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Die Trasse von A'hi-nur

Die Trasse von A'hi-nur

Titel: Die Trasse von A'hi-nur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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demselben Lasso gefangen und mich beinahe dahin gebracht hätte, seßhaft zu werden, nur daß ihr ein paar Wochen vor der Hochzeit einer über den Weg lief, in dem sie genauso ihre wirklich erste große Liebe sah wie ein paar Jahre früher in mir. Hoffentlich hat er sie schnell weggeheiratet, bevor der nächste kam. Ich bin nicht rachsüchtig, aber Strafe muß sein.
    Nach alledem ist es wohl klar, daß dieser Versuch der blonden Praktikantin auf mich wirkte wie ein fremder Absatz auf dem Hühnerauge – es ist ja in dem Fall auch ziemlich unwesentlich, ob es absichtlich oder aus Versehen geschah.
    Ich schüttelte also nur den Kopf. Um aber nicht unhöflich zu erscheinen, tat ich, als hätte ich mir’s überlegt, bat sie, die Steuerung zu übernehmen, goß ihr und mir Kaffee aus der Thermosflasche ein – es war eine ziemlich kühle Nacht – und packte auch ein bißchen Obst aus.
    Sie nahm das als Einleitung für eine Unterhaltung und fragte mit verborgener Ironie: »Dieses Herumreisen auf allen Kontinenten macht den Menschen wohl zu einem rechten Hagestolz? Ich habe immer gedacht, Reisen bildet!«
    Sie avancierte in meiner Einschätzung vom Kücken zum frechen Huhn. Ich fragte zurück: »Wird jetzt an den Universitäten auch Ironie als Lehrfach gegeben?«
    Aber sie ließ sich nicht beeindrucken. »Hast du eigentlich nie daran gedacht zu heiraten? Das soll besänftigend wirken!«
    Das Du hatten wir alle von Anfang an vereinbart, aber jetzt war ich nahe daran, das zu bedauern. Was blieb mir übrig? »Leider hab’ ich mal daran gedacht«, antwortete ich wahrheitsgemäß, »aber statt der Hochzeitskarten hab’ ich allen meinen Freunden eine Mitteilung geschickt, daß ich nicht daran erinnert werden möchte!«
    Ich hatte wieder die Steuerung übernommen und warf jetzt einen schnellen Blick zur Seite, weil mir der Satz, unterbrochen durch eine notwendige Umschaltung, wohl doch etwas gröber herausgerutscht war, als ich es beabsichtigt hatte. Sie aß aber mit höchst zufriedenem Gesicht ihren Apfel.
    Eigentlich hätte ich ja nun befriedigt sein können, denn unsere Positionen waren so abgesteckt, wie ich es gewünscht hatte. Trotzdem verdroß es mich, daß das so reibungslos gegangen war, und ich kam ziemlich schnell dahinter, daß mein Verdruß nichts war als gekränkte männliche Eitelkeit; das verdroß mich noch mehr, denn ich hatte mich von so etwas frei geglaubt.
    So schwieg ich sie an, und sie schwieg mich an, und ich fühlte, daß ihr das Schweigen besser bekam als mir.
    Den Rest der Fahrt zu schildern erspare ich mir. Es gibt da auch nichts zu schildern. Ich haderte mit meinem Geschick, nahm mir vor, das Mädchen bei der ersten Gelegenheit zurückzuschicken, und wußte doch genau, daß ich das nicht tun würde, weil es unfair gewesen wäre. Wenn ich eins nicht leiden kann, so ist es das, wenn einer private Gefühle in öffentliche Angelegenheiten mischt.
    Kurz, es war eine schauderhafte Nachtfahrt, und das Hin und Her in meiner Stimmung hörte erst auf, als wir gegen Morgen ankamen, weil dann die Einrichtungsarbeiten unsere ganze Aufmerksamkeit beanspruchten. Wir spannten die Absorberschirme für unsere Sonnenkraftstation aus, schlossen die Kompressoren an, bliesen das Wohnzelt auf, das durch Druckluft gehalten wurde, verankerten es mit Duritrohren, richteten es ein und taten alles, was eben nötig ist, wenn man irgendwo seine Zelte aufschlägt. Darüber wurde es Spätnachmittag, so daß wir froh waren, als wir uns schließlich erfrischen, als wir essen und schlafen gehen konnten.
    Wenn man ausgeschlafen ist, sieht alles ganz anders aus. Wir inspizierten am anderen Morgen einträchtig die Stätte unseres künftigen Wirkens. Das dauerte freilich nicht lange, denn viel gab es nicht zu sehen: ein sanftgewelltes Meer von Sand, an der Oberfläche vom Wind geriffelt, aus dem sich unvermittelt eine größere Felsengruppe erhob. Die Stelle, die den Ansatzpunkt unserer Arbeit bilden sollte, hatten wir bald gefunden: eine etwa 500 m lange Felsenwand am Rande der Gruppe, die fast senkrecht abfiel. Hier hatten die Meßtrupps in etwa 10 m Tiefe so etwas wie ein Plateau festgestellt, dessen Ränder an drei Seiten weiter abfielen und sich in größerer Tiefe wieder mit dem Massiv vereinigten. Dieses Plateau wollten wir zuerst freisprengen, weil das aus mancherlei Gründen vorteilhaft war, und dann halbkreisförmig weiter vorgehen. Das hatte ich mir vorgenommen, als ich in Tripolis die Unterlagen der geologischen Erkundung

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