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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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DNA-Profil, vergiss das nicht.«
    Bevor sie sich verabschiedeten und in Richtung Hotel aufbrachen, hatte Nigel ihn noch gefragt, warum er sich das überhaupt antat. Schließlich war er doch jetzt frei, hatte eine Ausbildung und konnte noch einmal ganz neu anfangen. Warum zum Teufel verschwendete er seine Zeit mit den alten Geschichten? An denen ließ sich doch nachträglich sowieso nichts mehr ändern.
    »Es gibt nichts als die Wahrheit, Nigel. Die Welt zu verstehen ist die Hauptsache, sie zu verändern dagegen zweitrangig. Das ist es, was mich am Leben erhalten hat, mehr noch als das Lernen und das Meditieren. Eines Tages herauszubekommen, wer Claire ermordet und zugesehen hat, wie ich dafür ins Gefängnis gegangen bin. Es geht um die Wahrheit, wie einfach oder kompliziert sie auch immer sein mag . «
     
    Kerrs Handy hatte schon eine ganze Weile nicht mehr geklingelt. Niemand wollte etwas von ihm. Trotzdem, er hatte jetzt genug Zeit hier draußen verbracht. Nachdem er sich noch einmal in Martin Groves Haus umgesehen hatte, ohne dass ihm etwas aufgefallen wäre, das er vorher nicht bemerkt hätte (wenigstens nichts, das ihm wichtig vorkam), entschied er sich, das Terrain noch einmal abzulaufen. Keine der Entfernungen war groß.
    Grove hatte ein altes, abgegriffenes Messtischblatt der Gegend in seinem Wohnzimmer, auf einem Regalbrett voller Wanderkarten von den Brecon Beacons, dem Südküstenweg und dem Lake Distrikt. Als Kerr es sich vorm Losgehen noch einmal ansah, stellte er fest, dass die Hauptschauplätze des Falles ein gleichschenkliges Dreieck bildeten: Groves Haus, Myrtle Cottage und die Stelle im Crowcross Wood, an der (im Abstand von einem Vierteljahrhundert) Claire Oldham und Karen Holt umgebracht worden waren, lagen alle etwa gleich weit voneinander entfernt.
    Er probierte es aus und nahm sogar die Zeit. Von einem der Punkte zum anderen waren es jeweils gemütliche zehn Minuten. Dafür, das Ganze im Laufschritt zurückzulegen, sah er keinen Grund. Wer in einigermaßen guter körperlicher Verfassung war, konnte, wenn er rannte, die Strecken sicher auch in der Hälfte der Zeit schaffen, und sowohl von Martins Haus als auch vom Cottage aus musste man erst zum Wald, wollte man weiter ins Dorf, zum nächsten Flecken Zivilisation.
    Am Ende stand er im Cottage und stöberte auch da noch etwas herum, vorsichtig prüfend, wohin er trat, und mit einem argwöhnischen Blick hinauf zu den Resten des Daches, das auf einer Seite mitsamt großen Teilen des ersten Stocks eingefallen war. Soweit er erkennen konnte, befanden sich unter den Trümmern die Reste der Küche. Er stand jetzt vor der schmalen Treppe, die in den Keller führte. Eine wurm zerfressene Tür hatte sich aus ihren Angeln gelöst und versperrte den Weg. Egal. Er hatte nicht die Absicht, nach dort unten vorzudringen. Wer je einen Grund haben sollte, sich in diesen Keller zu begeben, musste das unter Mithilfe von Sicherheitsexperten tun, die das Risiko einzuschätzen wussten.
    Er ging wieder nach draußen und blieb auf dem Stückchen Erde stehen, das einmal der Vorgarten gewesen war. Die Natur hatte es längst wieder in Besitz genommen. Mit Wildblumen, Quecken und wild wucherndem Unkraut. Kerr wusste nicht, was er eigentlich erwartet hatte. Vielleicht ein altes Stück Graffiti oder ein ins Mauerwerk gekratztes Friedenszeichen. Eine letzte Spur von Martin Grove, Claire Oldham und ihren Freunden, die Vorjahren hier gelebt hatten . Aber es gab nichts dergleichen. Auch nichts jüngeren Datums. Keine Spur von Landstreichern oder Jugendlichen, die Bierdosen, Kondome und Cider-Flaschen zurückgelassen hätten . Vielleicht lag das Cottage zu abgeschieden, oder es hatte sich keiner hineingetraut, weil es so gefährlich baufällig aussah.
    Die Seite des Dreiecks, die einen vom Cottage aus in den Crowcross Wood brachte, verlief ein Stück weit am Gelände des alten Flughafens entlang. Damals hatte man wegen des Zauns auf dem Weg bleiben müssen, inzwischen konnte man quer über die aufgerissenen Rollbahnen gehen. Niemand hielt einen auf. Natürlich gehörte das Land nach wie vor dem Verteidigungsministerium. Mick Hume hatte die Leute im »Crowcross Arms« darüber reden hören, dass das Ministerium versuche, einen Bebauungsplan durchzudrücken, und nach einem Investor Ausschau halte. Die Leute im Ort waren darüber alles andere als erfreut. Nicht vor unserer Tür!, hatte es geheißen.
    Immer noch keine Nachricht übers Handy. Er blieb noch einen Augenblick stehen und

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