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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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war ganz außer mir. Die Königin war eine berühmte Frau, und in ganz Europa wurde über sie geklatscht. Sie besaß ein großes Fürstentum in Frankreich, war zuerst mit dem französischen König Ludwig verheiratet gewesen und hatte ihn listig dazu gebracht, die Ehe mit ihr aufzulösen, angeblich, weil sie ins Kloster gehen wollte. Dann hatte es einen riesigen Skandal gegeben, als sie sofort nach der Scheidung den Grafen Heinrich von Anjou zum Mann nahm - einen Achtzehnjährigen, und sie war fast dreißig. Das galt als besonders anstößig; ich aber fand nichts dabei, denn auch mein Vetter Constantin hatte in erster Ehe eine zehn Jahre ältere Frau geheiratet, und die beiden hatten gut zusammen gelebt. Ich habe nie etwas davon vernommen, daß Constantin sich nebenher mit jungen Mädchen vergnügt hätte - wie es Alienors Mann leider tat, der nun König Heinrich II. von England war. Den englischen Thron hätte er niemals erobern können, wenn Alienor ihm nicht ihr Geld für Truppen gegeben hätte, und darum fand ich es unverschämt und undankbar von ihm, daß er sie betrog, und das auch noch so öffentlich, daß alle Welt davon wußte. Ich schwor mir, daß ich niemals einen Mann heiraten würde, der mich betrügen könnte.

    Zum Glück aber war dieser treulose König, für den ich keinerlei Respekt oder gar Zuneigung empfand, zur Zeit nicht in London, sondern trieb sich, wie meistens, auf dem Kontinent herum, wo er mal hier, mal da Krieg führte. Seine Gemahlin hatte Lust, sich Vaters Pretiosen einmal ganz unverbindlich anzuschauen, wie ihr Kämmerer betonte, als er Vater die Einladung überreichte. Mutter erklärte gleich, daß ich sozusagen als Vaters Gehilfin mitgehen sollte. Ich zögerte, denn ich glaube noch heute, daß sie mir damit ein großes Opfer brachte. »Möchtest du denn nicht die schöne Königin sehen?« murmelte ich halbherzig. Aber Vater zog Mutter an sich und stellte fest: »Madame Alienor ist eine sehr schöne Frau, aber deine Mutter ist noch weitaus schöner.« Den Blick, den meine Mutter ihm darauf zuwarf, habe ich bis heute nicht vergessen - so voller Liebe und Vertrauen, und auch ein klein wenig spöttisch. »Du übertreibst hemmungslos, du Schmeichler«, sagte sie; aber sie war doch tatsächlich etwas rot geworden.
     
    Wir brauchten sehr viel Zeit, um uns dem feierlichen Anlaß entsprechend herauszuputzen. Damit Vaters Bedeutung als großer Kölner Kaufmann auch sichtbar wurde, ging er nicht etwa mit mir allein, obwohl wir unsere Waren, nämlich Großvaters Pretiosen und einige ausgesucht kostbare Stoffe und Goldgürtel, auch gut zu zweit hätten tragen können. Aber sein Ansehen erforderte, daß Theoderich, Heinrich und Helperich uns begleiteten - als sein Gefolge, sozusagen. Sie mußten dann allerdings im Hof des Towers zurückbleiben, nur Vater und ich durften eintreten, um dann zwei geschlagene Stunden im Vorzimmer der Fürstin zu verbringen - stehend! Als wir endlich zur Audienz gerufen wurden, konnte ich mich kaum mehr auf den Füßen halten und fragte mich insgeheim griesgrämig, warum ich mich nicht längst wieder auf den Weg zur Gildehalle zurück gemacht hatte.

    Aber dann empfing uns Madame Alienor sehr herzlich. Sie hatte gerade mit ihren Töchtern gespielt; mit Mathilde, der ältesten, und der kleinen Johanna, die noch mit tapsigen Schritten, aber unaufhaltbar durchs Zimmer wanderte und jeden Winkel erforschte. Zu meinem Erstaunen war die Königin mit ihren Kindern allein in dem Raum, keine Hofdame war anwesend.
    Überhaupt hatte ich mir vorgestellt, daß die Königin auf ihrem Thron im Thronsaal säße, umgeben von ihrem ganzen Hofstaat, mit der Krone auf dem Kopf. Da hatte ich mich eben gründlich geirrt.
    Madame Alienor war bereits weit über vierzig, aber dennoch deutlich sichtbar schwanger. Ich stellte fest, daß Vater recht gehabt hatte: Sie war wirklich eine außerordentlich schöne Frau mit klaren, ebenmäßigen Gesichtszügen. Ihre schwarzen Haare waren sorgfältig hochgesteckt und mit Perlen geschmückt, die dunklen Augen funkelten lebhaft. Aber insgeheim dachte ich, daß meine Mutter tatsächlich noch schöner war. Ihre Haut war glatter als die der Königin, obwohl sie gut zehn Jahre älter war als diese. Vor allem aber fehlte Madame Alienor die wohltuende Ruhe und Zufriedenheit, die meine Mutter ausstrahlte. Sie bewegte sich rasch und energisch und saß kaum einmal eine Minute still.
    Freundlich begrüßte sie meinen Vater, der ihr schon öfters besonders schöne und

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