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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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    Auf den Fotos sah man, wie übel zugerichtet sie war – die Prellungen, die Verfärbungen, geschwollene Lippen, zwei blaue Augen und ein aufgedunsenes, hell angestrahltes Gesicht. Decker gelang es kaum, diese Schnappschüsse mit der Frau, die jetzt vor ihm saß, unter einen Hut zu bringen. Terry hatte sich in den vergangenen fünfzehn Jahren verändert; aus dem schönen Teenager war eine elegante, umwerfend aussehende Frau geworden. Das Alter hatte ihr Gesicht weicher und runder werden lassen, mit dem Ausdruck der zerbrechlichen Erlesenheit einer viktorianischen Kamee. Sein Blick wanderte wieder von den Bildern zu ihrem Gesicht. Er zog eine Augenbraue hoch.
    »Ganz schön schlimm, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Ihr Ehemann hat eine ziemliche Nummer mit Ihnen abgezogen.« Wenn Decker die Augen zusammenkniff und ihr Gesicht genau unter die Lupe nahm, konnte er die Relikte der Tracht Prügel sehen – einige Hautstellen spielten noch ins Grüne. »Und diese Fotos sind ungefähr sechs Wochen alt?«
    »Ungefähr.« Sie veränderte ihre Sitzposition auf dem Sofa. »Der Körper ist doch ein erstaunliches Konstrukt. Früher habe ich in allem ein Wunder entdeckt.«
    Als Ärztin wusste Terry aus erster Hand darüber Bescheid. Dass sie es geschafft hatte, während ihrer Ehe mit diesem Irren ein Medizinstudium zu beenden und ein Kind großzuziehen,
war ein Beleg für ihre Charakterstärke. Sie so zusammengeschlagen zu sehen, konnte Decker schwer ertragen.
    »Sind Sie sich sicher, die Sache durchziehen zu wollen? Sich hier in Los Angeles mit ihm zu treffen?«
    »Ich habe es so lange wie möglich vor mir hergeschoben«, antwortete Terry. »Es bringt nichts, sich zu verstecken. Wenn Chris mich finden will, dann wird er das tun. Hier geht’s um Gabe. Wenn Chris erst mal richtig die Wut packt, lässt er es vielleicht an ihm aus. Ich muss Gabe durchbringen, bis er erwachsen ist, Lieutenant, bevor ich irgendeine Entscheidung für mich treffe.«
    »Wie alt ist Gabe?«
    »Rein rechnerisch gesehen wird er in vier Monaten fünfzehn. Psychologisch betrachtet ist er ein alter Mann.«
    Decker nickte. Sie saßen in einer geschmackvoll möblierten Hotelsuite in Bel Air, Kalifornien. In der Farbgebung herrschte eine beruhigende Palette an Beigetönen vor. Gleich am Eingang befand sich eine Bar mit Spülbecken und marmornem Tresen, um Drinks zu mixen. Terry hatte sich in einen Diwan gegenüber einem steinernen Kamin gekuschelt. Decker saß links von ihr in einem Ohrensessel, mit Blick auf den privaten Patio, der üppig mit Farnen, Palmen und Blumen bepflanzt war – eine Oase für die wunde Seele. »Was lässt Sie daran glauben, dass Sie überleben, bis Gabe achtzehn wird?«
    Terry dachte eine Weile über diese Frage nach. »Sie wissen doch, wie kalt und berechnend mein Ehemann ist. Das war das erste Mal, dass er überhaupt die Hand gegen mich erhoben hat.«
    »Was war der Grund dafür?«
    »Ein Missverständnis.« Sie blickte zur Decke hoch und vermied es, Decker anzusehen. »Er fand ein paar ärztliche Unterlagen und dachte, ich hätte abgetrieben. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, dass er aufhörte, mich zu schlagen, und
mich ausreden ließ, stellte er fest, den Namen falsch gelesen zu haben. Meine Halbschwester war die mit der Abtreibung.«
    »Er verwechselte Melissa mit Teresa.«
    »Wir haben denselben zweiten Namen. Ich heiße Teresa Anne. Sie ist Melissa Anne. Völlig bescheuert, aber mein Vater ist eben bescheuert. Ich benutze immer noch den Nachnamen McLaughlin, wie meine Halbschwester, weil er auf all meinen Zeugnissen und Zulassungen steht. Er hatte den Namen falsch gelesen, und dann drehte er durch. Nicht dass er sich irgendwas aus Kindern macht, aber der Gedanke, ich hätte seine Nachkommenschaft zerstört, ließ ihn die Kontrolle verlieren. Ich bin nur froh, dass kein Gewehr in der Nähe herumlag.« Sie zuckte mit den Achseln.
    »Warum haben Sie ihn geheiratet, Terry?«, fragte Decker.
    »Er wollte es so, ganz offiziell. Ich konnte kaum Nein sagen, da er uns ja unterstützt hat. Ohne sein Geld hätte ich das Medizinstudium nie beenden können.« Sie schwieg einen Moment. »Meistens lässt er Gabe und mich in Ruhe. Er kümmert sich nur um seine Arbeit oder Alkohol oder Drogen oder andere Frauen. Gabe und ich sind geschickt darin, ihn zu umkreisen. Wir haben einen neutralen und manchmal sogar angenehmen Umgang miteinander. Er ist großzügig und weiß seinen Charme einzusetzen, wenn er etwas will. Ich gebe ihm, was er

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