Die Treue des Highlanders (German Edition)
wahnsinnig reich, nicht wahr?« Aus jedem Wort von Anna tropfte die Ironie wie dickflüssiger Honig. Es wäre doch gelacht, wenn es ihr nicht gelingen würde, ihn zu einem Fehler zu verleiten, damit er zugeben musste, von Bruce für dieses Schauspiel engagiert worden zu sein.
»Meine Familie ist in der Tat nicht unvermögend, auch wenn wir keine hundert Pferde besitzen. Glenmalloch Castle ist eine Burg, wenngleich nicht sonderlich alt. Mein Großvater hat sie erbaut, nachdem er nach der Schlacht von Flodden für seine Tapferkeit das Land vom König geschenkt bekommen hat. Es wundert mich, dass Ihr die Burg nicht kennt. Habt Ihr nicht erwähnt, Ihr seid in Glenmalloch gewesen? Da kann man meine Heimstatt kaum übersehen.«
Anna unterdrückte ein Lächeln. Von Minute zu Minute empfand sie die Situation als anregender. Schon lange hatte sie nicht mehr so viel Spaß gehabt. »Ach, Sie meinen die Ruinen oberhalb des Dorfes? Wahrlich eine angenehme und luxuriöse Behausung.«
Er quittierte die Bemerkung mit einer hochgezogenen Augenbraue und fuhr fort: »Als mein Vater vor drei Jahren starb, erbte ich den Titel und den Besitz. Ich habe vier jüngere Geschwister – einen Bruder und drei Schwestern, die alle noch unverheiratet sind. Die letzten Jahre lebten wir ruhig und zufrieden. Leider befindet sich das Land gerade in einem Zwiespalt, weil es Neid und Missgunst gegenüber der Königin gibt. Ihr habt vielleicht von dem grausamen Mord an David Rizzio gehört? Der Sekretär und Vertraute der Königin wurde vor ihren Augen niedergemetzelt. Es grenzt an ein Wunder, dass die Königin ihr Kind nicht verloren hat. Daher befinde ich mich auf dem Weg an den Hof, um der Königin in dieser schweren Zeit beizustehen.«
»Und ebenfalls ihr Liebhaber zu werden?«, warf Anna ein.
»Wie könnt Ihr es wagen, so mit mir zu sprechen?«
Anna zuckte mit den Schultern. »Nun, ich bin wahrlich keine Kennerin der Historie, aber nach dem, was ich gelesen habe, glaube ich, dass dieser Rizzio der Liebhaber von Maria Stuart war. Bis heute bestehen berechtigte Zweifel, ob das Kind, das sie geboren hat, nicht von dem Italiener stammt. Ich kann die Wut von Marias Ehemann durchaus verstehen, obwohl ich natürlich Mord, egal aus welchem Grund, zutiefst verurteile! Aber damals waren die Zeiten eben anders, ein Menschenleben schien nicht viel wert zu sein. War jemand im Weg – dann weg mit ihm. Ruck, zuck, Rübe ab!«
Mit einem Satz war er neben ihr, umklammerte ihre Schultern und schüttelte sie so kräftig, dass Anna laut aufschrie.
»Lassen Sie mich sofort los! Was fällt Ihnen ein?« Instinktiv zog Anna ein Bein an und traf mit ihrem Knie genau den Teil des Körpers eines Mannes, der besonders empfindlich war.
Sofort ließ er sie los und fiel keuchend nach hinten. »Du Hexe! Das wirst du bereuen!«
Anna tastete nach ihrer Handtasche, öffnete sie, und ihre Finger schlossen sich um die Nagelschere. Sollte er es noch einmal wagen, ihr nahe zu kommen, würde sie ihm bedenkenlos die Schere ins Gesicht jagen. Sie hatte den Mann offenbar unterschätzt, und Anna überlegte, ob es nicht doch das kleinere Übel war, in die Nacht hinauszulaufen und zu versuchen, den Weg nach Glenmalloch zu finden. Da es aber immer noch blitzte, donnerte und heftig regnete, entschloss sie sich, in der Hütte zu bleiben. Vielleicht hatte ihr Schlag dem Mann gezeigt, dass sie keinesfalls so wehrlos war, wie er vermutete.
»Wagen Sie es nicht noch einmal, mich anzurühren!« In ihrer Stimme lag kalte Entschlossenheit.
Der Schmerz war so weit vergangen, dass sich Duncan wieder aufrichten und sie wütend anstarren konnte. »Ich kann es nicht zulassen, dass in meiner Gegenwart die Königin derart beleidigt wird. Ich habe ihr absolute Treue und Ergebenheit geschworen, und ich werde ihr Ansehen, wenn es nötig sein sollte, auch mit meinem Leben verteidigen.«
»Wie ehrenhaft von Ihnen«, spöttelte Anna. »Ich hoffe nur, die Königin wird sich Ihnen gegenüber auch dankbar erweisen.«
Mit einem knurrenden Laut zog Duncan das Plaid fest um seinen Körper und drehte Anna den Rücken zu. »Wir sollten jetzt versuchen, etwas zu schlafen. Ich verspüre keine Lust mehr, mich weiter mit Euch zu unterhalten.«
»Ach, ist Ihnen der Text, den Bruce Ihnen gegeben hat, ausgegangen? Nun gut, aber es ist nicht meine Schuld, wenn Bruce mit Ihnen nicht zufrieden sein sollte und ...«
»Wenn ich noch einmal diesen Namen höre, werfe ich Euch aus der Hütte! Vergesst bitte nicht, dass Ihr nur aufgrund
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