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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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als Belana sie zaghaft am Ellbogen zupfte, war sie gedanklich wieder bei den Anwesenden. Sie stellte den Kelch ab und sah zu König Roghan hinüber, der sie ernst anblickte. Darrach fixierte sie mit seinem geringschätzigen Lächeln und wiederholte seine Worte. Elea hielt seinem Blick mit stolzer und gefasster Miene stand.
    „ Elea, ich erzählte gerade König Roghan von unserem etwas aufwühlenden Gespräch, das uns einen kleinen Schritt weiter gebracht hat.“ Bei diesen Worten erntete er sogleich drei entsetzt dreinblickende Augenpaare. Maél ließ seinen Blick hingegen krampfhaft auf seinem Teller haften und zermalmte das Stück Brot, das er sich kurz zuvor aus einer Schüssel genommen hatte, in seiner Faust. Darrach fuhr in gespielter Höflichkeit fort. „Vielleicht wollt Ihr den hier Anwesenden von Eurer außergewöhnlichen Gabe erzählen?“ Elea schluckte mühsam und blickte Jadora ins Gesicht, dessen Augen sich vor Schreck weiteten. Bevor sie zu sprechen begann, musste sie sich erst räuspern. „Ich kann gedanklich meine Gefühle Tieren mitteilen und ihre Gefühle verstehen“, sagte sie mit tonloser Stimme. König Roghan fragte verwundert nach: „Soll das heißen, dass Ihr mit Tieren reden könnt?“ Elea nickte. „Ja. So in etwa.“
    „ Und mit Vögeln fühltsich sie besonders eng verbunden. Ist es nicht so, Elea?“, fügte Darrach noch hinzu. Die junge Frau nickte erneut. Alle starrten voller Staunen auf sie mit Ausnahme von Maél, der gegen den immer größer werdenden Drang ankämpfen musste, seinen Frust über seine Hilflosigkeit ungezügelt hinauszuschreien. Ihm war klar, dass Elea dem Zauberer diese Gabe nicht freiwillig gestanden hatte. Und dass mit ihr etwas nicht stimmte, war ihm aufgefallen, noch bevor sie sich an den Tisch setzte. Ihre Bewegungen waren viel zu verkrampft und ihre ausdruckslose Mimik wirkte zu angestrengt. Er wurde den Verdacht nicht los, dass sie Schmerzen haben musste, die sie sich aber offensichtlich nicht anmerken lassen wollte.
    Belana unterbrach ihr Schweigen, indem sie Elea aufforderte, etwas zu essen. Sie schöpfte dem Mädchen einfach etwas Gemüse auf ihren Teller. Elea konnte den Anblick des Essens direkt vor ihr kaum ertragen, geschweige denn den Geruch, der ihr von ihrem Teller direkt in die Nase stieg. Sie spürte, wie ein Würgereiz ihre Kehle hinaufschlich. Rasch ergriff sie ihr Glas, um ihn hinunterzuschlucken. Plötzlich schaltete sich Finlay ein. „Elea, ist wirklich alles mit Euch in Ordnung? Ihr habt doch etwas!“
    „ Mir geht es in der Tat nicht gut. Ich weiß auch nicht, was los ist. Mir ist übel und etwas schwindelig. Vielleicht sollte ich mich lieber hinlegen. Von dem Essen, befürchte ich, kann ich ohnehin nichts anrühren.“ Elea hatte nur noch einen Gedanken, weg von Darrach, weg aus der Thronhalle. Am liebsten wäre sie hinaus in den Schlosshof gerannt und hätte sich mit ihrer nackten Brust auf den schneebedeckten Boden gelegt.
    „ Ich denke, das wird das Beste sein, mein Kind. Wenn König Roghan nichts dagegen hat, dann werde ich Euch zu Eurem Zimmer geleiten“, sagte Belana und sah erwartungsvoll zu Roghan, der schon zu einer Antwort ansetzen wollte, als Darrach ihm zuvorkam. „Diese Aufgabe kann durchaus Maél übernehmen. Er hat ja noch einiges wieder gut zu machen bei unserem Gast.“ Finlay warf geräuschvoll Messer und Gabel auf seinen Teller und wollte schon wutschnaubend zu einer Erwiderung ansetzen, als er den drohenden Blick sah, mit dem ihn sein Vater fixierte. Belanas empörte Miene über Darrachs Vorschlag verschwand blitzartig aus ihrem Gesicht, als Roghan so heftig mit der Faust auf den Tisch schlug, dass das Geschirr schepperte.
    Elea wusste mit einem Mal, dass dies die Gelegenheit war, mit Maél alleine zu sein und sei es nur für wenige Augenblicke. Sie brauchte ihn jetzt, koste es, was es wolle. Nur er könnte ihr über diesen entsetzlichen Schmerz und diese albtraumhafte Begegnung mit Darrach hinweghelfen. Sie nahm ihren ganzen Mut und ihre ganze Kraft zusammen und riskierte, von mindestens der Hälfte der Anwesenden als wahnsinnig gehalten zu werden. Aber für Darrach konnte sie es so aussehen lassen, dass sie sich von ihm und seinen versteckten Quälereien nicht unterkriegen lassen wollte, erst recht nicht, wenn er ihr seinen brutalen Handlanger aufdrängte. Herausfordernd blickte sie Darrach in die Augen und erwiderte mit fester Stimme: „Ach, was Ihr nicht sagt, Darrach. Er hat also vor, die Misshandlungen und

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