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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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die Tatsache, dass er ständig die Augenbrauen hochzieht, wenn er mich ansieht und mir einen Luftkuss nach dem anderen zuwirft, lässt mich messerscharf schließen, dass er vielleicht tatsächlich an einer Freundschaft interessiert sein könnte.
    Nach einer unendlich langen Wartezeit ruft die Jury endlich mich auf. Ich habe ein gutes Gefühl und bin ziemlich selbstsicher. Aber als ich in die Turnhalle trete, weiß ich sofort, dass die Chancen schlecht für mich stehen. Die Jury hat bereits dreiundzwanzig Walks hinter sich und macht einen gelangweilten Eindruck.
    »Keine Kampfdemonstration mehr!«, ruft einer von ihnen. »Wir wollen dich tanzen sehen!«
    »Yeah!«, stimmen die anderen ein. »Tanzen! Tanzen! Tanzen! Tanzen!«
    Ich lasse mich aber nicht ablenken und schnappe mir einen Bogen. Ich bin fest entschlossen, ihnen zu zeigen, was ich am besten kann: Bogenschießen. Aber die Zielscheiben, die sie hier haben, sind viel zu simpel: Es sind einfach nur blau und rot bepinselte Menschen. Ich weiß, womit ich Eindruck schinden kann: Ich werde ihnen die Eine-Frau-Vorstellung eines Jägers geben, der sich an ein Reh heranpirscht und beide Rollen gleichzeitig spielen. Ich werde sowohl Jäger als auch Gejagter sein.
    Als ich zum Höhepunkt komme – ich liege am Boden und kreische laut mit Schaum vor dem Mund auf, wie Rehe das gewöhnlich im Todeskampf tun –, merke ich, dass die Buhrufe plötzlich aufgehört haben. Sie sind bestimmt von meiner Vorstellung ergriffen. Da sehe ich, dass man ihnen gerade einen gebratenen Fasan vorgesetzt hat. Ich bin stocksauer. Hier stehe ich, mein Leben hängt an einem winzigen Faden, und ich werde von Leuten benotet, die eine schauspielerische Meisterleistung nicht einmal zu schätzen wissen, wenn sie mit Schaum vor dem Mund vor ihnen auf dem Boden herumrollt.
    Mir reicht’s! Ohne nachzudenken schieße ich einen Pfeil mitten auf den Apfel, den der Fasan im Schnabel hat. Ich verfehle ihn um Meilen, und der Pfeil bohrt sich durch die Brust eines Jurymitglieds.
    Stille. Es vergehen ein paar Sekunden, dann geschieht etwas Merkwürdiges: Einer aus der Jury fängt langsam an zu klatschen.
    Klatsch … Klatsch … Klatsch . Dann stimmen die anderen ein. Kurz darauf sind alle auf den Beinen, brüllen, johlen und applaudieren wie wild. Einige fangen sogar laut zu pfeifen an. »Super Show!«, höre ich einen rufen.
    »Der Typ war widerlich! «, ertönt eine Stimme.
    »Schieß noch mal auf Ralph!«, verlangt ein weiteres Jurymitglied. Ich gehorche.
    Ich habe den tosenden Applaus noch immer in den Ohren, als ich in den Lift steige, um nach oben in unsere Wohnung zu fahren. Als sich die Lifttüren im zwölften Stockwerk öffnen, warten Pita, Edelkitsch und Efi bereits auf mich.
    »Gleich werden die Punkte bekannt gegeben!« Edelkitsch ist ziemlich aufgeregt.
    »Und im Esszimmer warten schon Kekse auf uns!«, freut sich Pita.
    Wir bilden eine kleine Traube um den Fernseher, um uns die Notenvergabe live anzuschauen. Zuerst zeigen sie ein Foto von jedem Tribut, dann ein Tier, dem er oder sie am ähnlichsten sieht, gefolgt von der Punktewertung. Edelkitsch kann sich vor Aufregung kaum halten. Für ihn steht viel auf dem Spiel. »Los, Baby, Daddy will eine Sieben sehen!«, brüllt er.
    Die Kompetenztribute bekommen alle Noten zwischen acht und zehn. Von den unteren Stockwerken dringt begeistertes Grölen an unsere Ohren. Haudrauf erhält eine Elf. Nicht wirklich unerwartet. Aber als Nächstes kommt ein wahrer Schock: Das Baby Radi erhält eine volle Zwölf.
    »Was soll das denn?«, will ich verblüfft wissen.
    »Sie hat die Jury glatt umgehauen«, erklärt Pita. »Sie hat ein Stinkewürstchen gemacht, dass einer nach dem anderen umgekippt ist.«
    Jetzt kommt Pita. Erst das Foto, gefolgt von einem Faultier, das immer dicker wird. Jeder von uns hält den Atem an. Jeder außer Pita, der eine solche Anstrengung wohl nicht überstehen würde. Dann die Punkte: Null.
    » Ha! «, schreit Edelkitsch. »Da habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen!« Stolz schlägt er Pita auf den Rücken.
    Pita macht einen betroffenen Eindruck. »Das verstehe ich nicht«, meint er.
    »Was ist denn passiert?«, frage ich.
    »Es war alles perfekt. Ich bin reingegangen, habe mich bei der Jury für ihre Aufmerksamkeit bedankt und dann eine bescheidene, aufrichtige Rede darüber gehalten, dass ich bei den Hungerspielen gut abschneiden will.« Efi, Edelkitsch und ich starren ihn verdutzt an. »Ich habe ihnen gezeigt, was ich am besten

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