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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Es zählte nun einzig und allein, die anderen vor diesem brutalen Mann zu beschützen. Dies konnte sie nur erreichen, wenn sie sich selbst unter Kontrolle hatte und alles nur Erdenkliche tat, um eine Eskalation der Situation zu vermeiden. Sie kannte Kellen und sein aufbrausendes Temperament. Und sie kannte Breanna. Sie würde für ihren Sohn, für alle ihre Kinder, wie eine Löwin kämpfen. Nur um Albin machte sie sich keine Sorgen. Er war ein besonnener und friedliebender Mann. Er würde alles tun, um seine Familie zu schützen. Sie durfte sich unter gar keinen Umständen Schmerzen vor ihnen anmerken lassen, so unmöglich ihr dies im Augenblick mit ihrem dröhnenden Schädel auch erschien. Sie musste Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Und wenn es nicht anders ging, dann musste sie ihre Gabe einsetzen. Ihr war es schon mehr als einmal gelungen, Kellen daran zu hindern, sich mit anderen Kindern oder später auch größeren Jungen zu prügeln, wenn sie sich lustig über ihr Aussehen gemacht hatten. Sie hatte ihm dann immer fest in die Augen gesehen und ihm eine ihrer warmen Energiewellen gesendet, die sie aus schönen Gefühlen schöpfend in sich aufbaute. Dies erstickte schnell seine aufkeimende Wut und ließ ihn eine gelassenere Haltung einnehmen.
    Elea beschloss, sich erst einmal ihrem Schicksal zu fügen und mit dem grauenvollen Kerl freiwillig nach Moray mitzugehen. Zumindest sollte es für alle so aussehen. Doch wenn sie wieder zu Kräften gekommen wäre, würde sie ihm das Leben zur Hölle machen und ihn vielleicht sogar töten – wenn dies die einzige Möglichkeit war, ihn loszuwerden.
     

    Maél hatte den Wald hinter sich gelassen und ging geradewegs auf das Haus zu. Vier der Krieger befanden sich vor dem Haus, von denen einer Pfeife rauchend Wache hielt, während die drei übrigen in den höchsten Tönen auf dem Boden liegend oder an der Hauswand angelehnt schnarchten. Als er an ihnen vorbeischritt, bellte er ihnen zu, die Pferde für die Rückreise vorzubereiten. Das Schnarchen der drei schlafenden Krieger erstarb sofort und nur ein paar Atemzüge später standen sie bereits auf den Beinen.
    Den Kopf einziehend trat er durch die Tür in den Wohnraum und ließ Elea unsanft auf den Boden plumpsen. Ihre gesamte Familie war um den Tisch versammelt, auch Kaitlyn, die in Breannas Armen schlief. Sie starrten sie mit offenem Mund und schreckgeweiteten Augen an. Zu Breanna gewandt sagte der maskierte Mann in barschem Ton: „Ihr könnt ihre Verletzung versorgen und sie reisetauglich machen. Aber beeilt euch! Wenn ich wiederkomme, nehme ich sie mit, egal, wie weit Ihr seid.“ Kellen rang um Fassung, als er Eleas blutverschmiertes Gesicht sah. Albin musste seine ganze Kraft aufbringen, um den jungen Mann neben sich am Tisch festzuhalten. Maél löste inzwischen Eleas Handfesseln und riss ihr brutal den Rucksack samt Bogen und Köcher vom Rücken. Dann nahm er wieder den Strick und fesselte erneut ihre Handgelenke so fest, dass Elea vor Schmerz aufstöhnte, weil er in die bereits wund gescheuerten Stellen schnitt. Ohne die Familie eines weiteren Blickes zu würdigen, forderte er Jadora auf, ihn nach draußen zu begleiten. Dieser hatte mit missbilligendem Gesichtsausdruck die Szene stumm verfolgt. „Ihre Hände bleiben gefesselt! Habt ihr verstanden?“, knurrte er den beiden Kriegern noch zu. Diese nickten eingeschüchtert.
    Kaum hatten die beiden Männer das Haus verlassen, legte Breanna Louan das schlafende Mädchen in die Arme und kam zu Elea geeilt, die den Versuch unternahm aufzustehen. Ihr wurde jedoch sofort klar, dass es besser war, erst einmal auf dem Boden sitzen zu bleiben. So konnte sie am besten ihrem Schwindel und ihrer Übelkeit Herr werden. „Elea, wie geht es dir? Was hat dieser Kerl dir nur angetan?“ Breannas Stimme versagte fast bei diesen Worten. Tränen liefen ihr bereits die Wangen hinunter. Elea antwortete mit festem und beschwichtigendem Ton: „Es sieht schlimmer aus, als es tatsächlich ist. Es besteht kein Grund zur Sorge. Mir geht es gut.“
    „ Ja. Das sieht man!“, schnaubte Kellen ihr ungehalten entgegen, als ob sie selbst die Schuld an ihrem Zustand trüge. „Wieso bist du einfach alleine abgehauen?“ Elea hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschrien, dass sie ihm damit das Leben retten wollte, aber sie musste Ruhe bewahren. „Kellen, sei doch bitte vernünftig! Es hätte nichts an der gegenwärtigen Situation geändert. Für euch aber war es besser, dass ich nicht da gewesen

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