Die Traene des Drachen
drehte sich zu ihr um, sodass er seinen watschelnden Marsch durch den Höhlengang antreten konnte. Er warf ihr nur einen ernsten Blick zu, in dem sie jedoch glaubte, auch eine Spur Verständnis lesen zu können.
Elea hatte noch nicht richtig ihren Fuß in die Höhle gesetzt, da spürte sie schon Maéls durchdringenden Blick auf sich ruhen. Ihr Herz begann, sofort schneller zu schlagen und sie hatte Mühe, die warme Höhlenluft einzuatmen. Sie war so aufgeregt, dass sich ihre Lungen vor lauter Verkrampfung nicht ausdehnen konnten. Sehen konnte sie seine Gestalt nur schemenhaft, da mit dem sich entfernenden Drachen auch der rötliche Lichtschein verschwand. Also zog sie ihren Umhang von ihrem Kopf und legte ihn sich um die Schultern. Sofort war wieder genügend Licht in der Höhle, um alles genau erkennen zu können... auch die kleinste Gefühlsregung in Maéls Gesicht. Er war abrupt vom Boden aufgesprungen, als Arabín die Sicht auf Elea freigab. Nun stand er wie versteinert da, die Hände zu Fäusten geballt. Sie wusste sofort, was in ihm vorging. Es wird nicht einfach werden. Aber was ist in meinem Leben inzwischen schon einfach!
„ Ich weiß, was du vorhast. Es wird dir aber nicht gelingen. Ich werde diesen Wahnsinn nicht zulassen“, schrie er Elea entgegen, die langsam auf ihn zuschritt. Zwei Schritte vor ihm ließ sie sich im Schneidersitz nieder. Dabei rutschte ihr versehentlich ihr Fellumhang von den nackten Schultern, was er sofort mit einem lauten Schnauben und einem grimmigen Blick kommentierte. Um der drohenden Gefahr zu entkommen, vergrößerte er demonstrativ den Abstand zu ihr um mehrere seiner ausladenden Schritte, die sie schon mehr als einmal verflucht hatte.
„ Maél, bitte hör mich an! Lass mich dir zeigen, dass nichts falsch daran ist, wenn wir...“
„ Ich will nichts darüber hören. Ich sehe nichts Gutes darin, wenn du dich mir hingibst, außer dass wir unserem sehnsüchtigen Verlangen nachgeben, was aber zweit- ,wenn nicht sogar drittrangig ist.“
„ Unsere Liebe ist dir also nicht wichtig?“, entgegnete Elea sofort etwas ungehalten.
„ Ja, genau. Sie ist mir nicht wichtig genug, verdammt nochmal! Es steht viel mehr auf dem Spiel. Die Welt, die Menschen und vor allem dein Leben, das wichtiger ist als unsere Liebe.“
„ Für dich vielleicht, aber nicht für mich“, erwiderte sie wieder wesentlich sanfter. Sie merkte, dass sie so nicht weiterkam. Sich auf einen Streit mit ihm einlassen, würde zu nichts führen. Und es würde ihnen nur kostbare Zeit verloren gehen. Also würde sie ihm jetzt erst einmal einen Schock versetzen und dann mit der Enthüllung ihrer wahren Identität herausrücken, von der er vermutlich auch noch keine Ahnung hatte. „Maél, du hattest recht damit, dass der Drache ein weises Wesen ist. Er hat mir eine Ungeheuerlichkeit enthüllt, die Darrach dir verschwiegen hat. Da bin ich mir ganz sicher. Oder wusstest du, dass du jetzt im Moment auf dem Portal zur dunklen Seite der Welt stehst, hinter der Feringhor mit irgendeinem Dämon nur darauf wartet, dass es geöffnet wird?“ Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen wich Maél noch ein paar Schritte zurück und sah suchend auf den Boden, bis er die in einem Kreis angeordneten Steine entdeckte. Er ging ebenso wie schon Elea zuvor in die Hocke und wischte mit der Hand den Staub und Sand zur Seite, bis ihm die schwarze, glatte Oberfläche des Portals entgegenglänzte. Ängstlich und fragend sah er zu ihr auf. „Keine Sorge, solange ich nicht meinen Stab als Schlüssel benutze, können wir, glaube ich darauf einen Tanz veranstalten, ohne dass etwas passiert.“
„ Dein Stab ist der Schlüssel zu diesem Portal?“ Maéls Stimme hatte einen ungewöhnlich hohen Klang angenommen und seine Augen waren noch größer geworden. „Ja. Nur ein Drache und sein Reiter zusammen sind mit diesem Schlüssel in der Lage, es zu öffnen. Und da der Stab speziell für einen ganz bestimmten Drachenreiter vor bereits Hunderten von Jahren angefertigt wurde und nur in der Hand dieser Person auch funktioniert, so kannst du dir denken, wer letztendlich der Wächter des Portals ist.“
„ Du!?“ Maéls Stimme war nur noch ein Flüstern. Auf den Schock hin musste er sich auf den Boden setzen, da sich auf einmal wieder alles um ihn herum drehte. Darrachs Blutraub wirkte immer noch nach. Dass er sich dabei mitten auf das Portal setzte, war ihm gleichgültig.
Eine erdrückende Stille senkte sich auf die beiden. Elea schwieg, weil sie
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