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Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt

Titel: Die Traumjoblüge - warum Leidenschaft die Karriere killt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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dafür erhaltene Kapital in all das investieren, was einen Job zum Traumjob werden lässt. Selbstbestimmung ist eines der Dinge, für die Sie Ihr Karrierekapital ausgeben sollten. Jane sah Selbstbestimmung zwar als etwas Tolles an, ignorierte aber, dass man im Gegenzug etwas Wertvolles anbieten muss. Anders ausgedrückt, sie versuchte, Selbstbestimmung zu erlangen, ohne dafür Karrierekapital eintauschen zu können. Deshalb ging ihr Plan nicht auf. Ryan von der Red Fire Farm dagegen ging dieser Falle bestens aus dem Weg, da er jahrzehntelang Karrierekapital aufbaute, bevor er sich dazu entschloss, sich als Biobauer selbstständig zu machen.
    Erinnern Sie sich an Lisa Feuer und ihre Geschichte? Lisa warf ihren Job in der Marketingbranche hin und ein eröffnete ein Yogastudio, obwohl sie bloß einen einmonatigen Kurs als Yogalehrerin absolviert hatte. Ebenso wie Jane wollte sie ein selbstbestimmtes Leben, ohne über das erforderliche Kapital zu verfügen. Auch ihr Ausflug in die Selbstständigkeit endete in einem Desaster: Nach nur einem Jahr war sie bankrott.
    Je mehr Beispiele zum Thema Selbstbestimmung ich mir zur Brust nahm, umso häufiger stieß ich auf Leute, die alle den gleichen Fehler gemacht hatten. Janes Beispiel gilt stellvertretend für eine ganze Generation, die davon überzeugt ist, dass man sein Leben nicht nach den Regeln Dritter ausrichten muss, sondern dass jeder seinen eigenen, individuellen Weg gehen und ein selbstbestimmtes Leben führen kann – vorzugsweise ein aufregendes und interessantes. Praktische Beispiele finden sich zuhauf im Internet, denn viele schreiben darüber einen Blog.
    Einer von vielen dieser Blogger, auf die ich während meiner Recherchen zu diesem Buch stieß, war ein 25-Jähriger, der mir nichts, dir nichts seinen Job hingeworfen hatte. Als Grund dafür gab er an: »Ich hatte einfach keinen Bock mehr auf so ein Spießerdasein, jeden Tag von acht Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags bei der Arbeit, da blieb nur wenig Freizeit … Außerdem habe ich zu wenig verdient, um mir meine wahren Träume erfüllen zu können … Deshalb trat ich eine aufregende Reise an. Ich will Ihnen und dem Rest der Welt beweisen, dass auch ein Otto Normalverbraucher | 122 | wie ich es schaffen kann, aus dem Nichts ein Kleinunternehmen aufzubauen, und dadurch ein Leben führen kann, das unter der Überschrift läuft: Sein Leben leben.« Mit dem »Kleinunternehmen« bezeichnete er allerdings lediglich seinen Blog über seine Art zu leben. Anders ausgedrückt, das einzige Produkt, das er anbieten konnte, war seine Begeisterung darüber, »kein normales Leben zu führen«. Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass hier kein echter Wert verborgen ist. Oder um bei unserer Terminologie zu bleiben, Enthusiasmus allein stellt kein seltenes und kostbares Gut dar und taugt deshalb nicht als Karrierekapital. Dieser Individualist investierte zwar in ein kostbares Gut, aber er verfügte nicht über die erforderlichen Mittel, um es bezahlen zu können.
    Kein Wunder, dass es für diesen Blogger nicht allzu gut lief. Nachdem er sich rund drei Monate lang in seinem Blog darüber ausgelassen hatte, wie man ein unkonventionelles Leben mithilfe eines Blogs finanzieren kann – und das, obwohl er selbst nicht einen müden Cent damit verdient hatte –, konnte man seine Frustration mittlerweile recht deutlich zwischen den Zeilen lesen. In einem Beitrag schrieb er ziemlich verzweifelt: »Mir ist aufgefallen, dass meine Leser kommen und gehen. Ich habe mir hier die allergrößte Mühe gegeben, erstelle tolle Beiträge und lerne tolle Leute kennen … und trotzdem ist das hier ein ständiges Kommen und Gehen. Das ist so anstrengend und frustrierend, als würde man versuchen, mit einem löchrigen Eimer Wasser zu holen.« Danach führte er seinen 10-Punkte-Plan aus, mit dessen Hilfe er treue Leser anziehen wollte. Interessant sind zum Beispiel Punkt 2: »Sorge für die nötige Energie« und Punkt 4: »Überhäufe deine Leser mit Lob«. Was fehlt, ist das Wichtigste überhaupt: Content, für den die Leser bereit sind, Geld auszugeben. Ein paar Wochen später wurden keine neuen Beiträge mehr in diesen Blog eingestellt. Als ich auf diesen Blog stieß, hatte er sich seit vier Monaten nicht verändert.
    Diese Geschichte illustriert die erste Falle auf dem Weg in die Selbstbestimmung bestens: Wer auf ein eigenverantwortliches Leben abzielt, ohne genügend Kapital dafür zu haben, dem wird | 123 | es

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