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Die Traene des Drachen

Die Traene des Drachen

Titel: Die Traene des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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unter den Vorsprung in sicherem Abstand zu Elea. Sie hatten es schließlich aufgegeben, die Vögel zu verscheuchen, und ließen das Mädchen und ihre kleinen Freunde nicht aus den Augen. Elea amüsierte sich über die ängstlich dreinblickenden Krieger, vor allem als sie das Wort Hexe fallen hörte, hätte sie beinahe laut aufgelacht.
    Völlig unerwartet stand plötzlich Maél vor ihr und hielt drei erlegte Kaninchen nur eine Armlänge von ihrem Gesicht entfernt an den Ohren. Ihr wäre beinahe ihr Haferkeks wieder hochgekommen. Er warf die Kaninchen auf den Boden und befahl ihren beiden Wachsoldaten in unfreundlichem Ton, sie zu häuten und auszunehmen. Seine Kleidung klebte an ihm wie eine zweite Haut. Von ihr abgewandt legte er die Maske ab und zog sich Panzer und Tunika aus. Anschließend verdeckte er wieder sein Gesicht. Mit dem Anziehen von frischen, trockenen Kleidern ließ er sich jedoch noch Zeit. Bei der Hitze, die er ausstrahlt, ist es kein Wunder, dass er so nicht friert. Es war gerade noch hell genug, dass die junge Frau das Muskelspiel unter seiner Haut bei jeder seiner Bewegungen genau erkennen konnte. Er hatte breite Schultern und einen schlanken, athletischen Körper. Seine Brust war glatt und unbehaart. Elea stutzte plötzlich. Sie stellte bei der Begutachtung seines Oberkörpers, die sie zu ihrem Ärger nicht unbeeindruckt zum Abschluss gebracht hatte, zahlreiche kreisrunde, erhabene Male auf seiner Haut fest – Brandnarben, so wie es schien. Außerdem trug er um den Hals eine Art Ring.
    Eleas Aufmerksamkeit, die auf Maél gerichtet war, wurde urplötzlich von einer allgemeinen Unruhe unter den Männern abgelenkt, die den trockenen Lagerplatz unter dem Vorsprung verließen und zum Himmel empor schauten. Das Schauspiel, das sich ihnen dort bot, war zugleich faszinierend und gespenstisch. Ein riesiger Schwarm Krähen zog zusammen mit mehreren Raubvögeln ihre Kreise über die neun Menschen hinweg und machten einen ohrenbetäubenden Lärm. Elea wurde sich mit einem Male bewusst, dass sie völlig unbeobachtet war. Alle Männer hatten ihren Kopf weit nach hinten geneigt, um das Spektakel über ihnen besser sehen zu können – auch die beiden Krieger, die gerade noch damit beschäftigt gewesen waren, die Kaninchen auszunehmen. Da kam ihr ein Gedanke. Sie sah mit wachsender Anspannung zu der Stelle, wo die halb ausgenommenen Kaninchen lagen. Und da sah sie es. Ein Messer steckte noch im Bauch eines Tieres. Das war ihre Chance, auf die sie die ganze Zeit gewartet hatte. Es war vielleicht die einzige, die sich ihr auf dieser Reise bot. Wenn sie diese ungenutzt an ihr vorübergehen ließ, musste sie möglicherweise die Gegenwart dieses brutalen Kerls ertragen, bis sie in Moray ankommen würden. Und was sie dann dort erwarten würde, daran wollte sie erst gar nicht denken. Ihr Herz schlug ihr vor Aufregung bereits bis zum Hals. Sie musste es tun, und zwar sofort und möglichst schnell. Sie vergewisserte sich noch ein letztes Mal, dass alle zum Himmel hoch sahen. Dann rannte sie so schnell sie konnte in gebückter Haltung zu dem Messer und zog es aus dem halb aufgeschnittenen Leib des Kaninchens heraus. Das Dämmerlicht war auf ihrer Seite. Niemand hatte sie bemerkt. Sie kauerte sich kurz auf den Boden und maß blitzschnell ihren Abstand zu Maél ab. Es waren zehn bis fünfzehn Schritte. Mit hämmerndem Herzen atmete sie noch einmal tief durch, dann rannte sie auch schon auf ihn zu. Sie hatte etwa die Hälfte der Strecke hinter sich, da drehte sich der maskierte Mann jäh um, als hätte er ihr Herannahen gespürt. Alles ging auf einmal so schnell. Elea nahm die letzten Schritte im Hechtsprung und flog geradezu auf ihn zu. Maél konnte im letzten Moment ausweichen, sodass Elea ihn nur am Oberarm erwischte. Er stöhnte kurz auf und drückte seine Hand auf die Schnittwunde. Elea prallte auf die Erde und lag wie versteinert da. Sie ließ den nur harmlos verletzten Mann nicht aus den Augen. Das Messer hatte sie bereits fallen gelassen. Ihr Herz und ihr Magen verkrampften sich um die Wette. Und ihre Lungen drohten ihren Dienst zu verweigern. Sie hatte den Entschluss, ihren Mordplan auf der Stelle in die Tat umzusetzen, so spontan gefasst, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen, wenn sie scheitern würde. Zitternd wartete sie auf seine Reaktion. Jadora und seine sechs Krieger hatten anscheinend Maéls Aufstöhnen gehört und richteten alle ihren Blick gebannt auf den halbnackten Mann, der immer noch vor

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