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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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kostbare Waren verkauft hatte. Er verneigte sich tief vor ihr. Dann stellte er mich vor, und als ich den anmutigen Knicks machte, den Mutter sorgfältig mit mir einstudiert hatte, nickte sie mir huldvoll zu. »Meine Töchter Mathilde und Johanna«, sagte sie dann und wies auf die Mädchen im Hintergrund des Raumes. Sie sprach Französisch mit einem Akzent, der mir nicht vertraut war. Aber ich wußte ja, daß die Königin aus Aquitanien stammte und dieses große Herzogtum von ihrem Vater geerbt hatte.
Mit besonderem Interesse schaute ich zu dem älteren der beiden Mädchen hinüber. Prinzessin Mathilde war schmächtig, aber sogar etwas größer als ich. Sie sah noch sehr kindlich aus mit ihren elf Jahren, war jedoch schon mit Heinrich dem Löwen verlobt, dem mächtigen Herzog von Sachsen und Bayern.
    Mit einem sachten Rippenstoß machte Vater mich darauf aufmerksam, daß ich die Prinzessin nun lange genug angestarrt hatte und die Königin unsere Waren zu sehen wünschte. Ich zuckte zusammen und machte mich eilig daran, die Rollen kostbarsten Seidenstoffs aufzurollen und gefällig zu drapieren. Ich hatte dazu einen Tisch gewählt, der unter einem geöffneten Fenster stand; so fielen die Sonnenstrahlen auf die Seidenrollen und ließen die herrlichen Töne in Purpur, Azurblau und Himmelblau, Sonnengelb und Lindgrün um die Wette leuchten. Ganz nach oben legte ich die teuerste Rolle in Sahneweiß mit eingewebtem Muster, und daneben Mutters schönste Goldborten und Gürtel.
    Interessiert beugte die Königin sich über die Stoffe und prüfte sie sachverständig mit spitzen Fingern, hielt sie gegen das Licht und betrachtete sie sorgfältig. Sie fragte Vater nach dem Preis, und als er ihn ihr nannte, fing die hochgeborene Dame an zu feilschen wie ein Marktweib, und das in einem so geschwinden Französisch, daß mir Hören und Sehen verging. Vater jammerte und klagte, hob die Hände zum Himmel und schwor, die Preise, die Madame Alienor zu zahlen bereit sei, würden ihn an den Bettelstab bringen. Auch ich machte ein entsetztes Gesicht und rang die Hände; aber mein Schrecken hielt sich in Grenzen, denn Vaters Ausgangspreis war wahrhaftig nicht gerade niedrig gewesen.
     
    Schließlich hatte die Königin sich mit Vater auf den Kaufpreis geeinigt, und sie nahm einen großen Teil der Stoffe, nur die schöne grüne Seide würdigte sie keines Blickes. Mit
Kennerblick begutachtete sie dann noch einen fertigen roten Umhang mit einer eleganten Schleppe und einer weiten Kapuze. Den wollte sie auch erstehen, dazu eine stattliche Anzahl Rollen Goldborte. Schließlich entdeckte sie noch ein hauchzartes Stück Linnen, sorgfältig gebleicht, mit winzigen Säumen und herrlicher Stickerei. »Das muß ich auch noch haben«, rief sie erfreut. Aber Vater schüttelte den Kopf.
    »Dies ist nicht verkäuflich, Majestät«, sagte er. »Aber wenn Eure Hoheit mir die Ehre erweisen wollen, es als Geschenk anzunehmen, vielleicht als Taufkleid für den künftigen Prinzen oder die Prinzessin, so würde ich mich glücklich schätzen.«
    Da lachte die Königin und sah auf einmal viel jünger aus. Ich begriff, daß sie jedes einzelne ihrer Kinder von Herzen liebte und auch diesem späten Kind mit Freude entgegensah.
    »Und nun, Gunther de Cologne«, sagte sie vergnügt, »warte ich darauf, daß Ihr diesen Beutel öffnet, den Ihr um den Hals hängen habt. Ich meine mich zu erinnern, daß Ihr darin Edelsteine zu tragen pflegt, oder täusche ich mich?«
    Vater lächelte und zog eine Schale aus seinem Wams, die einen Boden aus venezianischem Spiegel hatte. Er öffnete den Beutel, auf den die Königin gedeutet hatte, und nahm behutsam die Edelsteine hervor - Rubine, Türkise und andere Steine, einige davon in feinster Fassung. Darunter war auch ein wundervoller Diamant, den Großvater schon seit zwei Jahren für eine besondere Gelegenheit aufhob. Er schob die verspiegelte Schale ins Sonnenlicht, und die Steine funkelten und sprühten Feuer, daß es eine Pracht war.
    Behutsam nahm die Königin die Schale in die Hand und bewegte sie im Licht. Sie freute sich eine Weile an dem Strahlen der edlen Steine, dann wandte sie sich Gunther wieder zu.
    »Gunther de Cologne«, sagte sie, »ich muß gestehen, diese Geschmeide sind wirklich königlich. Wir wollen sehen,
ob etwas davon würdig ist, meine liebe Tochter an ihrem Hochzeitstag zu schmücken.«
    Sie winkte die Prinzessin zu sich, die in der Ecke mit ihrer kleinen Schwester gespielt hatte.
    Gehorsam kam Mathilde

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