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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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Krabbelstellung bringen, als er bereits vor ihr stand. Völlig unerwartet nahm er sie auf seine Arme und trug sie zurück zum Schlafplatz. Diese fast schon zärtliche Geste traf Elea so überraschend, dass sie weder zu einer verbalen noch tätlichen Reaktion auf seine körperliche Nähe in der Lage war. Sie sah ihm neugierig ins Gesicht, während er starr geradeaus blickte. Etwas Außergewöhnliches konnte sie jedoch immer noch nicht darin erkennen. Dafür war es viel zu dunkel. Wo ist heute Nacht nur der Mond?!
    Beim Lagerplatz angekommen ließ er die junge Frau wesentlich weniger behutsam auf ihren Umhang plumpsen. Sie wusste gar nicht, was sie von seinen Stimmungsschwankungen halten sollte. Erst nahm er sie auf seine Arme, als wäre sie aus Glas. Ein paar Augenblicke später ließ er sie wieder grob auf ihren Platz fallen, als würde er sich die Hände an ihr verbrennen. Sie war so von seinem merkwürdigen Verhalten überrumpelt, dass ihr auf seine neuerliche Grobheit hin keine angemessene, spontane Reaktion einfiel. Deshalb schwieg sie. Er legte sich erneut auf die ihr zugewandte Seite, während sie auf dem Rücken liegend zu ihm hinüber blickte. Ihre Neugier siegte schließlich. Sie drehte sich ihm schließlich ganz zu, um einen guten Blick auf sein Gesicht zu haben. Sie beschloss, die ganze Nacht durchzuwachen, um mit dem ersten Tageslicht sein Gesicht unter die Lupe nehmen zu können. Sie könnte ja den ganzen Tag auf dem Pferd schlafen, so wie sie es den vergangenen Tag bereits gemacht hatte. In Anbetracht der Tatsache, dass sie sich wieder von einem Pferd tragen lassen musste, kam ihr dies in schlafendem Zustand ohnehin erträglicher vor.
    Doch Elea war es nicht vergönnt, einen Blick auf Maéls unmaskiertes Gesicht zu erhaschen. Die Strapazen und Aufregungen steckten trotz des langen Schlafs immer noch in ihren Knochen und forderten ihren Tribut. Als sie erwachte, fing der Morgen schon zu dämmern an. Sie drehte ihren Kopf zu ihrem Aufpasser und musste feststellen, dass sein Schlafplatz leer war. Seine Maske war auch nicht zu sehen, worüber sie sich fluchend ärgerte.
    Während sie am Abend zuvor noch kein Auge für die Umgebung hatte, schaute sie sich jetzt genau um. Sie lagerten geschützt in einer Gegend mit hohen Büschen und Sträuchern. Und bei genauerem Hinhören konnte sie auch das leise Gluckern eines Baches hören. Plötzlich drangen aus einiger Entfernung klirrende Geräusche an ihre Ohren, als ob Schwerter aufeinanderschlugen. Sie erhob sich langsam, um einem erneuten Schwindelanfall vorzubeugen, und bewegte sich nun in aufrechter Position vorsichtig in die Richtung aus der das Klirren kam. Die sieben Krieger bekamen von alldem nichts mit. Sie schliefen und schnarchten in ihren Fellen eingewickelt um die Wette. Elea bahnte sich ihren Weg zwischen verschiedenen Büschen und durch Gestrüpp hindurch, an dem sie aufgrund ihres noch taumelnden Ganges mehr als einmal hängen blieb. Sie kam der Geräuschquelle von Schritt zu Schritt näher. Das Metallklirren wurde immer lauter. Es waren eindeutig Schwertkampfgeräusche. Sie vernahm jetzt auch schon deutlich vor Anstrengung keuchendes Atmen und Stöhnen. Eine Faust legte sich um ihr Herz, das immer heftiger schlug, erst recht, als sie eine Stimme erkannte, seine Stimme. Sie klang, wie immer, höhnisch und arrogant. Plötzlich überkam Elea eine schreckliche Ahnung. Sie eilte schwankend dem Kampfgeschehen entgegen. Stolpernd erreichte sie endlich einen kleinen freien Platz, der hinter Büschen und Sträuchern versteckt war. Ihr Blut floss wie Eis durch ihren Körper, als sie die beiden kämpfenden Männer erblickte: den maskierten Mann und Kellen. „Nein! Hört sofort auf!“, schrie sie. Die beiden hielten kurz inne und schauten zu ihr hinüber. Es war für Elea in dem kurzen Moment, in dem sie Maél und Kellen kämpfen gesehen hatte, deutlich zu erkennen gewesen, dass Kellen dem hoch gewachsenen Mann mehr als unterlegen war. Offensichtlich spielte dieser mit dem jungen Mann und quälte ihn unnötig. „Kellen, warum hast du nicht auf mich gehört? Es hat keinen Sinn. Bitte gib auf und geh wieder nach Hause!“ sagte die junge Frau flehend mit Tränen in den Augen. Sie näherte sich noch einige Schritte den beiden Männern. „Bleibt stehen, wo Ihr seid! - So einfach ist das nicht, Mädchen! Wir haben den Kampf begonnen und werden ihn zu Ende austragen, nicht wahr Kellen?“ Maéls Stimme triefte vor Selbstgefälligkeit und kaltem Hohn. Kellen war

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