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Die Trugburg

Die Trugburg

Titel: Die Trugburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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setzten ihm in vielen schnellen Vorstößen so zu, daß er schließlich in die Knie brach.
    Gorms Blick, als er zurückkehrte und ihn vorantrieb, schien sagen zu wollen: Laß dir das eine Lehre sein!
    Er marschierte schweigend weiter. Er hatte wieder versucht, seine Fesseln zu lockern, mit dem gleichen enttäuschenden Ergebnis. Die Riemen waren nicht magisch wie die Knoten um Geseds Maske, doch um sie loszuwerden, brauchte er etwas Scharfes.
    Wann machten sie endlich Rast! Es wurde bereits dunkel. Die Nebel, die dieses ganze Land wie eine dichte graue Glocke überzogen, schienen sich mit Finsternis zu füllen und ihn zu erdrücken. Die Lider seines linken Auges waren dick geschwollen, die Braue war aufgeplatzt und schmerzte höllisch. Mit jedem Schritt spürte er seine Erschöpfung stärker. Ermüdeten die Kreaturen denn nie?
    Endlich blieben sie stehen. Der Weg war hier verbreitert. Gorm suchte nach einer geeigneten Stelle zur Rast. Er fand sie unter einem Baum, dessen untere Äste wie verlangend ausgestreckte Arme in die Lichtung hineinragten. Gorm riß einige Schlingpflanzen aus, deren Fangarme ihn einzuschnüren versuchten, und zerschnitt sie scheibchenweise mit seinen Messerkrallen.
    Als es offenbar nichts mehr gab, das ihn störte, gab er Trok ein Zeichen. Zusammen hängten die Mischwesen ihren Gefangenen in einem schnell aus dünnen Lianen geflochtenen Netz auf. Gorm schwang sich flink wie ein Affe auf den Baum und verknotete die oberen Schlingen des Netzes an einem der tiefhängenden Äste.
    »Sag mir«, flüsterte er von oben, als Trok zwei neugierige Doppelmaulwölfe vertreiben mußte, »welches ist das Geheimnis, das Eroice von dir erfahren will? Hat es mit den Aegyr zu tun?«
    »Ja«, sagte Mythor schnell.
    »Verrate es mir! Ich schenke dir dein Leben dafür!«
    »Du?« Mythor lachte rauh. »Eroice will mein Leben, und du glaubst, es mir schenken zu können, wenn ihr mich zu ihr bringt?«
    »Wir töten sie, wenn sie uns die Verstecke des Aegyr genannt hat, was glaubst du denn?« Trok kam zurück. »Schnell, verrate es!«
    Es war schon zu spät. Trok gewahrte die gierigen Blicke des Artgenossen und mochte sich zusammenreimen, was sein Kauern über dem Netz bedeutete. Im Handumdrehen waren die beiden wieder ein kreischendes Bündel, in dem Hände mit Krallen flogen und Fellbüschel.
    »Mythor…«
    Das war Geseds Geisterstimme. Mythor, so eng verpackt, daß seine angezogenen Knie ihm in die Schultern stießen, sah, wie die Totenmaske einem Fellbüschel durch die Luft folgte und zwei Schritte unter ihm liegenblieb. Noch hatten die Zaciden ihren Verlust nicht bemerkt. Nur Mythor hörte die klagende Stimme. Er konnte nicht laut antworten, ohne den Mischwesen sogleich zu verraten, was hier vorging.
    Er nickte nur. Gesed sah es, so wie er auch schon im Maskenwald durch die Augenschlitze gesehen und durch die Ohrmuscheln seines Behältnisses gehört hatte.
    »Befreie mich von den Zauberfesseln, Mythor«, flehte Geseds Geist. »Ich gelobe dafür, auch dir zu helfen.«
    Der Mann ohne Erinnerung schüttelte den Kopf. Er schielte zu den Rasenden hinüber und dachte für einen Moment, daß sie sich gegenseitig umbringen mußten, wenn sie noch lange so weitermachten.
    »Ich weiß, ich habe dich belogen und betrogen, Mythor. Doch ich habe mein Unrecht eingesehen. Vertraue mir jetzt! Ich kann dir helfen, gegen Eroice zu bestehen. Diese beiden Narren ahnen nicht, wie grausam und böse sie ist – doch vor allem, wie mächtig! Rayik wußte es, denn er wollte, daß seine faulenden Reste zu ihr gebracht wurden.«
    Mythor runzelte die Stirn.
    »Ja«, kam es von Gesed. »Sie treibt die Lebenden in den Tod und erweckt die Toten zu schrecklichem Leben. Sie hat Macht über alle Dinge, Mythor! Befreie mich, und ich kämpfe mit dir.«
    Mythor hatte sich einmal von ihm täuschen lassen. Ohne Geseds Betrug wäre er jetzt nicht in dieser Lage. Er wollte nichts mehr von ihm hören und hörte auch nichts, denn jetzt ließen die Mischwesen voneinander ab, bedrohten und beschimpften sich zwar noch, kehrten aber zum Baum zurück. Gorm überprüfte die Festigkeit des Netzes, bevor er sich hinsetzte und das Blut aus dem Fell leckte, das immer mehr Lücken aufwies.
    Trok richtete sich auf die Zehenspitzen auf und piekste Mythor durch die Maschen mit einem der Schulterstachel.
    »Wenn du Gorm etwas verraten hast, merke ich das, bevor wir die Burg erreichen. Also?«
    Offensichtlich erwartete er eine Antwort. Sie bestand in einer Frage:
    »Wie

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