Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin
zu seinen Lippen.
Sie errötete leicht. „Champagner, wie aufmerksam. Lassen Sie uns damit auf den Vertrag anstoßen.“ Als ihr Blick A. J.s traf, bemerkte sie, wie diese die Stirn runzelte. „Versorgst du euch schon mit einem Drink? Das Essen ist sofort fertig.“
A. J. zögerte. Sie dachte an den Vertrag in ihrer Tasche und an ihre Bedenken. Doch dann fügte sie sich. Clarissa würde sowieso tun, was sie wollte. Sie konnte sie nicht länger schützen. „Was halten Sie von einem Wodka? Er ist gut, ich habe ihn selbst besorgt“, schlug sie vor.
„Gern. Wenn es keine Mühe macht, auf Eis.“
A. J. nickte und verschwand, dann kehrte sie mit zwei Gläsern und der Flasche zu rück. „Sie hat tat sächlich darangedacht, Eiswürfel zu machen“, bemerkte sie voller Erstaunen.
„Sie kennen Clarissa anscheinend sehr gut.“
„Allerdings.“ A. J. füllte Wodka in die Gläser und reichte ihm eines. „Sie ist weit mehr für mich als eine Mandantin, David. Das ist auch der Grund, warum ich will, dass ihr keine Nachteile aus dem Vertrag entstehen.“
Er ging zu ihr und nahm sein Glas entgegen. Erst als sie direkt vor ihm stand, nahm er den leichten, unaufdringlichen Duft ihres Parfums wahr. Er fragte sich, ob sie nur den Hauch eines Parfums auftrug, um die Männer anzuziehen oder abzuhalten. „Was befürchten Sie?“
Vermutlich würden sie in der nächsten Zeit noch eng zusammenarbeiten müssen. Deshalb beschloss A. J., ehrlich zu sein. Mit einem kurzen Seitenblick in die Küche vergewisserte sie sich, dass Clarissa noch beschäftigt war. „Clarissa trägt ihr Herz auf der Zunge. Sie ist vertrauensselig, und das macht sie verwundbar“, erklärte sie mit gesenkter Stimme.
„Glauben Sie, dass Sie sie vor mir beschützen müssen?“
A. J. nippte an ihrem Drink. „Genau das versuche ich gerade herauszufinden.“
„Ich mag Clarissa sehr.“ Ohne nachzudenken, nahm er eine Strähne ihres blonden Haares und wand sie spielerisch um seinen Finger. Seine Bewegung war so schnell, dass sie nicht zurückweichen konnte. „Sie ist eine liebenswerte, herzensgute Frau“, fuhr er fort, ließ die Hand sinken und ging ein paar Schritte durch das gemütliche Wohnzimmer. Er war selbst irritiert von seiner intimen Geste; es war eigentlich nicht seine Art, Geschäftliches und Privates zu vermengen. Noch dazu, wenn er seine Verhandlungspartnerin kaum kannte. Um sich zu sammeln, trat er ans Fensterund blickte hinaus. Im Garten hatte Clarissa ein Futterhäuschen aufgehängt, und David schaute den emsig hin und her fliegenden Vögeln zu. Auch die Katze war draußen, doch sie rekelte sich faul in der letzten Wärme der untergehenden Sonne und zeigte keinerlei Jagdinstinkt.
A. J. antwortete nicht gleich, sondern wartete, bis sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie Clarissa mögen. Aber ich bin sicher, Ihre Sendung steht für Sie an erster Stelle. Schließlich sind Sie ein Profi. Sie wollen eine gute Show, und Sie werden zweifellos alles tun, um sie zu produzieren.“
„Das stimmt.“ Mein Problem ist, überlegte er, dass sie heute längst nicht so glatt und unnahbar wirkt wie gestern im Büro. Sie trug eine weiche Seidenbluse in dem dunklen Rot wilden Mohns über einem eng anliegenden weißen Rock. Sie war barfuß. Ihr Haar war ungebändigt und vom Fahrtwind zerzaust. Nachdenklich gab er neues Eis in sein Glas und schenkte sich nach. Sie war noch immer nicht sein Typ. „Soweit ich weiß, habe ich nicht den Ruf, jemanden auszunutzen oder bloßzustellen, nur um gute Einschaltquoten zu erzielen. Ich mache meinen Job, A. J., und ich nehme ihn ernst. Genau das erwarte ich auch von jedem, der mit mir zusammenarbeitet.“
„Das ist nur fair.“ Ungefragt hatte er ihr ebenfalls noch einen Drink gemixt, und sie nahm das Glas entgegen. „Auch ich mache meinen Job – und dazu gehört, Clarissa zu beraten und vor Fallstricken zu schützen.“
„Gut, dann sind wir uns ja einig.“
„Das Essen ist fertig“, unterbrach Clarissas fröhliche Stimme die angespannte Atmosphäre. Mit einem kurzen Blick erkannte sie, dass ihre Gäste nicht mehr nah zusammenstanden, sondern die gesamte Breite des Rau mes zwischensich gebracht hatten. Sofort spürte sie die gereizte Stimmung, die Verwirrung und das Misstrauen. Das ist normal für zwei sture, selbstbewusste Menschen, die unterschiedliche Interessen vertreten müssen, entschied sie und fragte sich, wie lange es wohl noch dauerte, bis sie
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