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Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Die Trinity-Anomalie (German Edition)

Titel: Die Trinity-Anomalie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Chercover
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nicht.
    Normalerweise wäre dies eine Sünde, aber der Hirte hatte es ihm erklärt: Gott brauchte Andrews Hilfe, und deshalb war es keine Sünde, nicht in diesem Fall.
    Er hatte Gottes Erlaubnis, weil er sein Helfer war, hatte der Hirte gesagt.
    Er war nun Gottes treuester Diener, ein ganz besonderer Sohn Gottes, und wenn diese letzte Tat getan war, würde er auf Engelsflügeln ins Paradies getragen.
    Im Himmel würde ihn ein Heldenempfang erwarten, und er würde mit Jesus und den Aposteln an einem Tisch speisen.
    Andrew Thibodeaux saß auf der Bettkante, steckte sich den Lauf in den Mund und wusste, dass ihn das Paradies erwartete.

    Daniel sprang auf die Bühne, wo drei Sanitäter mit allen Kräften seinen Onkel bearbeiteten. Trinitys Hemd war geöffnet, seine Brust blutverschmiert und ein klares Plastikquadrat klebte über der Schusswunde. Daniel kniete sich hin und nahm die Hand seines Onkels. Ein Sanitäter sagte: »Wir verlieren ihn …«, und ein anderer: »Blutdruck fällt … zu starker Blutverlust …«
    Daniel drückte seinem Onkel die Hand. »Oh Gott, bitte stirb nicht …« Heiße Tränen rannen über sein Gesicht. »Halte durch … bleib bei mir …«
    Tim Trinitys Augenlider flatterten, und er sah geradewegs nach oben. »Ich kann dich nicht sehen.« Daniel beugte sich mit dem Gesicht über Trinitys. Der lächelte leise.
    »Warum, Tim? Warum hast du die Weste nicht getragen?«
    »Weil Gott es nicht wollte.« Trinity drückte Daniels Hand fester. »Es ist okay, Danny. Alles geschieht genauso wie vorgesehen.« Trinitys Lider fielen kurz zu und flatterten wieder auf. Mit seiner freien Hand versuchte er, seine Bibel hochzuheben. »Nimm sie …«
    Daniel nahm die blaue Bibel und hielt sie fest. »Ich habe sie.«
    Trinitys Lächeln wurde breiter, aber sein Blick wurde immer trüber. »Was für eine Reise«, sagte er. »Was für eine Reise …«
    »Ich liebe dich, Pops.«
    »Ich liebe dich auch, Sohn.« Langsam fielen Trinitys Augen zu.
    Mit einem tiefen Seufzer atmete er aus. Dann atmete er nicht mehr.

85
    Conrad Winter hatte gerade der Flugbegleiterin angedeutet, dass er noch eine Bloody Mary wollte, da meldete sich über Lautsprecher der Pilot.
    »Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Flugkapitän. Soeben haben uns erschütternde Nachrichten aus New Orleans erreicht. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Reverend Tim Trinity kurz nach seiner Ankunft auf dem Jackson Square einem Attentat zum Opfer fiel.«
Conrad hörte, wie in der Economy mehrere Leute scharf die Luft einzogen. Die Flugbegleiterin zog den Vorhang zu und der Kapitän sprach weiter:
»Für weitere aktuelle Meldungen finden Sie CNN auf Kanal vier Ihres persönlichen Bildschirms.«
    Conrad setzte seinen Kopfhörer auf und schaltete CNN ein. Trinity war um 13:34 Uhr erschossen worden, als das Flugzeug schon lange in der Luft war. Ein Alibi konnte nie schaden.
    Nach der folgenden Nachricht wusste Conrad, dass er das Alibi nicht brauchen würde. In einem Wohnblock gegenüber der Saint-Louis-Kathedrale hatte die Polizei soeben Trinitys Attentäter gefunden. Er hatte sich mit einem Schuss selbst getötet. Bei der Leiche fand man einen in Louisiana ausgestellten Führerschein auf den Namen Andrew Thibodeaux. Er war dreiundzwanzig Jahre alt.
    Das verirrte Schaf hatte seine Pflicht erfüllt, und die Welt war sicher vor allen Umwälzungen, die Tim Trinity hätte verursachen können. Vater Nick würde niemals erfahren, welche Rolle der Rat in den Angelegenheiten des Vatikans spielte.
    Als Conrad den Bildschirm ausschaltete und den Kopfhörer abnahm, kam auch schon die Flugbegleiterin mit seinem Drink.

    Das nächste Krankenhaus war Tulane. Dort fand Daniel Pat. Aber er war noch im OP, deshalb nutzte Daniel die Gelegenheit, sich die Wunden an den Händen nähen zu lassen. Auf seine Lippe, die aufgeplatzt war, als er sich an der Wand gestoßen hatte, kam ein Schmetterlingspflaster.
    Er verließ das Krankenhaus und ging benommen zu einem Restaurant in der Nähe. Er war vollkommen ausgelaugt und wusste, er musste etwas essen. Deshalb zwang er sich, obwohl er keinen Appetit hatte und nichts schmeckte.
    Anschließend trottete er zurück zum Krankenhaus. Pat war nun im Aufwachraum und schlief.
    Daniel zog sich einen Stuhl ans Bett und setzte sich, die blaue Bibel seines Onkels in der Hand. Als er die roten Spitzer auf dem Einband sah, bekam er Stiche in der Brust. Er ging mit der Bibel zur Toilette und wusch das Blut ab. Als er den Einband mit

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