Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt
für einen Produzenten, den er während seiner Zeit bei National Lampoon kennen gelernt hatte. In beiden Fällen war es jedoch so, dass ihm seine Arbeit förmlich aus den Händen gerissen wurde. Anders war es bei seinem Drehbuch für Welcome Mrs. President. Das wurde auf Alex Bitte hin von seinen Kollegen bis ins kleinste Detail analysiert. »Wenn ich an diese Zeit denke, schäme ich mich dafür, dass ich mein Werk überhaupt herumgezeigt habe«, gestand mir Alex. Andererseits wäre er ohne die Kritik seiner Kollegen nicht weitergekommen. »Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren genauso über meine heutigen Drehbücher rede.«
Alex hielt sich also genau an die von Anders Ericsson beschriebene Vorgehensweise. Er nahm Projekte an, die angesichts seiner Erfahrung und Fähigkeiten eigentlich zu anspruchsvoll waren, und zwar meistens mehrere gleichzeitig, obwohl er ja schon tagsüber als Assistent arbeitete. Doch damit nicht genug, er fragte auch alle Kollegen und Freunde nach ihrer Meinung über sein Drehbuch, und das, obwohl ihm die Qualität seiner damaligen Arbeiten mehr als peinlich war. Auf diese Weise konnte Alex ausreichend Karrierekapital ansammeln, um in einem hart umkämpften Markt zu bestehen, in dem meist nur derjenige mit weiteren Aufträgen belohnt wird, der es sowieso schon geschafft hat.
Doch auch in Mike Jacksons Erfolgsgeschichte dreht sich alles um die leistungsorientierte Lerntechnik. In jeder Phase seines Aufstiegs zum Risikokapitalgeber entschied er sich für Projekte, die seine Fähigkeiten eigentlich überstiegen, und tat alles dafür, sie erfolgreich abzuschließen. Er verfasste eine anspruchsvolle Abschluss | 97 | arbeit, die für ihn die Voraussetzung war, in ein noch anspruchsvolleres internationales Projekt einzusteigen. Im Anschluss daran wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit, gründete seine eigene Firma und musste mangels Fremdkapital zusehen, womit er seine Miete und sonstigen Fixkosten bestritt, was seine Fähigkeit, auf den ersten Blick zu erkennen, wie der Hase läuft, noch weiter schulte.
Während seiner gesamten beruflichen Entwicklung begnügte Mike sich nicht etwa damit, sich permanent ein kleines bisschen zu überfordern. Nein, er suchte ständig nach Feedback. Seine Arbeit für das internationale Forschungsprojekt war ständiger Begutachtung durch seine Kollegen ausgesetzt. Als frischgebackener Unternehmer verriet ihm die Höhe seiner Einnahmen, wie gut er sich darin machte. Wäre er als Geschäftsmann gescheitert, wäre ihm der Konkurs mit Sicherheit nicht erspart geblieben.
Auch in seiner jetzigen Position als Risikokapitalgeber bleibt Mike seinem bisherigen Motto treu, strebt nach beständiger Verbesserung und fordert Feedback ein. Zudem betreibt er effektives Zeitmanagement. Sein Lieblingsarbeitsgerät ist zurzeit eine Tabelle, anhand derer er jede Stunde seines Arbeitstags plant. »Zu Wochenbeginn lege ich fest, wie viel Zeit ich für die unterschiedlichen Aufgaben aufbringen möchte«, erklärte er. »Natürlich kontrolliere ich, ob ich mich an meine Vorgaben halte.« Auf der Mustertabelle, die er mir freundlicherweise überlassen hat, teilt er seine Aufgaben in zwei Kategorien ein: feststehende Aufgaben (wöchentliche Pflichten, denen er nachkommen muss) und nicht feststehende/variable Aufgaben (die er sich selbst stellt und auch kontrolliert). Doch werfen Sie selbst einmal einen Blick in diese Aufteilung: | 98 |
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Feststehende Aufgaben
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Variable Aufgaben
Mike möchte mit dieser Einteilung seinen Arbeitstag besser strukturieren. »Es ist nichts Besonderes, jeden Morgen zur Arbeit zu gehen und den lieben langen Tag E-Mails zu checken«, sagte er. »Aber man kann seine Zeit auch weitaus sinnvoller verbringen und wesentlich organisierter arbeiten.« Mike räumt ein, dass er nicht viel Zeit für E-Mails aufwendet. Obwohl wir uns zu den Recherchen für dieses Buch schon ein paar Mal getroffen hatten, klappte die Terminabsprache per E-Mail nur hin und wieder. Doch ich habe festgestellt, dass es am besten war, wenn ich ihn auf seinem Handy anrief, während er auf dem Weg in sein Büro war. Aus Mikes Sicht ist seine Art, wie er mit E-Mails umgeht, die einzig richtige. Schließlich wird er nicht dafür bezahlt, unwichtige E-Mails von wichtigen zu trennen. Sein Job ist es, Kapital einzutreiben und Investoren zu finden, und die Bearbeitung unwesentlicher E-Mails geht eindeutig zulasten dieser Aufgabe. Stößt er damit Leute
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