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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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sein Kommentar, dass alle guten Bücher ehrlich und offen geschrieben seien, und den Rest könne man stecken lassen. Die halbe Aussage schrieb ich mir hinters Ohr. Bis heute bin ich gut damit gefahren. Alle guten Bücher sind ehrliche Bücher.)
    So schrieb ich, und zwar wortgewaltig und eben aufrichtig.
    Eines Nachmittags hörte ich das Pochen. Es war das gleiche Geräusch, das Jodie in der Nacht aufgefallen war, als ich vom Department zurückkehrte – da war ich mir sicher. Als ich es zum ersten Mal vernahm, war ich allein im Haus und stand in Unterwäsche in der Küche, um Kaffee zu kochen. Es schien von oben zu kommen, verstummte aber, als ich die Treppe hinaufgegangen war.
    Beim nächsten Mal lag ich nachts im Bett, und Jodie schlief in seliger Unschuld neben mir. Da kam es vom Flur, und einen irrigen Moment lang glaubte ich, ein Dutzend winziger Elfen tänzelte über die Tastatur meines Computers, um den Roman für mich zu vollenden. Ich stand aus dem Bett auf und ging über den Flur ins Büro, wo ich das Licht anknipste. Da war das Geräusch wieder versiegt. Ich stand mit angehaltenem Atem da und horchte sehr lange, doch es kehrte nicht wieder.
    Beim dritten und letzten Mal war es helllichter Tag. Ein riesiger, gelber Bulldozer rollte über unseren Hinterhof und grub unsere Wiese um. Beamte beobachteten das Geschehen und selbst Strohman ließ sich kurz blicken. Ich streifte rasch ein paar Klamotten über und traf draußen auf ihn. Wir rauchten schweigend ein paar Zigaretten. Die Abgase des Baufahrzeugs waren abstoßend.
    Zurück im Haus bereitete ich das Mittagessen vor. Jodie saß mit Beth und den Kids im Kino. Trotz des Lärms hinterm Haus traute ich mir zu, den Entwurf meines neuen Werkes noch an diesem Tag zu beenden. Die Vorstellung stimmte mich glücklich. Alleine aß ich auf der Vorderterrasse zu Mittag, bis die Abgaswolken des Bulldozers irgendwann übers Dach stiegen und um mich herum niedersanken wie während eines nuklearen Winters.
    Ich duschte, rasierte mich und zog frische Sachen an. Im Büro setzte ich mich, fuhr den Rechner hoch, roch seine elektronischen Innereien und ließ meine Finger über die leicht summende Tastatur gleiten.
    Dann begann das Pochen wieder. Es kam direkt von der Wand hinterm Schreibtisch.
    Auf Händen und Füßen schob ich ihn, da er nicht schwer war, von der Mauer fort. Augenblicklich fühlte ich mich töricht. Der Übeltäter, natürlich, war die Aushöhlung hinter der Wand. Das Türchen war aufgesprungen und stieß gegen die Rückseite des Schreibtischs, wenn der Wind durch den Dachvorsprung fuhr und sie so zum Schwingen brachte.
    Ich drückte die Öffnung wieder zu, stand aber nicht sofort wieder auf. Draußen röhrte die Planierraupe und jemand brüllte etwas.
    Ich zog die Schwanenhalslampe auf dem Schreibtisch nach unten und schaltete sie ein. Das Licht war nicht sonderlich stark, erfüllte aber seinen Zweck. Als ich wieder mit einer Hand gegen das Türchen drückte, sprang es erneut auf, und kalte Luft strömte heraus.
    Ich dachte daran, wie Elijah Althea Coulter gesagt hatte, er sei weggegangen.
    Dann fiel mir Veronica während der Befragung ein: Als ich zurückkam … weg …
    Ich bückte mich tiefer und schob die Lampe ins Loch, um besser zu sehen.
    Es war nichts weiter als ein quadratischer Raum mit rosafarbenem Dämmstoff und Stützbrettchen, der sich als Schrank verwenden ließ, das Versteck eines kleinen Jungen. Der zerschlissene Baseball lag darin, sowie Matchbox-Autos und ein Dagobert-Duck-Comic. Ich erinnerte mich daran, wie Adam und ich unter dem Pier auf der Stelle geschwommen waren, um dem Irren mit dem Gewehr zu entgehen, der auf den Brettern über uns marschierte. Verstecken , dachte ich mir. Kinder verstecken sich.
    Als ich zurückkam … weg …
    Aber es versteckte sich niemand darin. Die Ausstanzung war leer. Ich hatte es gewusst, und zwar schon damals, als ich sie zum ersten Mal geöffnet und den Schuhkarton mit den toten Vögeln entdeckt hatte. Was hatte ich erwartet zu finden?
    Und dann roch ich es.
    Widerlich süß wie tagelang abgestandener Kamillentee. Getragen durch die kühle Luft wurde es mit jedem Atemzug intensiver. Ich knickte den Hals der Lampe an der Öffnung fest und steckte meinen Kopf hinein. Auch wenn ich mitnichten ein stämmiger Kerl bin, war es trotzdem zu eng für mich, um meine Schultern hineinzuzwängen. Ich entsann mich der Albträume, die mich Wochen zuvor heimgesucht hatten – zu Tode gequetscht zwischen sich

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