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Die Trantüten von Panem

Die Trantüten von Panem

Titel: Die Trantüten von Panem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Harvard Lampoon
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bauschigen Kopfkissen liegt. Radi ist noch am Leben! Das Geräusch war nur ihr niedliches Babyschnarchen.
    Seitdem sie und der Waschbär mich vor den LSBienen gerettet haben, verspüre ich das Verlangen, Radi zu beschützen. Aber ich kann mich der andauernden Visionen ihres Todes vor meinem inneren Auge nicht erwehren. Jeden Augenblick wird ein großer, starker Tribut auftauchen, um ihr ein Glied nach dem anderen auszureißen und es zu verschlingen. Dann wird er sich mich vorknöpfen, während ihm das Blut aus dem Mund rinnt. Wenn er mich isst, wird sich unser Blut in seinem Magen vermischen, und Radi wird meine Blutsschwester, genau wie Prin. Der Gedanke erfüllt mich mit Frieden und Freude.
    »Radi! Radi!«, brülle ich, was Mopsgesicht von ihrem Versteck unter einer Biergarnitur in der Mitte eines baumlosen Felds aufscheucht. Sie sprintet schreiend in den Wald.
    Radi streckt ihre Ärmchen nach oben. Das heißt, dass sie wach und unbewaffnet ist. Das soll wohl ein Friedensangebot sein, aber ich bin nicht auf den Kopf gefallen.
    »Bereite dich auf den Tod vor«, sage ich und hebe ruhig Pfeil und Bogen.
    Mein Pfeil durchbohrt das Fleisch eines Salamanders, der zufällig in der Nähe ist. Ich muss Radi etwas davon anbieten, um ihr Vertrauen zu gewinnen, und nähere mich vorsichtig. Es wäre ihr ein Leichtes, in ihrer geräumigen Windel allerlei Waffen zu verstecken. Außerdem besetzt sie den strategisch besseren Platz über mir. Ich koche den Salamander über ei nem Feuerzeug, das ich mir aus dem Prollhorn hole. Hoffentlich lockt der Geruch des köstlichen, gegarten Fleischs Radi zu mir herunter.
    »Radi, hast du was dagegen, wenn wir ein Bündnis eingehen?«, frage ich.
    Sie öffnet den Mund, als ob sie etwas sagen wollte, tut es aber nicht. Mein edelmütiges Angebot hat ihr wohl die Sprache verschlagen.
    »Ich weiß, was dich stutzen lässt. Warum sollte eine so vielversprechende Tributeuse wie ich, eine Siebzehnjährige – nicht mehr Kind, aber noch nicht Frau, vielleicht auch Mann – eine Allianz mit einem hilflosen Baby wie dir eingehen?«
    Radi nickt zustimmend in der unkoordinierten Art, die Babys an sich haben, wenn sie gerade einnicken.
    »Hör auf damit, Radi. Tu nicht so unschuldig, sonst wird das niemals was mit uns. Du bist kein hilfloses, sondern ein sehr cleveres Baby. Ja, du bist das beste Baby dieser Hungerspiele, und eines Tages wirst du zu einer tollen Frau heranwachsen.«
    Radi fängt zu kichern an. Sie ist eine harte Nuss, aber ich bin mir sicher, dass ich ihre Schale bereits angeknackst habe. Übrigens nur so nebenbei: Vom Baum hinter mir ist gerade ein Eichhörnchen aus seiner winzigen Hängematte gefallen.
    »Ja, das mag sein, Radi, und du hast vollkommen recht. Wahrscheinlich wird nur eine von uns beiden die Hungerspiele überleben und zu einer Frau werden. Warum also solltest du ausgerechnet mir vertrauen? Nun, ich werde dir mein geheimstes Geheimnis verraten: Ich könnte nie ein Baby umbringen! Babys wie du erinnern mich an mich selbst, wie ich überall hingemacht und hingesabbert habe. Du und ich, wir haben so viel gemeinsam!«
    Radi rollt sich auf den Bauch und vergräbt ihr Gesicht skeptisch im Kopfkissen.
    »Selbst wenn am Ende dieser Hungerspiele nur noch wir beide übrig sind, werde ich dich nicht töten. Ich kann es einfach nicht. Zumindest nicht, solange du noch nicht aus dem Krabbelalter heraus bist. Überleg doch mal, wie viel Spaß wir beide haben könnten. Wir würden die Arena zum Spielplatz machen. Du könntest hier frei und unbeschwert leben und mit all den putzigen Tieren spielen, ehe ich sie abschlachte und für uns zubereite.«
    Radi rührt sich nicht vom Fleck und gibt auch keine Geräusche mehr von sich. Ihr Körper ist mehr oder weniger im Kopfkissen verschwunden. Sie ist so tief in Gedanken versunken, dass sie selbst das Atmen vergisst.
    »Außerdem werde ich so oder so sterben. Jeder weiß, dass ich sterben werde. Wie mein Vater einmal gesagt hat: ›Jetzt hör gut zu, Kantkiss. Ich werde dir etwas über den Tod verraten.‹« Ja, was? Verdammt, mein Erinnerungsvermögen ist ja wirklich grauenhaft.
    »Ist ja auch egal«, fahre ich fort. »Du könntest mich jetzt wahrscheinlich töten, wenn du wolltest. Wahrscheinlich überlegst du dir gerade, wie du mich umbringen kannst.«
    Radi liegt noch immer regungslos da. Das ist wirklich Schauspielkunst vom Allerfeinsten. Ich habe keine Ahnung, wie sie das macht.
    »Also, wie gesagt, ich glaube, dass wir beide von einem

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