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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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ist mit dem jüngsten Ereignis, das vielleicht meine unvernünftigste Tat überhaupt war, die ich jemals begangen habe? Was ist aber groß passiert?“
    „ Was groß passiert ist? Diese sinnlose Tat hätte beinahe dein Leben gekostet!“ Endlich hatte Maél es geschafft, Elea ein paar Worte entgegenzuschleudern, wovon sie sich aber nicht beeindrucken ließ. Insgeheim musste er zugeben, dass ihn ihre Argumentation, die sie ihm leidenschaftlich vortrug, durchaus beeindruckte. Er spürte schon, wie die Mauer seines Widerstandes zu bröckeln begann. Aber um sie vollends zum Einstürzen zu bringen, bedurfte es noch mehr, viel mehr.
    „ Glaube mir, wenn Darrach sich nicht sicher gewesen wäre, dass du und Arabín mich zusammen retten könntet, dann hätte er diesen Schuss auf mich niemals gewagt. Dafür bin ich viel zu wichtig für ihn. Außerdem was ist an der gegenwärtigen Situation schlechter, als wenn ich mit Arabín bereits über alle Berge wäre? Du siehst darin eine unnötige Gefährdung meines Lebens und meiner Bestimmung. Ich sehe darin eine Chance für unsere Liebe, aber auch für eine gemeinsame Zukunft. Darrach hat ohnehin diese Schlacht gewonnen. Unsere Wege werden sich in absehbarer Zeit trennen, möglicherweise für immer, vielleicht aber auch nicht. Und dass du die Kontrolle über mich und über Arabín erlangen wirst, wenn wir uns lieben, bringt ihn sicherlich auch wieder ein Stück seinem Ziel näher. Aber, Maél, mein Gefühl sagt mir, dass es auch uns nützen wird, nicht jetzt sofort, aber später irgendwann, wenn wir wieder aufeinandertreffen sollten. Ich spüre, dass es enorm wichtig ist, dass wir es tun. Und so absurd es für dich klingen mag, du bist der einzige Mann, dem ich meine Unschuld schenken kann und werde. Erst recht als eine Farinja . Uns verbindet etwas ganz Starkes. Fühlst du es denn nicht?“
    Elea hatte den Abstand zu Maél wieder verkleinert, ohne dass er sofort wieder zurückwich. Im Moment sah es danach aus, dass er zu keiner Bewegung fähig war. Er hatte wieder seine Hände zu Fäusten geballt und blickte ihr unverwandt in ihre grünen Augen. Sein Herz hämmerte immer wilder gegen seine Brust und in seinem Innern breitete sich schon wieder diese wohlige Wärme aus, die im Moment aber ausgesprochen ungelegen kam. Er versuchte, mit Worten dagegen anzukämpfen. „Das ist Wahnsinn, Elea! Wir setzen dabei zu viel aufs Spiel. Du riskierst das Wohl des Menschenvolkes. Wir dürfen es nicht tun.“
    „ Ich werde noch Zeit genug haben, mich meiner Verantwortung gegenüber dem Menschenvolk zu stellen. Im Moment aber zählen nur du und ich.“ Elea sah ihn mit flehenden Augen an und wartete auf eine Erwiderung. Er nahm jedoch wortlos eine Haltung ein, als rechnete er jeden Moment mit einem körperlichen Angriff. „Maél, bitte! Mach es mir doch nicht so schwer! Versuche in all dem das zu sehen, was ich sehe! Ich weiß, ich bin einige Jahre jünger als du und mir mangelt es wahrscheinlich in allen Bereichen des Lebens im vergleich zu dir an Erfahrung. Aber was Gefühle und Intuition angeht, da musst du zugeben, dass ich dir weit überlegen bin. Und wenn das jetzt alles nicht hilft, dich davon zu überzeugen, dass es nicht falsch ist, wenn wir uns lieben, dann habe ich noch zwei letzte Trümpfe in der Hand. Über den einen wirst du nicht erfreut sein, wenn ich ihn dir nenne und den anderen finde ich dir gegenüber unfair, zumal ich dafür viel zu unerfahren bin“, sagte Elea mit immer unsicherer werdender Stimme. Sie konnte hören, wie Maél seinen Atem immer lauter ausstieß. Seine Anspannung wuchs von Augenblick zu Augenblick. „Ich will beide hören. Ich muss beide hören. Vielleicht sind es genau die, die ich noch brauche, um diese Wahnsinnstat zu begehen. Fang mit dem an, der mich nicht erfreuen wird!“, forderte er sie mit rauer Stimme auf.
    „ Als ich vorhin zum Nachdenken allein war, war mein Kopf für ein paar Augenblicke vollkommen leer und ich spürte nur die eiskalte Luft, die von draußen hereinströmte. Auf einmal hatte ich ein Bild aus einem Traum vor Augen. Den hatte ich, kurz bevor ich erwacht bin. Ich hatte ihn durch die schrecklichen Erinnerungen an den Kampf mit Darrach völlig vergessen. Jedenfalls als ich dieses Bild vor mir sah, erinnerte ich mich auch sofort wieder an den Traum: Ich war allein, völlig verlassen in absoluter Dunkelheit und in einer erdrückenden Totenstille. Ich fühlte mich schrecklich einsam, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt.

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