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Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin

Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin

Titel: Die Traumfängerin - Roberts, N: Traumfängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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entgegnete er leichthin. Doch als sie durch den kleinen Flur gingen, blieb er plötzlich stehen und sah sie ernst an. „Ihnen wäre es lieber, Clarissa hätte mich heute Abend nicht zu diesem Essen eingeladen, nicht wahr?“
    Nachdenklich betrachtete sie ihn über den Rand ihres Weinglases. Aus Gründen, die sie selbst nicht erklären konnte, wäre es ihr am liebsten gewesen, ihn auf Abstand halten zu können. Für Clarissa, aber noch viel mehr für sie selbst. „Clarissa sucht sich ihre Freunde selbst aus“, antwortete sie stattdessen kühl.
    „Und Sie achten sehr genau darauf, dass niemand daraus einen Vorteil zieht.“
    „Ganz genau. Hier geht es lang.“ Sie wandte sich um und öffnete eine unscheinbare Tür. „Im Kerzenlicht wirkt dieser Raum sehr viel beeindrucken der – und noch romantischerbei Vollmond. Aber Sie müssen mit ihm vorliebnehmen, wie er jetzt ist.“ A. J. schaltete das Licht an und trat einen Schritt zurück.
    Das Zimmer war nicht besonders groß, doch seine Wirkung war phänomenal. Die Fenster waren mit schweren Samtvorhängen verhüllt, um den Raum vor ungebetenen Blicken zu schützen. Er vermittelte einem das Gefühl, als befinde man sich in einem abgeschiedenen Turm – oder in einem unheimlichen Verlies.
    Hier lag die Kristallkugel, die David bei seinem ersten Besuch vermisst hatte. Er konnte nicht widerstehen. Wie unter Zwang trat er einen Schritt näher und betrachtete die Kugel, die auf einem blauen Samttuch lag. Das kunstvoll geschliffene Glas funkelte und spiegelte das Licht in unzähligen Facetten zurück. In einem verschlossenen Holzkästchen mit Glasdeckel lagen uralte, abgegriffene Tarotkarten. Als David sie genauer betrachtete, konnte er erkennen, dass sie handgemalt waren. In einem Bücherregal standen aufgereiht Schriften über Voodoo, Telekinese, Telepathie und vieles mehr. Am Ende des Bordes entdeckte er eine Kerze in der Form einer großen, schlanken Frau, die ihre Arme zum Himmel reckte.
    Auf einem runden Holztisch, umrahmt mit kunstvoll geschnitzten Pentagrammen, lag ein Ouija. David erinnerte sich, von einem solchen Hexenbrett schon gehört zu haben. Es wurde genutzt, um mit Geistern in Kontakt zu treten. Fasziniert sah er sich weiter um. An einer Wand hingen unzählige Masken, getöpfert, geschnitzt und aus Pappmaché. Er entdeckte Wünschelruten und Pendel, afrikanische Holzschalen, indische Rasseln und Pyramiden in unterschiedlichen Größen.
    „Und, werden Ihre Erwartungen erfüllt?“, erkundigtesich A. J. nach einem Moment des Schweigens.
    „Um ehrlich zu sein, war ich auch ohne diese beeindruckende Ausstellung schon überzeugt von Clarissas Fähigkeiten.“ Er nahm eine kleine Glaskugel auf und spürte, wie sie sich in seine Handfläche schmiegte.
    Es war genau die richtige Antwort. Dennoch versuchte A. J., sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich darüber freute. „Clarissa liebt es, all diese Gegenstände zu sammeln, die mit Hellseherei und Wahrsagerei in Verbindung gebracht werden.“
    „Sie benutzt sie gar nicht?“
    „Es ist nur eine Sammelleidenschaft. Ein Freund hatte ihr vor Jahren die Tarotkarten aus England mitgebracht. Und dann hat sich die Sache verselbstständigt.“
    Noch immer spürte David das kühle, rund geschliffene Glas in seiner Hand. Prüfend sah er A. J. an. „Sie mögen es nicht, oder?“
    Sie zuckte die Schultern. „Ich würde es nicht gutheißen, wenn sie diese Dinge ernst nähme.“
    „Haben Sie das hier schon einmal ausprobiert?“ Er zeigte auf das Ouija-Brett.
    „Natürlich nicht.“
    Es war eine Lüge. Er wusste selbst nicht, warum er so sicher war, dass sie nicht die Wahrheit sagte. „Sie glauben also nicht an die magische Wirkung dieser Gegenstände?“
    „Ich glaube an Clarissas Fähigkeiten. Der Rest ist reine Show. Aber ich weiß, dass die Leute es erwarten.“
    Dennoch spürte er den Zauber, der von diesen Hilfsmitteln ausging und Menschen seit Jahrtausenden in seinen Bann zog. „Sind Sie tatsächlich niemals der Versuchung erlegen, sich von Clarissa Ihr Schicksal aus der Kristallkugel vorhersagen zu lassen?“
    „Clarissa braucht dafür keine Kugel, und sie sagt auch niemandem die Zukunft voraus.“
    Nachdenklich öffnete er die Hand und blickte auf die kleine Glaskugel. „Glauben Sie nicht an Clarissas Fähigkeiten?“
    „Ich habe nicht behauptet, dass sie die Zukunft nicht vorhersehen kann – aber sie sagt sie niemandem voraus.“
    Er ließ die Kugel in seiner Handfläche kreisen und sah A. J.

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