Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
entweichen. Hertling und Tretschok schienen eine Vorliebe für technischen Schnickschnack gehabt zu haben. Wenn er sich nicht täuschte, handelte es sich bei dem Gerät um einen Staubsaugerroboter.
Er hatte einmal einen Artikel in einer Zeitschrift darüber gelesen. Diese Apparate konnten angeblich Wohnungen eigenmächtig säubern, erkannten mit Hilfe von Sensoren jegliche Unebenheiten und Hürden in den eigenen vier Wänden.
Äußerst praktisch, dachte er, aber auch irgendwie verstörend. Und so fuhr er den Roboter zurück unter das Sofa.
Dann ging er in die Küche und durchwühlte die Anrichte.
Schließlich war er wieder im Schlafzimmer.
Er versuchte, sich die Situation in der Mordnacht vorzustellen. Am Abend gab es einen Streit mit einer bisher noch unbekannten Frau, Alter zwischen Anfang dreißig und Mitte vierzig. Sie fragte Mara Hertling im Zorn, ob sie noch immer ihre Freundin sei. Danach ging das Paar zu Bett, Mara erwachte vermutlich von einem Geräusch, ging in den Flur, um nachzusehen, und jemand verletzte sie an der Hand.
Er trat zu der Stelle hin, wo die eingetrockneten Blutspritzer auf dem Dielenboden waren. Auch dort machte er Licht.
Nach einer Weile begann er, die Kommode neben der Eingangstür zu durchsuchen, ebenfalls ohne Erfolg.
Kurz darauf hielt er an der Schlafzimmertür inne, wo die Blutflecken waren, die Ulrich Tretschok zugeordnet werden konnten.
Hier war er erschlagen worden, und seine Freundin hatte es mit ansehen müssen.
Er schnappte nach Luft. Es war unvorstellbar, mit welcher Grausamkeit der Täter vorging. Oder die Täterin. Aber war eine Frau überhaupt in der Lage, so brutal zu morden ?
Weiter, trieb er sich innerlich an, in den Gedanken nicht nachlassen. Tretschok ist also tot. Die Hertling lebt noch. Wenig später wird sie an den Leichnam gebunden.
Er zitterte. Einer plötzlichen Eingebung folgend löschte er überall in der Wohnung das Licht.
Im Dunkeln legte er sich neben das Bett auf den Boden.
Sein Herz hämmerte.
Konzentriere dich, dachte er. Versuch, dir das vorzustellen. Warum wird sie an den Leichnam gefesselt ? Was geht im Hirn dieses Täters vor ? Mara Hertlings Lebensgefährte ist tot. Sie liegt unter ihm, wehrlos und nackt. Der Mörder ist im Raum. Er lässt sich Zeit, viel Zeit.
Was bezweckt er damit ? Weidet er sich an ihren Qualen ? Was geschieht als Nächstes ?
Trojans Hände begannen zu schwitzen.
Und plötzlich hörte er ein Geräusch.
Jemand war an der Wohnungstür. Sie wurde aufgeschlossen.
Wie war das möglich ? Er hatte doch den einzigen Schlüssel aus der Asservatenkammer.
Da hörte er, wie die Tür aufsprang.
Trojan zückte seine Waffe, rappelte sich lautlos auf und ging in Deckung.
Zwanzig
Es waren schwere Schritte. Schon näherten sie sich dem Schlafzimmer. Trojan wagte kaum zu atmen. Das Blut toste in seinen Ohren, sein Herz schlug hoch. Er presste sich noch dichter an die Wand.
Plötzlich war es still. Hinter der geöffneten Tür hielt er die Waffe im Anschlag und horchte.
Da trat jemand ein. Trojans Muskeln zuckten.
Er konnte ihn nicht sehen, doch die Schritte verharrten.
Plötzlich flammte das Deckenlicht auf. Hatte der andere ihn etwa bemerkt ?
Lange Zeit tat sich nichts. Er hörte nur seine Atemzüge.
Endlich ging er zurück in den Flur. Gedämpft sog Trojan Luft in seine Lunge, dabei vernahm er, wie sich die Schritte in Richtung Küche bewegten.
Es half nichts, er musste ihm nach, nur so konnte er herausfinden, wer der Eindringling war.
Langsam arbeitete er sich vor.
Verließ die Deckung und schlich in den Flur. Auch in der Küche brannte jetzt Licht.
Er versteckte sich hinter den Mänteln an der Garderobe und lauschte.
Küchenschubladen wurden geöffnet, dann fiel etwas zu Boden. Er hörte, wie jemand leise fluchte.
Trojan wollte einen Schritt nach vorn machen, da klickten die Bügel an den Garderobenhaken aneinander, und er hielt erschrocken inne.
Auch in der Küche war es schlagartig still.
Trojan umklammerte seine Waffe mit beiden Händen.
Lautlos verstrichen die Sekunden, schließlich begann das Schurren und Klappern von vorn.
Er atmete durch.
Es waren noch etwa drei Schritte bis zur Küche, aber er musste extrem vorsichtig sein, da er keine Deckung hatte. Mit dem Rücken zur Wand stahl er sich Zentimeter um Zentimeter vor.
Er wechselte zur gegenüberliegenden Seite, und nach einigem Zögern reckte er den Kopf am Türrahmen vor, so weit, bis er in den Raum hineinspähen konnte.
Und er erstarrte.
Kurz
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