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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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mich tief in die Felldecke und machte es mir gerade gemütlich, als eine tiefe Stimme an mein Ohr drang.
    »Mit Fäustlingen kann man nicht in der Nase bohren!«
    Ich fuhr hoch. Sollte man es glauben, schon wieder dieser Gottschalk! Ich wußte genau, daß er beim Alter Markt nicht dabeigewesen war. Nicht, daß ich ihn etwa vermißt hätte.
    »Wo kommt Ihr denn her?« fragte ich ungnädig.
    »Ich habe seit gestern die Lager der Schwertfeger und Speermacher in Deutz leergekauft«, erklärte er, tippte lässig mit dem Finger an die nicht vorhandene Krempe seiner Fellmütze und entschwand zu Constantin, mit dem er eine lange Unterhaltung anfing. Mich hätte sehr interessiert, worüber sie sprachen, aber sie waren zu weit weg von meinem Wagen.
    Es fing jetzt an zu dämmern, und der Wagenzug setzte sich in Richtung Osten in Bewegung, in das Gebiet der Grafen von Berg. Es war gerade so kalt, daß die Wege fest waren, aber nicht zu bitter eisig. Die Hufe der Pferde
waren mit Lappen aus Fell umwickelt, damit sie festen Halt fanden. Ich kontrollierte das gewissenhaft bei jedem Halt. Noch war der Winter nicht zu weit fortgeschritten, und wir konnten bei den Bauern Nahrungsmittel und Futter für die Pferde kaufen und so die mitgeführten Vorräte für Notfälle schonen.
     
    Es war ein ganz neues, sehr aufregendes, aber auch anstrengendes Leben für mich. Eine Stunde vor Tagesanbruch weckten uns die Wachen. Jeder hatte seine feste Aufgabe: Zunächst wurde das Feuer geschürt, das die ganze Nacht gebrannt hatte, und ein Morgenbrei gekocht, aus Mehl oder Hirse, mit getrocknetem Fleisch, Speck und Kohl. Bei dem kalten Wetter brauchte man ein kräftiges Frühstück. Dazu gab es viel heißen Kräutertee mit Honig. Die Pferde, die über Nacht gut zugedeckt waren, wurden gefüttert, getränkt und angeschirrt. Zu packen gab es nicht viel. Inzwischen dämmerte es, und jeder Kaufmann sah noch einmal nach, ob seine Wagenladungen sicher festgezurrt waren. Ich überprüfte bei jedem Pferd die Fellschuhe sorgfältig, und mit dem ersten Morgenlicht ging die Fahrt weiter. Es gab dann nur um die Mittagszeit eine kurze Verschnaufpause, damit die Pferde gefüttert werden konnten; für die Menschen gab es nur ein paar Bissen zwischendurch, eine warme Mahlzeit wurde erst am Abend wieder gekocht, wenn das Nachtlager aufgeschlagen wurde. Dann wurden die Nachtwachen eingeteilt. Mich bestimmte Constantin auf der ganzen Reise nicht als Nachtwache. Ich war ein wenig beleidigt, weil er mir diese Verantwortung nicht zumutete; aber am Abend war ich immer so todmüde, daß ich das Beleidigtsein vergaß und gerne in mein warmes Nest schlüpfte. Auch sonst erwiesen die Männer mir viele Gefälligkeiten, schoben mir beim Essen die besten Bissen zu und machten mir auf dem Wagen aus Ästen und Decken ein kleines Zelt, das bald durch meinen
Atem warm wurde. Sie selber schliefen in Felle gehüllt auf dem Boden, möglichst nah am Feuer. Tagsüber machten sie sich den Spaß, mich Gereon zu nennen, weil ich doch wie ein Junge gekleidet war.
    Die beiden Wachen umrundeten ständig das Lager, einer rechts herum, der andere links herum, und gaben auf das klein gehaltene Feuer acht. Nach zwei Stunden wurden sie abgewechselt und schlüpften erleichtert in die noch warmen Felle der Ablösung.
     
    Nach vier Tagen erreichen wir Dortmund in letzter Minute, ehe die Stadttore geschlossen wurden. Constantin überließ es Alfred, unsere drei Wagen im Handelshof unterzubringen, und machte sich mit mir gleich auf den Weg zum Haus des befreundeten Kaufmanns Hildebrand. Ich freute mich sehr darauf. Zum einen war die Aussicht auf eine Nacht in einem schönen Bett sehr verlockend, zum anderen war ich auf Hildebrand gespannt. Meine liebe Mutter war vor vielen Jahren mit seinem Bruder, dem reichen Handelsherrn Bertram in Soest, verheiratet gewesen, und aus dieser Ehe stammte mein Bruder Hildebrand, nach seinem Onkel benannt. Bertram war nach einem Überfall auf einer Handelsreise seinen Verletzungen erlegen, und meine Mutter war als Witwe mit ihrem kleinen Sohn in ihre Heimatstadt Köln zurückgekehrt, wo sie später meinen Vater geheiratet hatte. Obwohl, genaugenommen, der Dortmunder Hildebrand nicht mit mir blutsverwandt war, fühlte ich mich ihm doch durch meinen Bruder verbunden und war neugierig auf ihn und seine Familie.
     
    Der Weg war nicht weit. Vor einem großen, prächtigen Haus hielt Constantin an und schwang den Türklopfer. Sofort wurde die Tür aufgerissen, und eine dicke

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