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Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Die Treppe im See: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Malfi
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Notizbuch zu.
    »Dann wird sie nichts sagen.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihr zuletzt sagte, sie solle erklären, dass sie geschlafen habe. Wenn ich nicht bei ihr sitze und ihr etwas anderes sage, werden Sie nichts zu hören bekommen.«
    Strohman fing leise zu kichern an, was auf seine Männer im Protokollraum übersprang.
    »Kein schlechter Trick«, befand er, nachdem er sich gefangen hatte. »Sie verstehen aber, dass wir Sie nicht beide –«
    »Holen Sie sie herein und lassen Sie mich hier sitzen. Ich sage ihr nur, dass sie die Wahrheit sprechen soll.«
    Strohman saugte an der Innenseite seiner linken Wange. Dann klatschte er in die Hände, was alle erschreckte, außer Dentman. »Also gut«, sagte er. »Machen wir es so. Zuerst gehe ich aber pissen.«
     
    Auf der Treppe vor dem Eingang rauchte ein Teil von uns Zigaretten und schauderte in der Kälte.
    »Kältester beschissener Winter seit Jahren«, meinte McMullen. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen. »Und das am Arsch der Welt.«
    Fünf Minuten später kehrten wir wieder in den Zuschauerraum zurück. Man führte Veronica herein – ohne Handschellen – und ließ sie auf einem Stuhl in der Mitte zwischen Strohman und ihrem Bruder Platz nehmen.
    Strohman schlug eine leere Seite seines Notizbuches auf, und schon fing der gottverdammte Stift wieder zu klopfen an.
    Ihre Antworten auf seine ersten Fragen fielen so einstudiert aus, dass es fast komisch wirkte … dann deprimierend und teilweise auch beängstigend. »Ich habe geschlafen.«
    »Veronica, Ihr Bruder berichtete uns gerade –«
    »Ich habe geschlafen.«
    »Sie müssen begreifen –«
    An ihren Haaren ziehend fing sie wie ein Kind zu kreischen an: »Ich habe geschlafen! Ich habe geschlafen! Ich habe geschlafen!« Sie schlug mit den Händen auf den Tisch und kratzte mit den Fingernägeln über das Holz.
    Nicht wenige von uns zuckten zusammen.
    »Verfluchte Scheiße«, schnaubte Strohman.
    »Warten Sie«, sagte Dentman. Überraschend zärtlich umschloss er eine der dürren Hände seiner Schwester. Er rieb mit den Daumen über ihren Handrücken, es klang, als strich er über Kohlepapier. »Darling«, sagte er ruhig. »Es ist jetzt Zeit, die Wahrheit zu sagen.«
    Veronica zitterte wie ein neugeborenes Reh, als sie sich der Anwesenheit ihres Bruders bewusst wurde und ihn musterte, als müsse sie ihn kennen, obwohl er ihr eigentlich fremd vorkam. Ich ahnte schon eine Sekunde vorher, dass ihr die Tränen kamen, und dann strömten sie unaufhaltsam über ihre eingefallenen, blassen Wangen. Ihre schmalen Lippen bebten, und die Sehnen an ihrem Hals waren dick wie Telefonkabel. »Er … hat sich den Kopf angeschlagen … auf den Stufen … im See … Blut … an mir, an ihm … ins Haus getragen … überall Blut … ich ging … ließ ihn allein … den Rücken gekehrt … als ich zurückkam … weg.«
    Niemand sagte etwas. Alle Augen waren auf die fragile Frau gerichtet, die gerade vor uns zusammenbrach. Ihre Worte waren plötzlich nicht mehr wichtig. Auch nicht die ihres Bruders. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben, einfach alles. Ich betete darum, dass jemand etwas sagte – irgendetwas. Bis dahin hoffte ich inständig, dass mich die Stille nicht umbrachte.
    Im Verhörzimmer klappte Strohman sein Notizbuch zu.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 34
     
    Adam setzte mich an diesem Abend zu Hause ab. Körperlich wie seelisch ausgezehrt trat ich ein und hatte nichts weiter im Sinn, als unter die Dusche zu kriechen und die Müdigkeit mit warmem Wasser aus meinen Knochen zu treiben.
    Jodie stand unten an der Treppe, halb im Schatten.
    Ihr Gesichtsausdruck ließ mein Blut in den Adern gefrieren.
    »Ich glaube …« Sie schaute sich um wie ein blindes Kind, das auf einmal wieder sehen konnte. »Ich glaube, hier ist jemand eingebrochen.«
    »Wovon redest du? Hast du geschlafen?«
    »Ja, aber irgendein Geräusch hat mich geweckt, dumpfe Laute. Es hörte sich an wie ein Tier, gefangen im Speicher oder hinter einer Mauer. Ich stand auf, um nachzuschauen, was es war. Ich dachte, du seist vielleicht nach Hause gekommen und ich hätte die Haustür nicht gehört. Also rief ich deinen Namen.« Ich sah, wie ein Schauer sie durchlief. »Oh Gott.«
    »Was denn? Jodie …«
    »Ich rief nach dir, dann hörte ich jemanden durchs Wohnzimmer laufen, und die Haustür

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