Die Trugburg
die weiche Haut, die andere kam aus dem schwarzen Gewand und machte Bewegungen, als wollte sie etwas aus Ilfa herausziehen.
»Es fließt«, lachte die Hexe. »Siehst du, wie es von ihr auf mich überfließt, Mythor?«
Er sah es nicht, aber er fand, was er suchte.
Seine Faust drückte den Stein in die Wand, und mit lautem Schaben begann sich ein Stück von der Mauer zu drehen.
*
Die Wunde brannte, und der Schmerz hatte Ceroc wieder zur Besinnung gebracht. Noch taumelte er benommen durch die Burg. Erst in seinem Studierzimmer mischte er sich aus vielerlei Pülverchen etwas zusammen und schluckte es. Das Gefühl, von innen heraus zu verbrennen, war ihm nicht neu. Er hatte es oft genug durchstehen müssen, wenn er der Magie des Weines erlegen war. Doch nach drei, vier tiefen Atemzügen ging es ihm besser. Er lachte grimmig. Der Wein hatte der Beherrschung des neuen Körpers keinen Abbruch getan. Er war stark, und die Wunde schloß sich, als er sie mit einem anderen Pulver bestreute.
Er hatte keine Zeit zu verlieren. Eroice würde ihn erbarmungslos jagen, sobald sie mit Ilfa und Mythor fertig war. Sie würde ihn finden, wo immer in diesen Mauern er sich auch zu verbergen suchte – und dann ihre Drohung wahrmachen.
»Aber ich habe nicht vor, dir noch länger Gesellschaft zu leisten, Schwester! Du hast keine Gewalt mehr über mich. Wir sind keine Schicksalsgefährten mehr!«
Draußen wartete eine Welt darauf, von ihm erobert zu werden. Alles, was er dazu brauchte, waren ein schnelles Roß, das ihn aus der Burg trug, und einige Dinge, die er noch eilig zusammenzuraffen gedachte.
Er lief aus dem Zimmer und die Treppe hinauf. Einige Türen neben Eroices Schlafgemach gab es einen Raum, in dem sie die Habe ihrer ehemaligen Geliebten aufbewahrte. Ceroc hatte keine Mühe, die magisch gesicherte Tür aufzubrechen. Es gelang ihm sogar schon wieder, ein Licht unter die Decke zu zaubern.
In seinem Schein betrachtete er kurz die Dutzende von Rüstungen, Truhen und aufgehängten Waffen. Er nahm sich ein Kettenhemd und streifte es über. Von den Schwertern, die einst die besten Schmiede des Aegyr-Landes geschaffen hatten, wählte er ein leicht zu führendes dreiviertellanges. Um seine Hüften band er einen kostbar verzierten Gürtel aus Sechsbeinhirschleder, an dem eine Scheide mit einem Dolch hing. Schließlich stieg er in Panzerhosen und polierte Schaftstiefel. Noch ein Schild mit dem Wappen derer von Nygard darauf, und nun sollte sich ihm ein Gegner zeigen, mit dem er es nicht aufnehmen würde!
Ceroc lachte, holte sich einen blutroten Umhang von der Wand und schloß die goldene Halsschnalle. Ein Helm fehlte noch, ja, und ein Beutel voll mit den kostbarsten Edelsteinen und Geschmeiden aus den Truhen.
Als das prallgefüllte Säckchen an seinem Gürtel hing, schloß Ceroc die Tür hinter sich. Und als er sich auf dem Gang umsah, kam ihm ein Gedanke, wie er seinen Sieg vollkommen machen und die Hexenschwester vernichten konnte.
»Magisches Feuer vermagst du zu löschen, Eroice«, flüsterte er haßerfüllt. »Doch keinen Brand, der mit dem einfachen Öl aus den Leuchtern gelegt ist.«
Um an das nächste Licht zu gelangen, mußte er am Schlafgemach vorbei und an der Säule, aus der der Oberkörper des Baumeisters halb heraushing. Erst jetzt wunderte er sich darüber, doch was ging ihn Budjan noch an, auch wenn er eine Totenmaske auf dem Gesicht hatte.
Ceroc dachte kurz daran, sich auch sie noch mitzunehmen, doch er besaß genug. Er streckte die Hand schon nach dem Leuchter aus, als der schlaff hängende Körper lebendig wurde.
Ein Arm fuhr nach oben und legte sich um Cerocs Hals. Mit einem Ruck von unbändiger Kraft zog er ihn an die Wand, und bevor Ceroc schreien konnte, hatte die zweite Hand ihm den Dolch aus der Scheide gezogen und an die Brust gesetzt.
»Du bist nicht Mermer«, sagte es heiser neben des Hexers Ohr. »Du bist nicht mein Sohn Mermer te Ruuta!« Die Stimme wurde schrill, überschlug sich. Ceroc strampelte und versuchte alles, um sich loszureißen. Dann erschlaffte sein Körper. Er hatte keine Gewalt mehr darüber. Ohne daß er es verhindern konnte, öffnete sich sein Mund, und es schrie aus ihm heraus:
»Vater! Ich habe dich erkannt, aber er war stärker als ich! Töte ihn, damit ich erlöst bin!«
Ceroc spürte, wie sich die Angst wie eine Faust um sein Herz krampfte. Der Geist des jungen Aegyr, den er bereits für erloschen gehalten hatte, erwachte zu neuem Leben und wütete in ihm.
»Ja«, sagte die
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