen kleinäugigen Kopf ins Freie. Kurz, ganz das bekannte Bild. Nachdem sie am fünfzehnten Werstpfahl vorübergefahren waren, erinnerte sich Tschitschikow, daß hier, nach Manilows Angabe, dessen Dorf liegen mußte; aber auch der sechzehnte Werstpfahl flog an ihnen vorbei, und das Dorf war immer noch nicht zu sehen, und wenn ihnen nicht zwei Bauern entgegengekommen wären, so wäre es ihnen kaum gelungen, hinzufinden. Auf die Frage, ob das Dorf Samanilowka noch weit sei, nahmen die Bauern die Mützen ab, und der eine von ihnen, der der klügere war und einen keilförmigen Bart trug, antwortete: »Meinst du vielleicht Manilowka und nicht Samanilowka?«
    »Nun ja, Manilowka.«
    »Manilowka! Wenn du noch eine Werst weiterfährst, dann hast du es, das heißt dann geradezu nach rechts.«
    »Nach rechts?« fragte der Kutscher.
    »Ja, nach rechts«, antwortete der Bauer. »Das ist dann der Weg nach Manilowka; aber ein Dorf Samanilowka gibt es gar nicht. So heißt das Dorf, nämlich sein Name ist Manilowka; aber Samanilowka gibt es überhaupt nicht. Da geradezu auf dem Berge wirst du ein steinernes, zweistöckiges Haus sehen, das Herrschaftshaus; in dem wohnt nämlich der Herr selbst. Das ist Manilowka; aber ein Dorf Samanilowka gibt es hier ganz und gar nicht und hat es nie gegeben.«
    Sie fuhren weiter, um Manilowka zu suchen. Als sie noch zwei Werst gefahren waren, kamen sie an eine Stelle, wo ein Landweg abzweigte; aber sie legten auf diesem wohl noch zwei, drei, vier Werst zurück, und das steinerne, zweistöckige Haus war immer noch nicht zu sehen. Da erinnerte sich Tschitschikow, daß, wenn einen ein Freund auf sein fünfzehn Werst weit entferntes Gut einladet, dies bedeutet, daß nach dem Gute gut dreißig Werst sind. Das Dorf Manilowka konnte durch seine Lage nicht viele Menschen reizen. Das herrschaftliche Haus stand für sich allein auf einem freien Platze, nämlich auf einer Anhöhe, die für alle Winde, denen es beliebte zu blasen, offen dalag. Der Abhang der Anhöhe, auf der es stand, war mit kurzgeschorenem Rasen bekleidet. Auf ihm waren nach englischer Manier zwei, drei Beete mit Fliedersträuchen und gelbblühenden Akazienbüschen verstreut; fünf bis sechs Birken streckten hier und da in kleinen Gruppen ihre kleinblättrigen, dünnbelaubten Wipfel in die Höhe. Unter zweien derselben befand sich eine Laube mit einer flachen, grünen Kuppel, blauen Holzsäulen und der Aufschrift: »Tempel des einsamen Nachdenkens«; unten lag ein mit Entengrütze bedeckter Teich, was übrigens in den englischen Parks russischer Gutsbesitzer keine Seltenheit ist. Am Fuße dieser Anhöhe und zum Teil noch auf dem Abhange selbst lagen kreuz und quer dunkelgraue, aus Balken gebaute Bauernhäuser, die unser Held aus unbekannten Gründen sofort zu zählen begann; er zählte ihrer mehr als zweihundert. Nirgends wuchs zwischen ihnen ein Baum oder sonst etwas Grünes; überall sah man nur Holzbalken. Das Bild belebten zwei Weiber, welche ihre Kleider malerisch aufgehoben und auf allen Seiten untergestopft hatten, bis an die Knie im Teiche herumwateten und an zwei Querhölzern ein zerrissenes Schleppnetz hinter sich herzogen; in diesem sah man zwei Krebse, die sich darin verwickelt hatten; auch glitzerte darin ein Plötz. Die Frauen schienen untereinander in Streit begriffen zu sein und sich über irgend etwas zu zanken. Seitwärts in der Ferne sah man einen dunklen Fichtenwald mit einem langweiligen, bläulichen Schimmer. Selbst das Wetter schien sich in seinem Charakter der Örtlichkeit anzupassen: es war ein nicht gerade heller und nicht gerade düsterer Tag; ein Tag von hellgrauer Farbe; eine solche Farbe findet man nur noch bei den alten Uniformen der Garnisonsoldaten, dieses friedlichen, aber sonntags zum Teil betrunkenen Militärs. Um das Bild vollständig zu machen, fehlte es auch nicht an einem Hahne, diesem Vorherverkündiger der Witterungsveränderungen, der, trotzdem sein Kopf bei gewissen Courmachereien von den Schnäbeln anderer Hähne bis aufs Gehirn zerhackt war, dennoch sehr laut

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