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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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hat, scheint, seine Sprache noch zusätzlich verschlüsselt zu haben, um den Text vor unliebsamen Lesern geheim zu halten.“ König Roghan kratzte sich unsicher an der Stirn. „Und wie sollen wir fortfahren, wenn Maél mit dem Mädchen in Moray angekommen ist? Du weißt, dass ich möglichst schnell Eloghan von seinem unverdienten Thron stürzen und mir endlich meinen Traum erfüllen will.“
    „ Wenn alles planmäßig verlaufen ist, dann müssten sie bereits in Rúbin angekommen sein und sich auf dem Heimweg befinden. Mir bleiben also noch mindestens vier Wochen – genug Zeit, um noch auf wichtige Hinweise bezüglich der Auserwählten zu stoßen.“
    „ Hoffentlich verläuft auch alles planmäßig! Dass Mael sie findet, daran hege ich nicht den geringsten Zweifel. Aber er ist ein Einzelgänger. Du selbst hast gesagt, dass er nur zähneknirschend zugestimmt hat, sich mit Hauptmann Jadora und seinen Kriegern auf die Suche nach ihr zu machen. Zudem war er noch nie so lange von dir getrennt.“ Eine Spur von Skepsis hatte sich in Roghans Stirn gegraben.
    „ Deshalb habe ich auch Jadora ausgewählt. Er ist bestens als sein Aufpasser geeignet. Er kennt ihn gut und ist der einzige Mann, der nicht gleich den Schwanz einzieht, wenn Maél ihn anknurrt.“ Der zuversichtliche Ton in Darrachs Stimme ließ die Stirn des Königs wieder etwas glatter erscheinen. Dennoch konnte Roghan nicht umhin, noch eine letzte im Raum stehende Unsicherheit zu äußern. „Hoffen wir nur, dass unsere Spione in Rúbin nicht einem Trugbild unterlagen, als sie des Nachts das umherwandelnde, rot glühende Licht entdeckt haben!“
     

    ***
     

    Die Sonne hatte schon ihren höchsten Punkt überschritten und schenkte dem erwachenden Herbst einen warmen Tag. Vereinzelte Wolken begleiteten die kleine, schweigsame Reitergruppe auf ihrem zügigen Ritt. Sie hatte den Luk an einer Furt überquert und bewegte sich gen Westen. Maél gab nur einmal den Befehl zum Anhalten, um die Pferde am Fluss zu tränken. Elea war irgendwann im Laufe des Vormittags in Jadoras Armen stöhnend aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht, um gleich wieder in einen tiefen Schlaf zu fallen. Der Hauptmann versuchte vergebens, ihr immer mal wieder etwas Wasser aus seinem Schlauch einzuflößen.
    „ Das arme Mädchen ist völlig erschöpft. Und dann musstest du ihr auch noch so einen Schlag verpassen. Hast du denn überhaupt kein Mitleid mit Menschen, die schwächer sind als du?! Deine Gewalttätigkeit macht nicht einmal vor einer Frau Halt, die zudem fast noch ein Kind ist“, blaffte er Maél vorwurfsvoll an. Er zog sein Messer aus dem Gürtel und machte sich umständlich daran, ihre Handfesseln hinter ihrem Rücken durchzuschneiden.
    Ein Kind ist sie ganz bestimmt nicht mehr. „Was wird das, Jadora?“, knurrte der maskierte Mann. „Ja was wohl?! Ich nehme ihr die Fesseln ab. Die trägt sie jetzt schon seit letzter Nacht. Ihre Handgelenke sind schon blutig gescheuert. Und wenn sie wach wird, wird sie ihre Arme und Hände nicht mehr spüren.“
    „ Dann pass nur auf, dass sie dir nicht das Gesicht zerkratzt. Sie wehrt sich wie eine Wildkatze“, erwiderte Maél verächtlich. „Das lass mal meine Sorge sein. In ihrem jetzigen Zustand wird sie wohl kaum die Kraft haben, sich zu wehren.“ Maél beobachtete, wie der Hauptmann Elea wieder bequem an seine Brust bettete und ihre Arme und Hände massierte. Er konnte direkt auf die genähte Wunde an ihrer rechten Schläfe sehen. Er musste sie ihr versehentlich mit seinem Ring zugefügt haben, in dem ein schwarzer, scharfkantiger Diamant eingefasst war. Morgad, einer der beiden Krieger, die im Haus die Familie bewacht hatten, näherte sich mit seinem Pferd. „Wie geht es ihr? Also heute Morgen, im Haus des Jägers, saß sie noch ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Stuhl, während ihre Mutter ihr den Schnitt genäht hat. Ich habe die Stiche gezählt: Es waren acht. Und das ohne ein schmerzbetäubendes Kraut.“ Maél brummte daraufhin etwas in seinen Bart hinein. Es klang so etwa wie: Sie werde es überleben und er solle sich um seinen eigenen Kram kümmern. Insgeheim erstaunte ihn jedoch die Bemerkung des Soldaten. Dieses Mädchen ist voller Überraschungen. Zimperlich ist sie also auch nicht. Er lenkte mürrisch von dem Thema ab, das ihm offenkundig unangenehm war. „Wir sollten noch unsere Wasserschläuche auffüllen. Von jetzt an werden wir uns vom Fluss weg etwas weiter nördlich halten. Ich will so wenig Leuten wie möglich

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