Die Treue des Highlanders (German Edition)
herab behandeln. Allein die Tatsache, dass sie sich um ihn kümmerte, obwohl sie nicht an seine Zeitreise glaubte, zeugte von Anteilnahme gegenüber anderen Menschen. Genau aus diesen Gründen würde er kein flüchtiges Verhältnis mit ihr anfangen, mehr würde es nämlich niemals werden können, und Anna war zu schade, um für eine Nacht geliebt und dann verlassen zu werden.
Verwirrt lehnte Anna am Kühlschrank. Das Feuer der Leidenschaft war so schnell vergangen, wie es gekommen war. Zwar konnte sie die Süße seines Kusses noch auf ihren Lippen schmecken, aber sein ablehnender Gesichtsausdruck war mehr, als sie ertragen konnte.
»Lassen Sie mich in Ruhe!«, fauchte sie, stieß ihn mit beiden Händen zur Seite und rannte die Treppe hinauf. Hinter ihrer abgeschlossenen Zimmertür lehnte sie sich keuchend an die Wand. Was hatte sie beinahe getan?
»Es ist nur mein verletzter Stolz«, sagte sie sich. Nur weil Bruce sie schamlos betrogen hatte, war sie bereit, sich dem erstbesten Kerl an den Hals zu werfen.
Trotz der Erschöpfung, die Anna zuvor verspürt hatte, machte sie in dieser Nacht kein Auge zu. Zu deutlich war sie sich der Anwesenheit Duncans bewusst und der Tatsache, dass sich ihre Wege am nächsten Tag für immer trennen würden.
Trennen mussten!
Scheppernde Geräusche und das Klirren von Glas rissen Anna aus dem leichten Schlummer, in den sie gegen Morgen gefallen war. Sie wusste sofort, dass ihr seltsamer Gast wieder dabei war, etwas zu tun, was unweigerlich mit kaputten Gegenständen zu tun hatte. Mit einem Schlag war sie hellwach. Anna machte aber nicht wieder den Fehler, Duncan im Nachthemd zu suchen, sondern sie nahm sich die Zeit, in Jeans und Pullover zu schlüpfen. Das Rauschen von Wasser verriet Anna, dass Duncan sich im Bad aufhielt. Sie klopfte an die Tür.
»Duncan, sind Sie da drin? Darf ich hereinkommen?«
»Ja, kommt herein, ich bin bekleidet.«
Zum Glück, dachte Anna und öffnete die Tür. Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich. Auf dem Fliesenboden verstreut lagen Glasscherben, die Anna als Teile ihres Parfümflakons erkannte. »Was zum Teufel machen Sie da?« Duncan, der bisher mit dem Rücken zu ihr am Waschbecken gestanden hatte, drehte sich um, und Anna schnappte nach Luft. »Warum haben Sie sich rasiert?«
Duncan grinste verlegen und fuhr sich mit einem Finger über den langen Schnitt, der sich von seiner rechten Wange bis zum Kinn hinabzog. Zudem hatte er sich wieder das karierte Tuch um den Körper gewunden. »Die Rasiermesser Eurer Zeit sind schärfer als die, die ich gewöhnt bin.«
Anna trat zu ihm und betrachtete die Wunde. Zum Glück hatte Bruce bei seinem überstürzten Aufbruch seine Kosmetikartikel nicht mitgenommen; so griff Anna nach dem Stift mit Kamille und Jod, den Bruce verwendete, wenn er sich beim Rasieren schnitt. Bruce bevorzugte die Nassrasur, nur in Ausnahmefällen griff er zum Elektrorasierer.
»Halten Sie still!«, sagte Anna, aber es war unnötig, denn Duncan wäre es nicht im Traum eingefallen, auch nur einen Ansatz von Schmerz zu zeigen. Da hatte er schon andere Wunden erlitten. »Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich zu rasieren?«, fragte Anna erneut.
Duncan betrachtete sich im Spiegel, offenbar gefiel ihm, was er sah. »Als wir gestern in der Stadt und in dem Gasthaus waren, ist mir aufgefallen, dass kaum ein Mann einen Bart trägt. Ich dachte, ich könnte ausprobieren, wie es mir gefällt. Ich finde mich gar nicht so übel ohne Bart, allerdings ist es ziemlich kühl im Gesicht.«
Er zwinkerte mit den Augen, und Anna dachte daran, wie sie in seinen Armen gelegen hatte. Tatsächlich sah Duncan ohne Bart noch attraktiver aus, wie eine Mischung aus Rock Hudson und Harrison Ford. Verwegen, mutig, tapfer, und dabei hatte er Blick und Gesichtsausdruck eines Gentlemans. Seine seltsame Kleidung erinnerte Anna an Sean Connery in dem Film Highlander. Er war der beeindruckendste Mann, den Anna in ihrem bisherigen Leben kennen gelernt hatte. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, deutete sie auf die Scherben und sagte: »Aber warum haben Sie beim Rasieren das halbe Bad demoliert?«
»Ich kann doch nicht wissen, dass Eure Duftwässerchen in so zerbrechlichen Behältnissen aufbewahrt werden. Ich wollte lediglich prüfen, was sich darin befindet, dabei ist es mir aus der Hand gerutscht. Hättet Ihr Binsen auf dem Holzboden, wäre nicht viel geschehen.«
»Danke, ich verzichte liebend gerne auf schmutziges Stroh auf dem Fußboden.«
»Mistress Anna, Ihr irrt
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