Die Troja-Mission
nicht verraten, wohin du mit mir fährst. Soll das eine Überraschung werden?«
»Ich habe in Griechenland eine kleine Segeljacht gechartert. Wir gehen auf einen Törn rund ums Mittelmeer.«
»Klingt wunderbar.«
»Meinst du, ein Cowgirl aus Colorado kann lernen, wie man Segel setzt und navigiert?«
»Das wirst du schon sehen.«
Kurz darauf trafen sie bei Pitts Hangar ein. Giordino schaltete per Fernbedienung die Alarmanlagen aus und öffnete das Tor. Dann fuhr er mit dem Marmon hinein. Pitt und Loren stiegen aus und begaben sich hinauf in seine Wohnung, wo sie sich für den Empfang etwas legerer anzogen.
St. Julien stürmte wie ein wild gewordenes Flusspferd in den Hangar und schnauzte die Leute vom Partyservice an. Er tupfte sich den Schweiß ab, der ihm an diesem warmen, schwülen Herbsttag auf die Stirn getreten war, und knöpfte sich den Oberkellner des mit drei Michelinsternen ausgezeichneten Restaurants Le Curcel vor, den er für den Empfang engagiert hatte.
»Die Austern, die Sie auftragen wollen, sind ja kaum größer als Erdnüsse. Das geht einfach nicht.«
»Ich werde sie sofort austauschen lassen«, versicherte der Oberkellner und stürzte davon.
Bald darauf trafen die Gäste ein, denen kalifornischer Schaumwein serviert wurde, während sie an den zahlreichen Tischen, die im Hangar aufgestellt waren, Platz nahmen. Anschließend begaben sie sich zu den Büfetttischen, die rund um die alte Badewanne mit dem Außenbordmotor aufgebaut waren, mit der Pitt vor vielen Jahren aus Kuba geflohen war. Auf den Tischen standen auf Hochglanz polierte Warmhaltegefäße und Platten mit zerstoßenem Eis, auf denen allerlei Köstlichkeiten dargeboten wurden, hauptsächlich Fische und Meeresfrüchte, darunter auch Abalonen und Seeigel.
Perlmutter hatte seinem Ruf alle Ehre gemacht und ein Menü kreiert, wie es aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder irgendwo aufgetischt wurde.
Als Admiral Sandecker eintraf, bat er Pitt um ein Gespräch unter vier Augen. Sie begaben sich in ein Luxusabteil des Pullman-Wagens der Manhattan Limited, das Pitt als Büro diente. Nachdem Pitt die Tür geschlossen und beide Platz genommen hatten, zündete Sandecker einen seiner Lungentorpedos an und blies eine blaue Rauchwolke zur Decke.
»Sie wissen sicher, dass es Vizepräsident Holden gesundheitlich schlecht geht«, begann der Admiral.
»Ich habe Gerüchte gehört.«
»Es steht viel schlimmer um ihn, als man annimmt. Man geht davon aus, dass er diesen Monat nicht überlebt.«
»Das tut mir Leid«, sagte Pitt. »Mein Vater kennt ihn seit über dreißig Jahren. Er ist ein tüchtiger Mann.«
Sandecker musterte Pitt, um zu sehen, wie er reagierte. »Der Präsident hat mich gebeten, bei der nächsten Wahl als sein Vize anzutreten.«
Pitt zog die dichten schwarzen Augenbrauen zusammen. »Dass der Präsident gewinnt, steht schon so gut wie fest. Aber irgendwie kann ich Sie mir nicht recht als Vizepräsident vorstellen.«
Sandecker zuckte die Achseln. »Die Arbeit ist einfacher als das, was ich zurzeit mache.«
»Ja, aber die NUMA ist Ihr Lebensinhalt.«
»Ich werde nicht jünger. Und ich fühle mich ein bisschen ausgebrannt, nachdem ich fünfundzwanzig Jahre lang diesen Job gemacht habe. Höchste Zeit für einen Tapetenwechsel. Außerdem bin ich nicht der Typ, der als Vizepräsident untätig herumhockt. Sie kennen mich lange genug und müssten wissen, dass ich der Regierung Feuer unter dem Hintern machen werde.«
Pitt lachte. »Ich weiß, dass Sie sich im Weißen Haus nicht ins stille Kämmerlein verziehen oder den Mund halten werden, wenn es um wichtige Themen geht.«
»Und schon gar nicht, wenn es um umweltpolitische Themen oder den Schutz der Meere geht«, versetzte Sandecker. »Wenn man’s recht bedenkt, kann ich vom Weißen Haus aus mehr für die NUMA tun als in meinem schicken Büro auf der anderen Seite des Flusses.«
»Wer übernimmt die Leitung der NUMA?«, fragte Pitt. »Rudi Gunn?«
Sandecker schüttelte den Kopf. »Nein, Rudi will den Posten nicht. Er fühlt sich als Stellvertreter wohler.«
»Und wen wollen Sie dann drankriegen?«
Sandeckers schmale Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Grinsen. »Sie«, erwiderte er kurz und knapp.
Im ersten Moment begriff Pitt überhaupt nichts, dann dämmerte es ihm allmählich. »Mich? Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Ich wüsste niemanden, der besser dafür geeignet wäre.«
Pitt stand auf und ging umher. »Nein, nein, ich bin kein Verwaltungsmensch.«
»Gunn
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