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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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(sein einziger Verdächtiger) war Hunter direkt in die Arme gelaufen, vollkommen aufgewühlt, beschmiert mit Blut von der Toten, Blut der Gruppe AB, die unter hellhäutigen britischen Staatsangehörigen am seltensten vorkam. Daraufhin hatte Hunter kaum mehr woandershin geblickt, sondern lediglich ein paar Routinejobs absolviert, und das auch nur, weil er wusste, dass sie unabdingbar waren ế So hatte er die Bewohner von Myrtle Cottage notdürftig befragen lassen und im Prinzip alles geglaubt, was die seinen Detectives aufgetischt hatten. Keine einzige der Angaben hatte er je überprüft. Das Gleiche galt für die Aussagen der Wachleute auf dem Flughafengelände sowie der benachbarten Bauern und Dorfbewohner.
    Jacobson wusste, dass einige der Aussagen im Laufe der Jahre von Groves Verteidigung und seinen Unterstützern infrage gestellt worden waren, aber es war nie gelungen, etwas Signifikantes he raus zu finden, das ausgereicht hätte, um die Berufungsrichter zu einer Revision des Urteils zu veranlassen. Und mit jedem weiteren Jahr, das verging, war es schwieriger geworden, daran etwas zu ändern. Die ganzen Neunziger über hatte sich die Hoffnung der Verteidigung – wenn denn »Hoffnung« unter den gegebenen Umständen nicht ein illusionärer Begriff war – auf ein Kleidungsstück von Claire Oldham gerichtet, das aufgehoben worden war und auf dem sich winzige Samenspuren desjenigen befanden, der sie attackiert hatte. Mit den ersten Techniken der DNA-Analyse waren diese Spuren aber noch nicht auswertbar gewesen; erst gegen Ende des Jahrzehnts war es zu dem erhofften Ergebnis gekommen und Martin Grove hatte als genetische Quelle dieses Samens ausgeschlossen werden können.
    Jacobson gähnte, streckte sich und dachte an einen starken schwarzen Kaffee. Das DNA-Profil des Täters befand sich in der Datenbank des Forensic Science Service und würde eine Wiedereröffnung des Falles erzwingen, sollte sich je eine Übereinstimmung damit ergeben.

41
    Am Nachmittag, nach seiner letzten Besprechung für diesen Tag, ging Nigel zum Lindenhof, jenem baumbestandenen Platz im Herzen der Altstadt, von dem aus man auf die Limmat hinuntersehen konnte. Er wollte seine Gedanken von den Zahlen, Anteilswerten und Gewinnmargen, um die seine Gespräche gekreist waren, befreien ế Auf dem Platz ging es überraschend ruhig zu, nur ein paar Schachspieler waren da und einige Touristen, die fotografierten.
    Ersetzte sich auf eine Bank und machte eine Bestandsaufnahme. Saskia hatte aus New York angerufen; sie hatte müde geklungen, aber trotzdem nur so gesprudelt vor Geschichten über Geschäfte, Restaurants, Museen und Galerien. Rula (ihre Schwester) sage dies und wolle das. Geduldig hatte er zugehört, bis der Strom versiegte. Saskia war ein nettes Mädchen, und sie hatte ein gutes Herz ế In einem Jahr würde sie weiterziehen und einen Jüngeren finden, einen, dem es ernster war mit ihr und der sich enger an sie binden wollte. Nigel rechnete nicht damit, dass ihm das wehtun würde, im Gegenteil, vielleicht war es sogar eine Erleichterung.
    Trotzdem hatte es ihn gefreut, ihre Stimme zu hören, ihre unbeschwerte Begeisterung für alles und jeden. Vielleicht lockerten sich seine Schutzmechanismen bereits etwas. Von der Polizei hatte er nichts mehr gehört, und sein Name war auch nicht gefallen, als sie auf BBC World über die Geschichte berichtet hatten. Hatte er überreagiert? Und wenn ja, was machte das schon? Seine Gespräche an diesem Tag waren durchaus nützlich gewesen, und die Reise konnte kaum als verlorene Zeit gelten. Eben vorm Hotel hatte Andy ihm erklärt, er wolle später in die Langstraße, was bedeutete, dass er ins Rotlichtviertel fahren und sich für ein, zwei Stunden eine Hure mieten wollte.
    »Viel Spaß«, hatte Nigel gesagt und es im Grunde auch so gemeint. Andy war während der vergangenen Tage mürrisch gewesen, schlecht gelaunt, vielleicht brachte eine Hure ihn zurück aufs Gleis. Mittlerweile war er seit drei Jahren trocken, so lange hatte er noch nie durchgehalten, seit Nigel ihn von der Straße aufgelesen hatte. Seine Übellaunigkeit gefiel Nigel nicht, die war immer ein schlechtes Zeichen gewesen . Der aufgekratzte Andy, der irgendwelchen alten Unsinn von sich gab, gefiel ihm besser. Die Sache mit Martin hatte ihn getroffen. Das musste es sein . In gewisser Weise hatte es sie beide getroffen. Ihn nach so langer Zeit wiederzusehen und am nächsten Tag zu hören, dass er erschossen worden war.
    Martin hatte gut

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