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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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schon nach Köln zurückzukehren; aber da hatte er nicht mit Mathilde gerechnet. Sie fragte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen, ob er mich denn unbedingt umbringen wolle, und verbot ihm schlichtweg, mich den Strapazen der Heimreise auszusetzen, weil mein Zustand dies einfach noch nicht zuließe. Gottschalk sah dies auch ein. Auf der Burg herumzusitzen und auf meine Genesung zu warten, war ihm aber unerträglich, und er hatte auch kein Interesse daran, auf der Jagd Zerstreuung zu suchen. Und schließlich lebten wir ja vom Handel, also machte er sich mit Lutwin und Gereon doch auf den Weg nach Lübeck. Zum Abschied küßte er mich und sagte, er sei spätestens in vier Wochen wieder da, und dann führen wir wieder heim nach Köln.
    Aber die vier Wochen vergingen, und ich hörte nichts von meinem Mann, auch nicht nach acht Wochen. Der Herzog hatte beschlossen, das Weihnachtsfest in Lüneburg zu feiern, und der Hof rüstete sich zur Abreise. Ich grämte mich, denn ich hatte Angst um Gottschalk und Sehnsucht nach meiner Kinderschar in Köln. Noch immer hatte ich heftige Anfälle von Übelkeit und mußte mich übergeben. Ich war ganz dünn geworden. Mathildes Leibarzt sah wieder nach mir, ließ mich den Kopf schütteln, sah mir lange in die Augen, drückte hier und drückte da.
    »Ich kann mir nicht erklären, warum die Übelkeit noch immer anhält, obwohl die Kopfschmerzen deutlich nachgelassen haben«, meinte er.
    »Wir sollten unbedingt einen Aderlaß machen.«

    Ich wehrte heftig ab.
    Die Kammerfrau flüsterte Mathilde etwas ins Ohr, und diese reichte dem Arzt ein Geldstück und schickte ihn dankend weg.
    »Wie wäre es, wenn wir statt dessen eine Hebamme befragen?« sagte sie. Ich sah sie sprachlos an. Daß ich nicht selbst auf diesen Gedanken gekommen war! Und sie hatte recht: Meine letzte Mondblutung war in Köln gewesen, aber in meinem elenden Zustand hatte ich nicht darauf geachtet.
    Da also mein Kopf offenbar geheilt war, stand der kurzen Reise nach Lüneburg nichts weiter im Weg.
    Das Weihnachtsfest wurde dort mit Pracht gefeiert, und Bischof Ulrich hatte stets den Ehrenplatz inne. Aber es wollte kein Frohsinn aufkommen. Kurz nach dem Fest erkältete sich der Bischof und mußte das Bett hüten, auf das sorgfältigste gepflegt von Herzogin Mathilde und ihrem Leibarzt. So versäumte er fast den völlig unerwarteten Besuch, der unmittelbar nach Neujahr auf der Burg erschien.
     
    Ich ging gerade mit Mathilde die Rechnungsbücher des Haushofmeisters durch, als wir Fanfaren vor der Burg hörten. Neugierig trat ich ans Fenster, hob den Rahmen mit der Kalbshaut heraus und schaute hinunter.
    »Das ist ja euer eigenes Wappen«, bemerkte ich. Mathilde legte die Feder hin und kam zu mir herüber. Sie stutzte und schaute genauer hin.
    »Kaum zu glauben. Das kann nur der Onkel meines Löwen sein.«
    »Wer?«
    »Nun, der alte Welf aus dem Schwäbischen. Und mit einem reichlichen Gefolge. Schnell, Sophia, sag bitte in der Küche Bescheid, während ich mich rasch umziehe.«
    Mit diesem Gast hatte man wirklich nicht gerechnet.
Nicht zu dieser Jahreszeit, nicht bei der Entfernung von Ravensburg nach Lüneburg. Es mußte etwas Wichtiges sein, das ihn hergeführt hatte. Ihn, seinen Sekretär, seinen Stallmeister, zwei Pferdeknechte, drei Diener und zwei Musikanten sowie eine Anzahl Reisiger. In unglaublicher Geschwindigkeit hatte Mathilde sich schöngemacht und rauschte in die Halle, wo der Haushofmeister gerade einen Willkommenstrunk aus einer großen silbernen Kanne einschenkte. Ich folgte ihr.
    Graf Welf erhob sich. Auf den ersten Blick verblüffte er mich durch seine Ähnlichkeit mit seinem Neffen, dem Löwen, mit seinen schwarzen Haaren und Augen, seiner kräftigen Statur. Auf den zweiten Blick sah ich, daß er eher ein schwächeres Abbild war, die Haare mit viel mehr Grau durchsetzt, die Augen viel matter als bei Herzog Heinrich, die Gestalt schon ein wenig gebeugt. Aber er war ja auch vierzehn Jahre älter. Sein Reitanzug war von teurem, gutem Tuch, wie ich auf den ersten Blick sah, seine Stiefel dürften den Gegenwert von zehn Kühen gekostet haben.
    Graf Welf verneigte sich höflich vor der Herzogin, sie aber schloß ihn ohne Umschweife in die Arme.
    »Seid herzlich willkommen, lieber Oheim«, sagte sie. »Ich freue mich sehr, daß Ihr gekommen seid, und hoffe, dies wird ein langer Besuch. In Kürze werden einige Gemächer auf das beste für Eure Bequemlichkeit vorbereitet sein. Mein Gemahl ist auf der Jagd, ich denke aber,

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