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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Plötzlich hörte ich Schritte, die immer näher kamen. Dann nahm ich mein Tuch vom Kopf, sodass ich etwas sehen konnte. Stell dir vor! Mein Haar war wieder ganz lang. Und ich befand mich in einem Raum, der wie in Stein gehauen aussah. Die Schritte kamen immer näher. Ich war einerseits froh nicht das einzige Lebewesen zu sein. Aber andererseits hatte ich Angst, weil ich nicht wusste, wer jeden Moment im Eingang erscheinen würde. Endlich konnte ich sehen, wer es war: Du warst es. Im Traum war mir das zunächst aber nicht bewusst. Ich sah nur einen Mann. Du trugst dein Haar ganz kurz. Deine Ohren waren länger. Deine Augen standen schräger, und dein schwarzes Auge leuchtete mit diesem weiß-silbrigen Schimmer wie, wenn du verwandelt bist.“ Maél lauschte gebannt Eleas Erzählung. Er musste unwillkürlich die Luft anhalten, als sie ihn in seiner verwandelten Gestalt beschrieb. Sofort begann er wieder, sich wie wild die Haare zu raufen. „Lass mich raten! Ich hatte auch die langen Eckzähne“, unterbrach er sie mit tonloser Stimme. „Ja. Die hattest du auch.“
    „ Ich will gar nicht wissen, wie der Traum weitergeht.“
    „ Doch, Maél. Du musst es wissen. Es war ganz anders, wie du vielleicht erwartest. Wie du so vor mir standest, hatte ich natürlich immer noch Angst, obwohl du mich die ganze Zeit liebevoll angelächelt hast. Meine Angst war in dem Moment aber wie weggefegt, als du mich völlig unerwartet in die Arme nahmst und wir uns berührten. Ich fühlte deine nackte Haut auf meiner.“ Maél konnte sein Entsetzen nicht zurückhalten, als er die letzten Worte vernahm. Laut und ungewöhnlich lange stieß er die Luft aus seinem Mund. Seine Neugier darauf, wie es weiter ging, war dennoch mit einem Schlag geweckt. Mit einem Beben in der Stimme fragte er: „Und...? Wie ging es weiter?“
    „ Ich kann mich noch deutlich daran erinnern. Es war ein wunderschönes Gefühl von deinen Armen gehalten zu werden. Unsere Körper fühlten sich wie ein Körper an. Unsere Herzen schlugen wie ein Herz und wir atmeten, wie mit einem Körper, als wir uns küssten. Alles kam mir vertraut vor und ich fühlte mich geborgen und sicher, obwohl du verwandelt warst.“
    „ Du hast mich geküsst... mit diesen Zähnen?“, fragte Maél ungläubig.
    „ Ja! Und nicht nur das. Du hast mich auf deine Arme genommen und mich zu dem Bett getragen, auf das du dich mit mir niedergelassen hast. Weiter habe ich aber den Traum nicht geträumt, weil ich plötzlich deinen Geruch in meiner Nase hatte und dadurch aufgewacht bin.“
    In der Höhle waren nur die aufgeregten Atemzüge der beiden zu hören. Diesmal fand jedoch Maél als Erster wieder zu seiner Stimme. „Elea, du hast recht. Dass ich dir verwandelt so nahe gekommen bin, gefällt mir überhaupt nicht. Aber was ich überhaupt nicht verstehe ist, inwiefern dieser Traum ein Trumpf für dich darstellt.“
    „ Das liegt doch auf der Hand! Wir werden uns wiedersehen, Maél, wenn auch verändert: du in dieses andere Wesen in dir und ich wieder mit meinem viel zu langen Haar. Und wir haben uns geküsst, als wäre es das Natürlichste der Welt. Alles war mir vertraut. Deine Berührungen und dein Kuss waren voller Liebe. Genügt dir das nicht als Beweis dafür, dass nichts falsch daran ist, wenn wir uns jetzt lieben?“
    „ Elea, du hast nicht gesehen, was davor alles geschehen ist. Du sagtest, dass Dunkelheit herrschte. Vielleicht hast du das Portal auf meinen Befehl oder - noch schlimmer - unter meiner oder Darrachs Folter hin geöffnet und der Dämon ist in unsere Welt eingebrochen und hat Leid und Finsternis über die Menschen gebracht.“ Elea schloss die Augen. Ungewöhnlich langsam lösten sich zwei dicke Tränen von ihren Wimpern und liefen ihre Wangen hinunter. Maél starrte wie gebannt auf diese beiden Tränen, die in seinem Herzen einen ungeahnten Schmerz auslösten. Elea schlug die Augen wieder auf. „Da muss ich dir recht geben. Ich weiß nicht, was davor geschehen ist. Es kann etwas Schreckliches passiert sein, vielleicht aber auch nicht. Aber was für mich viel wichtiger ist, ist dass wir wieder zueinander gefunden haben und dass du nicht über mich hergefallen bist, obwohl du verwandelt warst und obwohl du noch einen zweiten Ring um deinen Hals getragen hast, mit dem Darrach dich bestimmt mit einem neuen Zauberbann belegt hat.“
    „ Was habe ich? Du hast zwei Ringe gesehen? Bist du dir ganz sicher?“, fragte Maél aufgeregt nach. Er wusste nicht, ob er über diese

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