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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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daß er von Bremen aus noch nach Lübeck fuhr. Das ist eine Stadt, die Herzog Heinrich der Löwe vor etwa zehn Jahren gegründet hat und die sehr rasch aufgeblüht ist. Von da reiste er nach Gotland und Livland und kam mit Fellen, Honig und Bernstein zurück«, berichtete Vater beim Abendessen.
    »Dann wird man ihn wohl beim Gildefest nächsten Monat sehen«, meinte ich beiläufig. Aber Vater schüttelte den Kopf.
    »Nein, er wird schon vorher wieder abreisen. Er organisiert eine große Handelsfahrt nach Byzanz und fragte mich, ob wir uns beteiligen wollen. Ich muß mich noch mit Großvater und meinem Bruder Fordolf beraten, aber ich glaube eher nicht, daß wir mitmachen. Für uns steht dieses Jahr wieder Flandern und England auf dem Programm.«
    Und so wurde es gemacht. Ich hörte, daß ein Dutzend
Kaufleute sich für die Reise nach Byzanz rüstete, aber von der Familie Eckebrechts war niemand dabei. Mein Vater, mein Vetter Constantin und sein Bruder Helperich sowie Constantins Stiefsöhne Theoderich und Heinrich segelten nach England - ohne mich. Meine Mutter war in diesem Sommer nicht ganz gesund und ich sah es als meine Pflicht, bei ihr zu bleiben. Ich hätte es auch nicht übers Herz gebracht, sie allein zu lassen.
     
    Im übrigen war ich voller Unruhe. Ich wartete, aber auf was, das wußte ich nicht. Der Herbst kam, meine Vettern kehrten aus England zurück. Dann wurde es Winter. Es lag sehr viel Schnee in diesem Jahr, er reichte mir bis zum Knie, wenn ich Großvater in seinem Haus Unter Goldschmied besuchte. Als er schließlich schmolz und endlich die Frühlingssonne schien, war ich niedergeschlagen und wußte nicht, warum.

1169
    U nsere Familie traf sich immer zweimal im Monat. Mal bei Großvater, mal bei uns oder auch bei Constantin oder Helperich. Die Frauen kochten gemeinsam, und die Kinder spielten. Nach dem Essen wurde dann über die Erfolge der letzten Handelsfahrt gesprochen und die nächste geplant, auch wurden die Warenbestände verglichen, und man diskutierte, was sich hier in Köln gerade am besten verkaufte. Auch familiäre Dinge wurden besprochen und der letzte Klatsch aus der Stadt ausgetauscht.
     
    Ende März des Jahres 1169 war wieder ein solches Treffen, diesmal bei uns. Wir saßen schon beim Abendessen, obwohl es noch ziemlich früh war, aber die Kinder waren hungrig
und müde. Ich reichte gerade mit der Köchin den Fisch herum, als es an der Haustür klopfte.
    Ich lief die Treppe hinunter und öffnete. Draußen stand eine Frau, die ich nicht kannte. Sie trug ein seltsames Gewand, einen großen Umhang, der um Kopf und Körper geschlungen war. An der Hand führte sie einen Jungen.
    »Dies ist doch das Haus des Kaufmanns Gunther?« fragte sie. Ich nickte. »Ich bin seine Tochter Sophia. Und wer seid Ihr, bitte?«
    »Ich bin Richlinde, die Frau deines Onkels Johannes, und dies ist mein Sohn Constantin«, erklärte sie. Mir blieb die Luft weg. Mit diesem unerwarteten Gast hatte ich nicht im Traum gerechnet. Dann trat ich auf sie zu und schloß sie und dann das Kind in die Arme.
    »So sei auf das herzlichste willkommen. Komm herein, du findest heute die ganze Familie hier versammelt.«
     
    Als ich beide in den Saal führte und ihren Namen nannte, ging ein Aufschrei durch den Raum. Die älteren Familienangehörigen sprangen auf und drängten sich um Richlinde. Johannes, Eckebrechts jüngster Sohn, war mit seiner Frau vor achtzehn Jahren nach Byzanz gezogen, wo Richlindes Vater herstammte. Johannes hatte darum keine großen Schwierigkeiten gehabt, sich dort als Händler niederzulassen, und es waren regelmäßig Waren zwischen Byzanz und Köln geflossen. Johannes war in der Zwischenzeit nur einmal in seiner Heimatstadt gewesen, allerdings ohne seine Frau. Dann passierte vor etwa vier Jahren ein großes Unglück: Auf einer Handelsreise fiel er zusammen mit seinem jungen Sohn Apollonius in die Hände von Piraten,. Von beiden hatte man seitdem nie wieder etwas gehört, obwohl Großvater alles getan hatte, was in seiner Macht stand, um die beiden zu finden.

    Nun überschütteten alle Richlinde mit Willkommensgrüßen und Fragen. Schließlich übertönte Großvater das Stimmengewirr.
    »Schluß jetzt! Seht ihr denn nicht, wie erschöpft Richlinde ist? Sie wird jetzt zuerst einmal in Ruhe essen, und der Junge auch. Dann ist noch Zeit genug für alle Berichte.«
    Und so setzten sich alle Verwandten nieder und starrten gebannt auf Richlinde und ihr Kind, wie die beiden aßen. Schließlich seufzte

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