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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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wieder völlig bei Kräften, starrte der Gestachelte ihn aus glühenden Augen an.
    »Komm mir nicht näher!« fauchte er. »Verschwinde und such dir ein eigenes Versteck. Einmal hast du mir übel mitgespielt, und das war einmal zuviel!«
    Gorm wich einem Hieb mit der Keule aus und riß sie dem anderen aus der Hand.
    »Hör auf, Trok!« rief Gorm. »Richte deine Fühler auf den Weg, der durch den Wald führt! Unsere Stunde hat endlich geschlagen!«
    Trok sprang fast senkrecht in die Höhe, landete dicht hinter dem Artgenossen und hatte einen Arm um Gorms Hals geschlungen, bevor der Erregte sich in Sicherheit bringen konnte.
    »Ich habe einen Aegyr gewittert!« kreischte Gorm mit letzter Luft.
    Troks Würgegriff lockerte sich. Seine Fühler wuchsen aus dem Katzenschädel heraus. Plötzlich zitterten sie.
    Trok ließ los und stieß Gorm einige Schritte den Hügel hinunter.
    »Bei unserem Urgevatter Rork!« zischte er. »Du hast recht. Worauf wartest du noch!«
    Trok flitzte los, Gorm hinter ihm her. Aller Streit war für den Augenblick vergessen. Sie waren wieder die gnadenlosen Jäger, die vor ihrer Gefangenschaft im Füllhorn ganze Landstriche in Angst und Schrecken versetzt hatten.
*
    Rayik hatte sich auf dem Knochenpferd festgebunden, das ihn mit seinem Gefangenen zur Burg der Eroice tragen mußte, denn längst schon besaß er nicht mehr die Kraft, sich auf seinem Rücken zu halten. Der Anführer jener Gruppe kalter Reiter, die von Eroice ausgeschickt worden war, um ihren ärgsten Feind aufzuspüren und zu ihr zu bringen, hatte höchstens noch Stunden zu leben. Ein anderer hätte sich nicht den Qualen unterzogen, den Ritt fortzusetzen, doch in Rayiks Brust schlug ein Herz aus Mango, und der Herr des Chaos selbst besaß die Gewalt darüber.
    Rayik verfluchte Kalaun, er verwünschte Eroice in die siebte Hölle. Sein Körper verfiel, weil das Mangoherz ihn mit dem Geruch der Baumfrucht erfüllt hatte. Die von Mythors Begleitern ins Lager geworfenen Spinnen waren über ihn hergefallen. Von seinen Kriegern lebte keiner mehr. Das Gift des Ungeziefers hatte sie wie die befallenen Früchte der gemiedenen Bäume langsam verfaulen lassen. Daß Rayik ihr Schicksal noch nicht teilte, war nur einer Magie zu verdanken, die Eroice vor dem Aufbruch um ihn gewoben hatte.
    Und nur von ihr konnte er vielleicht noch Rettung erhoffen.
    Wie weit war es noch bis zur Burg? Rayik kam die Umgegend fremd vor, obgleich er diesen Weg mit seiner kleinen Schar noch vor drei Nächten genommen hatte. Sein Reittier würde weitergaloppieren, auch wenn es keine Befehle mehr erhielt. Aber um von Eroice Belohnung und Gnade zu erfahren, mußte Rayik zumindest noch in Resten bei ihr ankommen.
    Mythor lag vor ihm, quer über dem Nacken und Arme und Beine unter der Brust des Pferdes zusammengebunden. Er konnte kein Glied rühren, obwohl er bei vollem Bewußtsein war. Ein harter Kämpfer, war er dadurch noch gefährlicher geworden, daß der Geist eines Aegyr von ihm Besitz ergriffen hatte. Es war kein Geringerer als der bereits legendäre Scharführer Gesed te Ruuta, der Eroices Todfeind mit einer List dazu gebracht hatte, sich seine Totenmaske aufzusetzen. In der aber lebte Geseds Geist weiter, und nun beherrschte er Mythors Körper.
    Trotz aller Qualen fühlte Rayik Belustigung, als er sich des Widersinns seiner Gedanken bewußt wurde. Mythor – oder Gesed – war zwar hellwach, aber eine Gefahr bedeutete er nicht, solange er zu Eis erstarrt war. Und so sollte es bleiben, bis Eroices Mauern endlich erreicht waren.
    Weiter, du Höllengaul! Schneller! Bring mich aus dem Wald!
    Die Verfolger brauchte Rayik nicht zu fürchten. Sie mußten sich zu Fuß einen Weg durch das Land suchen, über das sich Vailitas Füllhorn ergossen hatte. Wer hier nicht hindurch mußte, umging den Wald in weitem Bogen. Doch in Rayiks Brust pochte das Mangoherz und forderte ihn mit Kalauns Stimme auf: Raste nicht!
    Der Herr des Chaos hatte Macht über ihn, aber beistehen konnte er ihm hier nicht. Das Pferd sprengte mit wehender Mähne und Schaum vor dem Maul über den Weg, an dessen Seiten sich Schlinggewächse anschickten, ihn zu überwuchern.
    Rayiks Körper verfaulte, nur sein Geist blieb wachsam. Er rechnete mit einem Angriff der Kreaturen aus dem Füllhorn, und als er erfolgte, lagen seine Finger an den Säumen des Mantels, um ihn aufzureißen und seine Eiseskälte zu verstrahlen.
    Es nützte ihm nichts mehr. Die Liane, die sich über den Weg spannte, brachte das Pferd zum

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