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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Richlinde und schob das Eßbrett fort.
    »Das war gut, und ich hatte es tatsächlich nötig. Wenn du auch satt bist, Constantin, kannst du jetzt mit deinen Vettern und Basen spielen gehen.«
    Aber Constantin war noch zu schüchtern, er schüttelte den Kopf und schmiegte sich an seine Mutter.
    »Ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich bin, hier bei euch zu sein. Ich habe eine böse Zeit hinter mir. Ihr könnt euch denken, wie schrecklich es für uns war, daß Johannes nicht von seiner Fahrt zurückkam. Ich hoffte, daß vielleicht ein Lösegeld für ihn gefordert würde, und bereitete mich darauf vor, mein Erbe von Vaters Seite in Byzanz zu verkaufen, aber es kam keine Nachricht. Ich gab mir große Mühe, seinen Handel aufrechtzuerhalten, und meine beiden Vettern halfen mir auch nach Kräften. Aber dann wütete letztes Jahr eine große Seuche in Byzanz, und die beiden Vettern starben. Vor allem aber habe ich dabei auch zwei meiner Kinder verloren.«
    Während sie dies erzählte, liefen Richlinde Tränen über das Gesicht. Hadewigis trat auf die Schwägerin zu und strich ihr liebevoll und tröstend über das dunkle Haar, das schon die ersten grauen Strähnen aufwies.
    Richlinde wischte sich mit dem Ärmel die Tränen fort. »So hatte ich niemand mehr, an den ich mich wenden konnte. Und als ich hörte, daß Kölner Kaufleute nach Byzanz gekommen waren, beschloß ich, die Gelegenheit zu nutzen
und in meine Geburtsstadt zurückzukehren. Ich habe alles verkauft, was ich noch besaß, und reiste mit ihnen ab.«
    Ich ging in die Küche und holte einen Teller Kuchen. Als ich zurückkam, hörte ich, wie Großvater sagte: »Dann war es ja ein Glück, daß wir uns nicht an dieser Fahrt nach Byzanz beteiligt haben.«
    »Warum?« fragte ich.
    »Hast du nicht gehört, was Richlinde gerade berichtete? Sie sind auf der Rückreise von einer wilden Bande von Straßenräubern überfallen worden. Es sind leider Tote und Verletzte zu beklagen.«
    Der Teller fiel mir aus der Hand. Zum Glück war er aus Holz. Die Kinder eilten herbei und krochen auf dem Boden herum, um die Reste vom Kuchen zu retten und schnell in ihren Mündern verschwinden zu lassen.
    »Der schöne Kuchen!« rief Tante Engilradis bedauernd. »Aber Sophia, was hast du denn? Du bist ja kreideweiß!«
    Ich wandte mich an Richlinde. »Sag mir, was ist auf eurer Rückreise geschehen?«
    Richlinde ballte die Fäuste.
    »Wir wurden überfallen, von einer großen Schar von Räubern. Sie haben uns in einen niederträchtigen Hinterhalt gelockt. Sie hatten auf einem Waldweg einen Baum angesägt, er krachte unmittelbar vor unseren Fahrzeugen nieder. Dann brachen sie hinter uns aus dem Geäst hervor und griffen an. Die Kölner waren aber vorsichtig gewesen. Sie trugen ihre verstärkten Lederwämser und hatten Helme und Waffen griffbereit. Es kam zu einem erbitterten Kampf mit Toten und Verwundeten auf beiden Seiten. Einer der Räuber sprang auf den Wagen, in dem ich mich mit meinem Sohn Constantin versteckt hielt, und entdeckte mich. Er griff nach mir. Da sprang mein Junge ihn an wie ein wilder Tiger, dabei ist er doch erst acht Jahre alt. Er stach dem Räuber mit seinem kleinen Messer in den Arm, aber der brüllte nur zornig auf
und ergriff das Kind am Hals. Ich schrie vor Entsetzen! Da schwang sich einer der Kölner von seinem Pferd auf unseren Wagen, daß seine schwarzen Locken nur so flogen. Er konnte aber sein Schwert nicht einsetzen, weil er das Kind nicht treffen wollte. So ließ er es fallen, packte den Räuber am Arm und rang mit ihm, bis dieser meinen Sohn loslassen mußte. Dafür ergriff er aber rasch seinen Dolch und stach nach Constantins Retter. Da nahm ich meinen Mut zusammen und schlug mit aller Kraft mit der Pferdepeitsche nach dem Räuber. Dieser hatte wohl nicht mit meinem Angriff gerechnet und stolperte, und so traf sein Dolch nicht das Herz, sondern nur das Bein seines Gegners. Der stürzte, fand aber sein Schwert wieder, stieß es dem Räuber von unten in den Bauch und tötete ihn. Also verdanken mein Junge und ich diesem Gottschalk unser Leben.«
    Richlinde wollte, in der Erinnerung an den Schrecken und seine Heldentat, ihren Sohn ans Herz drücken, aber der entzog sich ihr und trollte sich ans Ende des Tisches zu den anderen Kindern. Um mich drehte sich alles. Ich nahm all meine Kraft zusammen, um nicht in Ohnmacht zu fallen.
    »Gottschalk?« fragte ich mit schwacher Stimme.
    »Ja, so heißt er. Sein Bein blutete stark, und er konnte nicht mehr kämpfen. Aber

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