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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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aufgetaucht war und ihn in höchste Bedrängnis gebracht hatte. Denn zu allem Überfluß wußten die Diglatoren sich auch unsichtbar zu machen.
    Gorm folgte der Witterung vom Sechsbeinnest. Der Hunger wütete in seinem Gedärm. Fast ließ er alle Wachsamkeit fahren, als er den Geruch eines ausgewachsenen Sechsbeinhirschs wahrnahm, der jetzt zu seinem Nest zurückkehrte.
    Das konnte sehr rasch ins Verderben führen. Gorm blieb am Rand einer Lichtung stehen und überzeugte sich davon, daß der Titan noch sehr weit weg war und die Wölfe ein anderes Wild jagten. Der Schleimrochen lag nach wie vor an der gleichen Stelle.
    Der Zacide kam unangefochten voran, bis er das Nest sehen konnte.
    Noch vor kurzer Zeit hatte es hier Unmengen von Sechsbeinhirschen gegeben. Die Tiere waren dumm, aber als die Schrecken aus dem Horn sie eines nach dem anderen rissen, hatten sie damit begonnen, ihre Nester an natürlich geschützten Orten zu bauen. Dieses lag inmitten einer Lichtung, in der hohes Blaugras wuchs. Es sonderte Sporen ab, die in der Haut von Angreifern keimten und den Körper schnell abtöteten. Einem Zaciden allerdings drohte von ihnen keine Gefahr. In ihrem Fell lebten winzige Schmarotzer, die die Sporen vertilgten.
    Gorm ließ sich auf alle viere nieder und schlich weiter. Er bewegte sich so geschickt, daß kein zur Seite knickender Halm dem Hirsch seine Annäherung verraten konnte.
    Die Kitze, drei an der Zahl, lagen frei in dem Nest aus Zweigen und Blättern. Als Gorm noch fünf Schritte davon entfernt war, drehte der Hirsch ihm den Kopf zu. Gorm preßte sich an den Boden, aber dann verrieten die Fühler ihm, daß ein Dreihornaffe sich von der gegenüberliegenden Seite her näherte. Der Hirsch warf sich herum, um sich dem Räuber zu stellen. Sein Geweih war eine starke Waffe, aber mit dem Dreihorn konnte er es kaum aufnehmen.
    Gorm sprang auf. Auch er war nicht sonderlich erpicht auf einen Kampf. Solange der Hirsch das Dreihorn beschäftigte, hatte er leichtes Spiel, und das Muttertier, das die Kitze geworfen hatte, war weit und breit nicht zu sehen.
    Er stürzte sich auf das Nest. Schon lockerte er seine Schlingarme, als sich plötzlich der Boden unter ihm hob und der Diglatore Gestalt annahm. Gorm kreischte auf. Ein Diglatore war ein Geschöpf aus einem riesigen Kugelleib und einem Kranz von Armen, an deren Enden Scherenfinger saßen, die beim Zuschnappen einen jungen Baumstamm zerteilen konnten. Dazu kamen vier biegsame Beine, die in jede Richtung zu treten vermochten.
    Gorm war zwar überrascht, aber dank seiner Vorsicht und Troks Berichten nicht unvorbereitet. Er wartete nicht ab, bis der Diglatore ihm seine Scheren entgegenschicken konnte. Die gelockerten Schlingarme schossen auf das Monstrum zu und legten sich um den augenlosen Kopf. Die Scheren schnappten ins Leere, nur zwei knochenlose Beine trafen den Zaciden voll und trieben ihm fast alle Luft aus den Lungen. Bevor er einen weiteren Treffer einstecken mußte, riß Gorm dem Gegner den Kopf auf den Rücken.
    Der Diglatore verendete. Gorm zog seine Schlingarme zurück und atmete heftig. Aus dem Wald hörte er das Knacken von abbrechenden Ästen, wo der Hirsch gegen das Dreihorn kämpfte. Die Kitze lagen ungeschützt vor ihm, jetzt brauchte er nur noch zuzugreifen.
    Doch als seine Klauenhände sich schon nach dem ersten streckten, erstarrte er.
    Ein Zacide konnte eine Beute auf tausend Schritte wittern – einen Aegyr jedoch auf einen ganzen Tagesmarsch.
    Gorm vergaß seinen Hunger.
    Er rannte durch das Gras und zurück in den Wald. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr durch schwarze Riesenvögel schwang er sich in die Wipfel der Bäume, wo er viel schneller war als am Boden.
    Ein Aegyr!
    Also waren sie doch nicht alle tot. Wer es war, der da aus der Richtung des Marmorbruchs kam, war Gorm völlig gleich. Ob ein Ritter, der ALLUMEDDON überlebt hatte, oder ein Kaufmann oder ein Zauberer – einer war wie der andere. Durch die Magie der Aegyr waren Gorm und Trok im Füllhorn gefangen worden. Die Erinnerung an die lange, grausame Zeit darin, eingeschlossen mit den unzähligen anderen Schrecklichen, die einst das Aegyr-Land tyrannisiert hatten, war wie mit glühenden Eisen in seinen Geist gebrannt. Vailita war nicht mehr, doch andere Aegyr sollten für sie büßen.
    Gorm landete nach einem letzten Sprung auf allen vieren am Fuß des Hügels. Er hetzte den Pfad hinauf und fand Trok, mit einer schweren Keule bewaffnet, vor dem Eingang der Höhle. Inzwischen offenbar

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