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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Befragung unterziehen.
    Der anbrechende Abend begann gerade in Dämmerlicht einzutauchen, als es an Eleas Tür klopfte. Es dauerte allerdings ein paar Augenblicke, bis sie sich öffnete, und dies weniger schwungvoll als sonst. Es war Belana. Elea saß gerade vor dem riesigen Spiegel und betrachtete ihr Spiegelbild. Die Hofdame hatte ihr diesmal rings um ihren Kopf herum einen Zopf geflochten, dessen Enden sie auf wundersame Weise verschwinden lassen hatte. Kleine, widerspenstige Locken fanden hier und da aus dem Geflecht ihren Weg ins Freie. Der Stein lag halb verdeckt auf ihrer Haut unter der Bluse. Belana trat an Elea heran und legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. Sie lächelte Eleas Spiegelbild aufmunternd zu. „Elea, es ist soweit. Darrach erwartet Euch.“ Elea erhob sich von dem Stuhl und sah der Ersten Hofdame gefasst in die Augen. Die Frauen sprachen kein Wort auf dem Weg zu Darrach. Als sie schneller als erwartet vor einer Tür stehenblieben, musste Elea mit Schrecken feststellen, dass Darrachs Arbeitszimmer sich in demselben Gebäudetrakt befand wie ihr eigenes. Belana klopfte an die Tür, während die junge Frau versuchte, ihre Angst niederzukämpfen, indem sie langsam tief ein- und ausatmete. Von drinnen erklang ein tiefes „Herein“, worauf Belana die Tür öffnete und vor Elea in das Zimmer eintrat. „Darrach, ich bringe Euch Elea, wie Ihr es gewünscht habt. Ich werde draußen auf sie warten und sie dann in die Thronhalle begleiten.“
    „ Das wird nicht nötig sein, Belana. Ich weiß nicht, wie lange unsere Unterredung dauern wird. Außerdem werde ich ebenfalls an dem Abschiedsessen für unseren Gast und ihren Begleitern teilnehmen. Ich werde sie also selbst sicher zur Thronhalle begleiten, sobald unser Gespräch zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen ist.“
    Bei dem Wort „Zufriedenheit“ lächelte er Elea eiskalt an, sodass sich über ihre gesamte Haut blitzartig eine Gänsehaut ausbreitete und ihre Kehle sich zuschnürte. Belana drehte sich zu Elea herum, nickte ihr mit einem gezwungenen Lächeln zu und verließ etwas zögernd das Zimmer.
    Die Tür hatte sich längst geschlossen, als Darrach immer noch das vor seinem Schreibtisch stehende Mädchen abschätzig musterte. Sie stand fast genau auf derselben Stelle, auf der Maél am frühen Morgen, der dunklen, qualvollen Magie des Zauberers ausgesetzt war. Elea hasste nichts mehr, als Angst zu zeigen. Deshalb bemühte sie sich um einen möglichst gelassenen Blick. Sie sah nur ihn und nicht das Chaos, das in dem Zimmer herrschte. Sie sagte sich immer wieder, dass er nicht dieselbe Macht über sie hatte wie über Maél. Wenn Maél wüsste, dass sie sich gerade allein bei seinem Peiniger befand, wäre er außer sich vor Sorge. Sie hoffte inständig, dass er nicht davon wusste.
    Elea wartete mit wachsender Ungeduld und Nervosität darauf, dass Darrach das Wort an sie richtete. Endlich begann er zu sprechen. „Setzt Euch doch zu mir, Elea!“, forderte er sie mit gespielter Freundlichkeit auf. Elea zögerte einen Moment. Dann begab sie sich jedoch zu dem Stuhl, auf den der Zauberer deutete, und ließ sich steif darauf nieder. Von jetzt auf nachher spürte sie, wie ihr Stein die Haut, die er berührte, erwärmte. Auch Darrachs Aufmerksamkeit richtete sich plötzlich auf den Stein, der angefangen hatte, mit seinem rot pulsierenden Licht die Wände anzustrahlen. Noch war das Pulsieren recht langsam.
    „ Ich habe Euch kommen lassen, um Euch noch einmal unter vier Augen die Frage zu stellen, ob ihr uns nicht vielleicht doch wichtige Kenntnisse bezüglich Eurer Herkunft oder bestimmte Fähigkeiten, die in Euch stecken, vor uns geheim haltet.“ Elea antwortete mit fester Stimme: „Ich habe Euch bereits alles gesagt, was ich weiß. Meine leiblichen Eltern erzählten meinen Pflegeeltern nur, dass ich eine Drachenreiterin sei. Nicht mehr und nicht weniger.“ Darrachs Augen saugten sich prüfend an ihre fest, bevor er fortfuhr. „Nun gut. Ich werde ohnehin nicht mehr lange brauchen das Geheimnis um Eure Identität zu lüften. Euer Stab war mir mit seinen eingeritzten Schriftzeichen äußerst hilfreich bei der Suche nach brauchbaren Hinweisen.“ Elea blickte mit großen Augen auf ihren Stab, der vor dem Zauberer auf dem Tisch lag. Nach einer kleinen Pause erhob sich Darrach schwerfällig von seinem Stuhl. Er machte auf sie einen wesentlich geschwächteren Eindruck als bei der Befragung in Roghans Arbeitszimmer. In seinem Gesicht waren deutliche

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