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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Euch und den Tieren eine außergewöhnliche Verbundenheit besteht. Nichtsdestoweniger bin ich davon überzeugt, dass in Euch noch mehr steckt, was aber scheinbar noch nicht ans Tageslicht getreten ist.“
    Elea war inzwischen wieder in der Lage, Darrachs kalten Blick zu erwidern. Sie nahm wieder eine stolze, aufrechte Haltung ein, obwohl ihre Schultern immer noch schmerzten - von ihrer verbrannten Haut ganz zu schweigen. Der Schmerz war so groß, dass er ihr Schweißperlen auf die Stirn trieb. Sie wagte es nicht, auch nur einen kurzen Blick auf die Brandwunde zu werfen. Wie würde sie bei diesen Schmerzen den angebrochenen Abend zusammen mit wer weiß wie vielen Menschen bei einem Essen ausklingen lassen können!? Sie würde keinen Bissen hinunter bekommen. Nur der Gedanke an Essen, löste schon ein Würgereiz in ihrem Hals aus.
    Der Stein gab inzwischen nur noch eine angenehme Wärme ab, sodass sie ihn vorsichtig auf den Rand der Bluse ablegte. Er pulsierte immer noch.
    „ Ich gebe Euch wieder Euren Stab zurück. Ihr werdet ihn brauchen, um den Drachen zu finden. Es liegt in Eurem eigenen Interesse, ihn möglichst schnell zu finden. Ihr habt sicherlich schon von der unbarmherzigen Kälte, die im Akrachón herrscht, und von der ein oder anderen Gefahr, die dort lauert, gehört. Ich werde ein paar Tage später zu Euch und Euren Begleitern stoßen, sobald ich das Geheimnis um Eure Person gelüftet habe.“
    Er hielt Elea den Stab hin, den sie auch sofort ergriff. Dann schwieg er wieder und fixierte sie aus wieder zusammengekniffenen Augen, als ob er noch auf eine Erwiderung ihrerseits warten würde. Aber Elea hatte nicht die Absicht noch irgendein Wort zu diesem schrecklichen Mann zu sagen. Sie wusste auch gar nicht, was sie sagen sollte. Ihre Scharfzüngigkeit versagte vollkommen in seiner Anwesenheit, wofür sie letztendlich dankbar war. Sie hatte nämlich den Eindruck, dass er auf ihre bissigen Kommentare nicht so wohlwollend und amüsiert reagieren würde, wie der König es tat. Und Freude darüber, dass Darrach an den ersten Tagen der Reise nicht zwischen ihr und Maél stehen würde, wollte auch nicht aufkommen. Denn sie musste plötzlich daran denken, was für Schmerzen er wohl schon Maél zugefügt haben musste, um ihn zu dem Mann zu machen, der er geworden war. Eiskalte Schauder liefen ihr den Rücken hinunter, nur bei dem Gedanken daran.
    Endlich kam die Erlösung. Der Zauberer erhob sich und forderte Elea auf, ihm zu folgen.
     

    In der Thronhalle stand noch die gedeckte Festtafel vom Vorabend, mit etwa zwanzig Gedecken, die alle unberührt waren. In glänzendem Silbergeschirr und kunstvollen Kristallkelchen brach sich das Licht der Kerzenleuchter, die ebenfalls in prunkvollem Silber auf der Tafel standen. Die Thronhalle war wie immer hell erleuchtet und eine gemütliche Wärme entströmte von den in den Boden eingelassenen Feuerbecken. Hauptmann Jadora unterhielt sich angeregt mit Finlay an den hohen Fenstern, die die abendliche Dunkelheit erkennen ließen. Auf der gegenüberliegenden Seite stand Maél lässig an eine Wand angelehnt. Nach außen vermittelte er wie immer einen teilnahmslosen, selbstgefälligen Eindruck. In seinem Innern war er jedoch alles andere als gleichgültig. Mit freudiger Erwartung und gleichzeitig großer Sorge sah er der Begegnung mit Elea entgegen, die im Gegensatz zum Vorabend Herr ihrer Sinne und ihres Körpers war. Wie würde sie auf sein verändertes Verhalten in Anwesenheit von König Roghan und Darrach reagieren?
    Noch lange bevor die anderen beiden Männer sie vernehmen konnten, hörte er plötzlich Schritte aus der Vorhalle sich nahen, die wenige Augenblicke später bereits in dem langen Gang hallten, der zur Thronhalle führte. Es waren eindeutig die Schritte einer Frau. Aber warum nur von einer Frau? Maél hatte erwartet, dass Elea zusammen mit Belana kommen würde. Eine entsetzliche Ahnung ließ für einen Moment seinen Herzschlag aussetzen. Nein! Nicht Darrach!
    Finlay und Jadora hatten inzwischen auch die sich nähernden Schritte gehört und schauten erwartungsvoll auf die Öffnung des Ganges, dessen Türflügel weit geöffnet waren. Maél hatte sich von der Wand abgedrückt und ging ein paar Schritte auf die Festtafel zu, ohne den Blick von dem Gang zu lösen. Schon einen Augenblick später erschien Belanas imposante Gestalt. Finlay kam ihr eilig entgegen und fragte nach Elea. Die Frau räusperte sich erst etwas unsicher, bevor sie sprach. „Sie ist bei Darrach...

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