Dengeln und Wetzen: Die Kunst, Sense und Sichel zu schärfen (German Edition)
Vorwort
Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörte das rhythmische „teng, teng, teng“, wenn zwischen Dengelamboss und Dengelhammer Sense und Sichel geschärft wurde, zum alltäglichen Klangbild des ländlichen Raums. Ein Geräusch, das in den landwirtschaftlich geprägten Zeiten zur unverwechselbaren Melodie der Dörfer landauf, landab gehörte, wie das Krähen der Hähne. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft Ende der 50er Jahre und der Aufgabe der bis dahin weitverbreiteten Nutztierhaltung gerieten die einst verwendeten Werkzeuge und Geräte, ihr Zweck und ihre Handhabung in Vergessenheitund dienten bestenfalls noch als nostalgische Dekorationsstücke.
Dengler bei der Arbeit, Aufnahme von 1905
Viele der ehemals allgemein bekannten Handwerkstechniken wurden aufgegeben, so dass heute nur noch wenig Erinnerung an das Vergangene, wie beispielsweise der Gebrauch und die Handhabung des Dengelhammers lebendig sind. Früher wurde das Dengeln während der alltäglich anfallenden Arbeiten vom Vater zum Sohn und Enkel weitergegeben. Das Dengeln konnte man eben, da fiel es niemandem ein, irgend etwas davon aufzuschreiben.
So wundert es nicht, dass das Schärfen von Sense und Sichel heutzutage eine Kunst zu sein scheint. Viele Sensenbesitzer sind mit einer Fülle von Fragen zum richtigen Gebrauch von Dengelwerkzeug und Wetzstein, so wie deren Handhabung meist auf sich allein gestellt.
Das Buch will dem Anfänger wie dem Praktiker Anleitungen und Tipps für den richtigen Gebrauch der Dengelwerkzeuge und Wetzsteine geben, um so Fehler in deren Handhabung zu vermeiden. Wer beispielsweise weiß, wie die Sense beim Dengeln über den Amboss geführt, auf welche Weise mit dem Dengelhammer geklopft oder wie mit dem Wetzstein beim Schärfen richtig an der Schneide entlang gestrichen wird, der wird das Mähen mit der Sense neu entdecken. Denn mit einer richtig gedengelten und gut geschärften Sense wird das Mähen zur entspannten Körperbetätigung an der frischen Luft mit vielfältigem Naturgenuss.
Warum wird gedengelt?
Der Zweck des Dengelns besteht darin, die scharfe Schneide von Sense und Sichel auf Dauer zu erhalten, zu verbessern oder neu herzustellen. Gedengelt wird auch, um das Materialgefüge des Stahls zu verdichten und so eine längere Standzeit der Schärfe (Schnitthaltigkeit) zu erzielen. Den äußersten Rand der Schneide nennt man landläufig „Dangl“.
Beim Dengeln kommt es darauf an, dass die Schneide auf der ganzen Länge einen gleichmäßigen Dangl bekommt. Die Qualität des Dangls ist für Kraftaufwand und Leistung beim Mähen entscheidend.
Richtiges Dengeln und Wetzen sind neben dem Anstellen die wichtigsten Voraussetzungen für das leichte Mähen mit der Sense. Das Mähen mit einer scharfen Sense geht selbst einem ungeübten Mäher leicht von der Hand. Mit schlecht geschärfter Sense wird das Mähen auch für den geübten Mäher zur schweißtreibenden Plagerei. Nicht von ungefähr kommt der alte Mäherspruch:
„Gut gedengelt ist halb gemäht.“
Was geschieht beim Dengeln?
Das Dengeln lehnt sich der Technik nach an das Schmieden an und bedient sich der Schmiedewerkzeuge Hammer und Amboss.
Beim Dengeln wird das Metall der Sense entlang der Schneide auf einem speziellen Dengelamboss mit einem Dengelhammer durch Hämmern zu einer dünnen, scharfen Schneide ausgetrieben. Das kalte Hämmern des gehärteten Stahls zieht das Metall mit jedem Schlag ein klein wenig aus und verjüngt es keilförmig zur Schneide hin. Gleichzeitig bewirkt das kalte Hämmern, dass die Molekülstruktur des Stahl verdichtet wird oder anders gesagt, die Schneide wird beim Dengeln regelrecht gehärtet.
Was so entsteht, nennt man Dangl. Ein guter Dangl muss die nötige Dünne und Schärfe aufweisen. Er muss widerstandsfähig gegen zu schnelle Abnutzung sein und muss die Voraussetzungen für leichtes Schärfen mit dem Wetzstein bilden.
Geschichte des Dengelns und Geradrichtens
Es darf angenommen werden, dass Sense und Sichel mit Hammer und Amboss geschärft werden, seit beide Werkzeuge im Gebrauch sind. Die älteste mir bekannte Darstellung des Dengelns, befindet sich auf einem Fresko im Adlerturm zu Trient aus der Zeit um 1407.
Sensen kamen früher ungedengelt, das heißt nicht mähfertig, in den Handel, obwohl es in jeder Sensenschmiede möglich gewesen wäre, Sensen auf den dort vorhandenen Maschinen zu dengeln. Mähfertige geschärfte Sensen wurden nur auf Bestellung und gegen Aufpreis gefertigt. Zu dieser Zeit
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