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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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sinnend, »vielleicht hat sie ihn ja gar nicht in ihr Bett gelassen?«
    Herzog Heinrich räusperte sich mahnend; er liebte es nicht, wenn man sich in Gegenwart seiner Gemahlin zu unfein ausdrückte. Aber Graf Welf fuhr ungerührt fort:
    »Geheiratet hat sie ihn jedenfalls nur auf Wunsch des Papstes, das ist klar; mein Onkel wollte ihren riesigen Besitz erben, er konnte ja nicht wissen, daß sie diesen längst in ihrem Testament dem Papst übertragen hatte. Dem Kaiser hat sie ihn übrigens auch versprochen. Nur mein Onkel
wußte von nichts. Irgendwie hat sie ihn ein paar Jahre lang hingehalten. Dann war sie fast fünfzig, und auf Kinder war keinesfalls mehr zu hoffen, da bekam mein Onkel die Sache mit dem Testament heraus, voller Wut trennte er sich von ihr. Aber was half es ihm? Verheiratet blieb verheiratet, eine neue Frau konnte er nicht nehmen. Vor lauter Verdruß fing er an zu fressen und war bald in ganz Bayern und Schwaben als Welf der Dicke bekannt.«
    Er rülpste gewaltig und schaute sich dann nach dem Mundschenk um. Dieser eilte mit der Kanne herbei, aber der Graf hatte einen anderen Wunsch.
    »Ist noch etwas von der schönen Mandelspeise übrig?« fragte er. Glücklicherweise war dies der Fall, obwohl Welf sich schon zuvor dreimal davon bedient hatte. Er schaufelte sich also einen gewaltigen Berg auf seinen Teller und fing an zu schlingen, als habe er tagelang gefastet. Ich wunderte mich, daß er nicht auch längst den Namen Welf der Dicke trug, aber er war merkwürdigerweise nicht fett, sondern nur massig.
    Wie gern hätte ich mich längst zurückgezogen! Aber Graf Welf war eisern entschlossen, auch noch über seine eigene Generation der Welfenfamilie zu sprechen. Er erzählte also ausführlich von seinen älteren Brüdern, die alle schon lange tot waren, sowie den Schwestern - alle gleichfalls seit längerem verstorben. Als er von der ältesten Schwester Judith berichtete, der Mutter von Kaiser Friedrich, die seit einem halben Jahrhundert unter der Erde lag, übermannte ihn die Rührung, und er fing an zu weinen. Jetzt schien mir der richtige Augenblick gekommen, ganz heimlich zu gehen; aber ich konnte nicht, des Grafen Fuß stand auf dem Saum meines Kleides, und ich konnte mich weder mit sanftem noch mit stärkerem Ziehen befreien. So mußte ich ausharren, bis der Graf seinen Kummer über den Tod dieser besonders geliebten Schwester überwunden hatte. Er schluchzte noch eine Weile, wischte sich dann die Tränen ab und sagte vorwurfsvoll
zu Herzog Heinrich, er hätte nicht gedacht, daß man an seinem Tisch hungern und dürsten müsse. Ohne mit der Wimper zu zucken, entschuldigte sich Herr Heinrich, winkte dem Mundschenk und befahl ihm, unverzüglich eine große Kanne Wein nicht nur zu bringen, sondern auch auf dem Tisch in Reichweite von Graf Welf zu lassen sowie nach eventuellen Resten der Mandelspeise zu forschen. Dies stimmte seinen betrübten Onkel wieder heiter. Er richtete einen freundlichen Blick auf seinen Neffen, und als er zu ihm sprach, klang seine Sprache zwar etwas verwaschen, aber seine Augen schienen mir so klar und listig, daß ich mich fragte, ob wir es nicht mit einem großartigen Schauspieler zu tun hätten.
    »Da wäre ja noch eine Kleinigkeit zwischen uns zu regeln, Neffe«, sagte Graf Welf.
    Der Herzog zuckte merklich zusammen. Offenbar hatte er die ganze Zeit gefürchtet und erwartet, daß da noch etwas zur Sprache käme, was er selbst lieber nicht besprochen hätte.
    »Du siehst müde aus, lieber Oheim. Darf ich dich selbst zu deinen Gemächern geleiten?« fragte er scheinheilig. Aber es half ihm nichts.
    »Gleich, gleich. Nur sage mir noch zuerst: Wir hatten vereinbart, daß ich dich als Erben der schwäbischen Hausgüter einsetze, die mir in der Erbteilung zugefallen sind. Wir hatten weiter abgesprochen, daß du mir dafür eine angemessene Entschädigung zahlst. Außerdem hatten wir vorgesehen, daß diese Summe im vergangenen Jahr in meine Hand kommen sollte, damit ich selbst noch etwas davon habe. Richtig?«
    Oh weh. Ich wollte fliehen, aber der Fuß des Grafen stand schwerer denn je auf meinem Kleid.
    »Richtig, Oheim«, sagte der Löwe knapp.
    »Das Geld ist aber nicht bei mir angekommen. Warum nicht?«

    Heinrich seufzte.
    »Ich kam nicht dazu, es abzusenden«, sagte er lahm. »Ich hatte mich um so viele Dinge zu kümmern … Und auch sehr große Ausgaben … Zur Zeit habe ich wirklich andere Sorgen.«
    Ja, Diplomatie war nicht die Stärke dieses Kraftmenschen.
    Der Graf sah

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