Die Traumprinzessin: Royal House of Shadows (German Edition)
was ihn menschlich machte. Erst die Sinne, bis er sich nur noch an den Schmerzensschreien anderer erfreuen konnte und den Geschmack des nahenden Todes auf seiner Zunge spüren wollte. Dann verließen alle Gefühle seine Seele – erst Mitgefühl, dann Reue, bis schließlich nur noch Feindseligkeit und Gier übrig blieben. Zuletzt veränderte sich der Körper. Alle Fülle und Tiefe und jeder mitfühlende Ausdruck verschwanden aus dem Gesicht, bis nur noch ein wandelnder atmender Leichnam blieb.
„Leyek ist stark. Und brutal“, flüsterte Breena, und Osborn verstand. Dieser Gehilfe des Blutmagiers mochte zerbrechlich aussehen, aber das war nur eine Illusion. Seine Macht war unbezähmbar und vermischt mit reiner Bosheit.
Osborn wurde eins mit dem Geist des Ber .
„Bist du, was ich glaube?“, fragte Leyek.
Osborn straffte die Schultern.
Der Diener des Blutmagiers stieß ein begeistertes Lachen aus. „Tatsächlich! Ein Krieger von Ursa. Ein Berserker. Ich dachte, wir hätten euch alle umgebracht.“
Seine Finger schlossen sich fester um den Griff seines Schwertes. „Du hast dich geirrt.“
Leyek schenkte ihm ein Lächeln. „Gut. Eure Frauen sind weinend und schreiend gestorben, weißt du. Dein Tod wird mir ebenso viel Freude bereiten.“
Der Berserkergang bäumte sich in ihm auf, aber Osborn nahm sich zusammen. Er wusste, dass Leyeks Worte nur Lügen waren, die ihn provozieren sollten.
Leyek betrachtete demonstrativ seine Fingernägel. „Es überrascht mich, dass du einer Prinzessin von Elden hilfst. Unsere Wechselbalg-Vampire als Soldaten von Elden zu tarnen, hatten wir für eine besonders gewitzte Täuschung des Meisters gehalten. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir damals schon der Gedanke kam, ein so subtiler Plan wäre auf euch Tiere verschwendet.“
Kälte kroch in seinen Körper und bemächtigte sich seiner Brust. Es war nicht die vertraute, zielgerichtete Kälte des Berserkergangs, die ihn überwältigte – das war etwas anderes.
Töte.
Räche.
Tu ihm weh.
Breena legte ihre weiche Hand auf seine Schulter, um ihn zu beruhigen.
Seine Frau hatte recht. Diese Kreatur, dieser Träger des Bösen, wollte ihn erzürnen. Er wollte ihn so weit treiben, dass er einen Fehler machte. Dieses Ding wusste, dass Osborn es immer noch umbringen konnte, trotz aller Blutmagie. Er würde es umbringen. Mit der Macht des Berserkers und der Kraft, die Breenas Nähe ihm gab.
Gelassen und in perfektem Gleichgewicht hob Osborn sein Schwert.
13. KAPITEL
J ede Lektion, jedes Wort der Warnung, jede Anweisung, die Osborn ihr je erteilt hatte, gingen Breena jetzt durch den Kopf. Sie hatte noch nie so viel Angst gehabt. Vor gar nicht langer Zeit war sie aufgewacht und hatte nur noch zwei Befehle in ihren Gedanken gehört: überleben und rächen.
Jetzt fügte sie selbst noch einen dritten hinzu: diesen Kampf mit Osborn an ihrer Seite gewinnen.
Leyek hob sein Schwert und holte weit aus, wie in einer sorgfältig ausgearbeiteten Choreografie.
Die Ritter, die am weitesten ausholen, sterben zuerst.
Die Luft um sie herum kühlte ab. Osborns Berserkergang hatte die Kontrolle übernommen. Der Gehilfe des Blutmagiers griff an. Das Scheppern von Stahl auf Stahl hallte durch die Luft, als Osborn den Hieb abwehrte. Mit einem Schwung seines eigenen Schwertes warf der Krieger Leyek fast zu Boden.
Sie sah sich um, bis sie Rolfe entdeckte, deutete auf die Tür und formte mit den Lippen: „Raus!“ Solange Leyek durch den Kampf abgelenkt war, hatte ihr Volk Zeit zu entkommen. Rolfe nickte, sammelte leise die Bewohner von Elden zusammen, die in der Halle ihr blutiges Schicksal erwarteten, und führte sie hinaus.
Als ihr Volk in Sicherheit war, packte Breena ihr eigenes Schwert fester. Zwei gegen einen mochte nicht fair sein, aber seit wann hatte ein Diener der Blutmagie einen fairen Kampf verdient?
Osborn preschte vor und traf seinen Gegner an derSchulter. Leyek kreischte vor Schmerz auf, ein schrecklicher Klang, der die Mauern zum Beben brachte. Staub regnete auf ihre Köpfe hinab.
„Das Geräusch haben auch deine Vampire gemacht, als ich sie umgebracht habe“, rief Osborn ihm spöttisch zu. Er griff erneut an, aber Leyek gelang es, seinem Schlag auszuweichen.
Der Gehilfe des Blutmagiers begann zu beben und zu murmeln. Worte, düstere Worte, hallten von den Deckenbalken wider. Ein Übelkeit erregendes Gefühl der Bedrohung erfüllte die kleine Halle. Breena wurde schlecht davon.
„Er beschwört seine Magie!“, rief
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