Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
er eine Aufnahme, die sie bei einer Tanzaufführung zeigte.
Darauf trug sie ein dunkles enganliegendes Trikot, ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Das Kinn angehoben blickte sie leicht entrückt in die Kamera, und in ihren Augen war ein merkwürdiger Schimmer.
Wozu war diese Frau fähig ?, fragte er sich, und plötzlich blitzte die Szene in der Küche vor ihm auf, als sie mit dem Messer auf ihn losgegangen war.
Er hatte das Foto gerade ausgedruckt, als Stefanie Dachs an die Tür klopfte und zu ihm ins Zimmer trat.
Rasch versteckte er das Bild unter einem Haufen Papiere.
»Was gibt es, Steff ?«
Sie zögerte. »Es ist nichts Besonderes, nur etwas, das mich schon seit heute Morgen beschäftigt. Ich würde das gern mal mit dir besprechen.«
»Drängt es ? Ich bin nämlich ziemlich in Eile.«
»Wenn du willst, kann ich auch später wiederkommen.«
Er sah sie an. Stefanie war eine gute Ermittlerin, sie verfügte über verlässliche Instinkte.
Trojan lehnte sich zurück. »Also schieß los.«
Sie nahm ihm gegenüber am Schreibtisch Platz. »Ich hab mich heute um das Umfeld von Ulrich Tretschok gekümmert. Er war ja in der Kulturverwaltung des Berliner Senats beschäftigt. Eigentlich ein recht gut bezahlter, vor allem sicherer Job. Nur fand ich heraus, dass er eine Menge Schulden hatte. Er war an einer Reihe Immobilienspekulationen beteiligt, die allesamt geplatzt sind.«
»Hmm.«
»Ich weiß, das führt uns nicht wirklich weiter. Mir ging es auch mehr darum herauszufinden, was für ein Typ er war, was die Mitarbeiter über ihn sagen, um dadurch vielleicht eine Verbindung zu dem ersten ermordeten Paar herstellen zu können.«
»Ja, das ist gut. Weiter.«
»Na ja, es war dann eigentlich nur ein Ausspruch einer seiner Kollegen, eine beiläufige Bemerkung, die bei mir hängen blieb. Und mich auch irgendwie beunruhigt hat.«
»Und ?«
»Dieser Zeuge sagte sinngemäß: Kein Wunder, dass es Ulrich erwischt hat. Sich mit einer weitaus jüngeren Frau einzulassen bringt doch immer Unglück.«
»Hast du den Kerl gecheckt ?«
»Ja, er ist sauber. Wasserdichtes Alibi für beide Tatzeiten.«
»Hmm. Klingt, als sei er neidisch.«
»Das ist es ja, Nils, worüber ich mit dir sprechen möchte. Täusche ich mich, oder gilt es unter Männern nach wie vor als Auszeichnung, mit deutlich jüngeren Frauen zusammen zu sein ?«
Trojan holte tief Luft. »Da mag etwas dran sein. Auf jeden Fall haben wir hier eine Übereinstimmung, die ich auch schon bedacht habe. Paul Ziemann war wie alt ?«
»Zweiundvierzig.«
»Und Carlotta Torwald war neunundzwanzig.«
»Im Falle von Hertling und Tretschok ist der Altersunterschied sogar noch frappierender. Er war vierundvierzig, sie ist siebenundzwanzig.«
Trojan überlegte. »Möglicherweise hat es der Täter oder die Täterin darauf abgesehen, jüngere Frauen für ihr Verhältnis mit älteren Männern zu bestrafen.«
»Oder umgekehrt«, sagte Stefanie, »ältere Männer für ihre Liebe zu jungen Frauen.«
»Ja.«
Trojan bemerkte ihren Blick zu den Unterlagen, unter die er das Foto aus dem Internet geschoben hatte. Es war unmöglich, dass sie beim Hereinkommen die darauf abgebildete Person erkannt haben konnte, und doch schien sie darauf zu warten, dass er ihr von seinen Fortschritten bei den Ermittlungen berichtete.
Doch er schwieg.
»Gut, Steff, notier dir deine Eindrücke und bleib dran.«
»Mach ich.«
»Hast du auch mehr aus dem Umfeld von Mara Hertling herausbekommen ?«
»Du meinst, was andere Freundinnen von ihr betrifft ?«
»Hmm.«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine weiteren Erkenntnisse bislang.«
»Wie geht es der Hertling eigentlich ?«
»Unverändert kritischer Zustand. Komatös, nicht ansprechbar.«
»Wir müssen abwarten.«
»Ja, aber wir dürfen auch nicht allzu viel Hoffnung darauf setzen, dass wir sie jemals vernehmen können.«
Er schwieg einen Augenblick. »Okay, Steff, danke«, sagte er schließlich.
Sie stand auf und ging zur Tür. »Was ist eigentlich mit dem Chef ? Kommt er heute noch oder nicht ?«
Trojan blickte zur Uhr. »Er ist sicher bald wieder da.«
»Schon merkwürdig, dass er uns hier allein schuften lässt.«
»Er hat mich heute Morgen angerufen«, log Trojan.
»Ach ja ? Was hat er gesagt ?«
»Es gibt ein paar gesundheitliche Probleme, die ihm zu schaffen machen.«
»Der Rücken ?«
Er nickte.
»Nils, wenn das so weitergeht, brauchen wir Verstärkung. Das ist dir doch klar, oder ?«
»Landsberg lässt uns nicht
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