Die Treue Des Highlanders
uns bleiben. Wir schätzen diese Unterhaltung an den langen Winterabenden sehr. Ihr meint, Mistress Anna, dass diese kleinen Menschen in dem Kasten genau dasselbe tun? Nur kommen sie nicht persönlich zu einem ins Haus, sondern durch einen Zauber in den Kasten?«
Anna lächelte und legte ihre rechte Hand auf seinen Unterarm. »Ein Zauber ist es nicht gerade, vielmehr ein Wunderwerk der Technik. In unserer Zeit ist ein Fernseher so etwas völlig Selbstverständliches, dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe, wie er eigentlich funktioniert. Dabei ist das hier ein altes Gerät, in meiner Londoner Wohnung habe ich einen großen LCD-Bildschirm, so dass es schon beinahe wie im Kino ist.«
»Kino ...?«
Bevor Duncan darauf hinweisen konnte, dass er natürlich auch nicht wusste, was ein Kino war, legte Anna schnell ihre Hand auf seinen Mund. »Pst, wir sollten wieder zu Bett gehen, es ist weit nach Mitternacht. Warum sind Sie eigentlich heruntergekommen und haben den Fernseher eingeschaltet?«
»Ich hatte Durst, aber ich fand keinen Bierkrug. Als ich diesen Raum hier betrat, sah ich den seltsamen Knochen ...«, er deutete auf die Fernbedienung, »... und habe einfach auf einen Knopf gedrückt.«
Anna erhob sich. »Kommen Sie mit in die Küche, ich gebe Ihnen etwas zu trinken. Wasserkrüge haben wir keine, aber im Kühlschrank steht eine Flasche Mineralwasser.«
»Wasser ist schlecht, ich möchte ein Bier.«
»Also gut, ich glaube, es ist noch eine Dose da.«
Während Anna den Kühlschrank öffnete, trat Duncan dicht hinter sie und schaute über ihre Schultern in den kalten, kleinen Raum hinein. Plötzlich wurde sich Anna seiner körperlichen Nähe bewusst und dass sie nur ein kurzes, seidenes Nachthemd trug, das mehr enthüllte als verdeckte. Schnell nahm sie eine Bierdose heraus. Ganz automatisch öffnete sie die Dose, denn Anna vermutete, dass Duncan keine Ahnung hatte, wie man den Verschluss hochzog. Ohne ihn anzusehen, gab sie ihm das Bier und wollte sich an ihm vorbeidrücken, um in ihr Zimmer zu gehen. So nahe war sie Duncan noch nie gewesen und vor allen Dingen nicht dermaßen spärlich bekleidet. Obwohl sie sich nicht berührten, konnte sie seine Anwesenheit körperlich spüren und seinen männlichen Duft riechen. Plötzlich klopfte ihr Herz ein paar Takte schneller. Es war seltsam – obwohl sie und Duncan sich erst wenige Stunden kannten, erschien es Anna, als hätte er schon immer zu ihrem Leben gehört. Er hatte sie beschimpft, sie als Hexe und Lügnerin bezeichnet, sie hatte sich wegen ihm in Unkosten gestürzt, und schlussendlich hatte er sie in äußerst peinliche Situationen gebracht. In Glenmalloch war ihr Ruf dahin. Nicht auszudenken, wenn die Presse davon Kenntnis erhielt! Trotzdem hatte die Vorstellung, Duncan würde am nächsten Tag wieder fort sein und sie würde ihn niemals wieder sehen, einen fahlen Beigeschmack. Plötzlich trafen sich ihre Augen. In seinen spiegelte sich ein Glanz, den Anna nicht zu deuten wusste, auch sie verlor sich in seinem Blick.
»Anna ...« Sanft schlossen sich seine Arme um ihren Körper, deutlich spürte sie seine kräftigen Hände durch die dünne Seide, und ihre Haut begann zu prickeln. Sie fühlte sich wie eine andere Person, als sie den Kopf hob und die Augen schloss. Sein Kuss kam nicht unerwartet, und er war zärtlich und leicht. Sein Bart kitzelte Annas Wangen, und sie spürte an der Reaktion seines Körpers, dass er sie begehrte. Für einen kurzen Augenblick ließ sich Anna in die Umarmung fallen. Hier war ein Mann, der sie wollte, der nicht wie Bruce ein blondes Dummchen ihrer Gesellschaft vorzog. Sie öffnete die Lippen, und langsam tastete sich ihre Zunge auf der Suche nach der seinigen vor.
»Nein!« Hart stieß Duncan die junge Frau von sich. Was tat er hier? Er durfte sich nicht weiter von dieser Frau verhexen lassen, auch wenn sie sich mit einem Hauch von Nichts bekleidet an ihn schmiegte. Verdammt, er war schließlich auch nur ein Mann, aber egal, wie und warum es geschehen war, dass er in diese seltsame Zeit versetzt worden war – er hatte ein Leben in seiner Zeit, in das er so schnell wie möglich zurückkehren musste. Dabei konnte er keine Komplikationen einer Liebesaffäre gebrauchen, so verlockend der Augenblick vielleicht auch war. Unwillkürlich verglich er Anna mit Alice. Das Einzige, was die beiden Frauen gemeinsam hatten, war das A in ihren Namen, ansonsten waren sie grundverschieden. Anna würde andere Menschen nie schlecht und von oben
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