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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Spuren der Erschöpfung zu finden: Seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und wurden von dunklen Ringen umrahmt. Davon wollte sich Elea jedoch nicht täuschen lassen. Sie verfolgte seine Bewegungen, die ihn zu ihrem Entsetzen um den Tisch direkt zu ihr führten. Er blieb unmittelbar hinter ihr stehen, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnte. Mit überheblicher Stimme fuhr er fort: „Ich frage mich allerdings, ob es nicht doch etwas gibt, was ihr mir sagen könntet, und zwar bezüglich des Phänomens der großen Vogelansammlungen in Eurer Nähe oder die Tatsache, dass Vögel vor Euch keine Angst haben und sich auf Eurem Kopf oder Euren Schultern niederlassen.“ Bei dem Wort „Schultern“ spürte Elea plötzlich, wie seine Hände sich auf ihre Schultern legten. Erst spürte sie nur ihr Gewicht auf ihnen ruhen. Doch nur wenige Augenblicke später begannen seine Finger sich langsam mit zunehmendem Druck in ihr Fleisch zu bohren. Unglücklicherweise war dies nicht der einzige Schmerz, den sie durchaus hätte ertragen können. Ein ganz anderer Schmerz ließ Elea die Luft anhalten. Der Stein auf ihrer Haut wurde unter Darrachs Berührung immer heißer. Er fühlte sich bereits fast so heiß an, wie damals im Stall, als Maél ihn ihr vom Hals riss. Sein rötlicher Lichtschein pulsierte auf den Wänden inzwischen rasend schnell. Elea hob reflexartig die rechte Hand, um den Stein von ihrer Haut zu nehmen. Doch sie kam nicht weit, da Darrach grob ihren Arm festhielt und ihn an ihren Körper drückte. Dasselbe machte er auch mit ihrem linken Arm, sodass Elea hilflos zusehen musste, wie die Haut unter dem Stein verbrannte. Sie konnte kaum klar denken vor lauter Schmerzen. Noch konnte sie ihre Schmerzensschreie unterdrücken, aber nicht mehr lange. Dicke Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. Was sollte sie nur tun? Ihr blieb nichts anderes übrig als irgendetwas zu gestehen, in der Hoffnung, dass der Zauberer sich mit dem einen Geheimnis, das sie ihm enthüllen würde, auch zufrieden geben würde. Elea spürte bereits, wie sich eine neue Brandblase an exakt der gleichen Stelle, wie damals im Stall, unter dem Stein bildete. Mit vor Schmerzen gepresster Stimme sprudelte es geradezu aus ihr heraus: „Ich kann die Gefühle und die Gedanken von Tieren lesen und ich kann mich ihnen gedanklich mitteilen. Am leichtesten fällt mir dies bei Vögeln. Ich habe diese Gabe, schon seit ich denken kann. Das ist alles, was ich Euch sagen kann. Das müsst Ihr mir glauben. Bitte lasst mich los! Der Stein, er verbrennt meine Haut.“
    „ Ist das alles oder verschweigt Ihr mir noch etwas?“, knurrte er sie jetzt in drohendem Ton an. „Nein! Nein! Nein! Ihr müsst mir glauben.“ Doch Darrach hatte keineswegs vor, sofort ihre Arme loszulassen. Er wollte ihre Schmerzen zu einem unerträglichen Maß heranwachsen lassen, von dem er sicher sein konnte, dass sie ihm noch mehr verraten würde, falls sie noch andere Gaben vor ihm verbergen würde. Elea konnte es nicht mehr aushalten. Sie versicherte ihm immer wieder mit Tränen erstickter Stimme, dass sie keine weiteren Gaben mehr habe. Darrach war gnadenlos. Er wartete noch einen weiteren Moment, bis sie schließlich vor Schmerzen laut zu Schreien und sich unter seinem festen Griff zu winden begann. Dann ließ er sie abrupt los. Rasch ergriff Elea das Lederband und hielt den Stein in die Luft. Ihr Atem kam in schnellen keuchenden Stößen und ihr Herz klopfte bis zu ihrem Hals. Erschöpft und gepeinigt ließ sie sich in die Rückenlehne des Stuhls zurückfallen. Sie hielt die Augen geschlossen und wischte sich mit der freien Hand die Tränen aus dem Gesicht. Wie konnte ich nur so dumm sein und den Stein direkt auf der Haut tragen! Ich habe doch selbst gesehen, wie er sich die Finger daran verbrannt hat! Der Zauberer hatte sich inzwischen wieder auf seinen Stuhl gesetzt und sein eiskaltes Lächeln aufgesetzt. „Ihr hättet Euch dieses unerfreuliche Erlebnis ersparen können, wenn Ihr gleich mit der Sprache herausgerückt wärd. Ich fürchte, diese Unterredung wird Euch Euer Leben lang in Erinnerung bleiben. – Wie dem auch sei. - Ihr könnt also mit Tieren, vor allem mit Vögeln reden. Sehr interessant. Allerdings wenn man bedenkt, dass Ihr dies als Drachenreiterin auch mit dem Drachen könnt, dann überrascht es mich gar nicht so sehr. Diese Gabe zusammen mit Euren absonderlichen Höckern auf dem Rücken sowie Eurer Abneigung, auf einem Pferd zu sitzen, zeigen meiner Meinung nach, dass zwischen

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