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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Grund, bei mir hereinzuschauen. Wenn ich auch diesen Strom von Fürsorge, der sich da über mich ergoß, zu schätzen wußte, so ging mir dieses Übermaß doch auch auf die Nerven.
     
    Im Sommer war es dann soweit. Ich pflückte mir gerade im Garten meiner Eltern ein paar späte Kirschen, als ein stechender Schmerz durch meinen Leib fuhr. Ich hatte noch nicht damit gerechnet, denn es war noch zwei oder drei Wochen vor der Zeit. Mutter schickte sofort nach der Hebamme und steckte mich ins Bett; ich sollte nämlich meine Kinder hier in meinem Elternhaus zur Welt bringen, damit Mutter sich von früh bis spät um mich kümmern konnte.
    Auf die Nachricht hin lief mein Vater selbst zum Hause Regenzos, wo Gottschalk in seinem Laden stand, und holte ihn. Das war allerdings gar nicht im Sinne meiner Mutter.
    »Ihr Männer seid nun wirklich das letzte, was wir hier brauchen können. Schert euch fort, alle beide. Am besten geht ihr zu Eckebrecht und haltet ihn auf, sonst kommt
der auch noch her. Ach ja, ihr könnt mir aber Engilradis schicken, die wäre mir eine große Hilfe.«
    Trotz meiner Wehenschmerzen mußte ich lachen, als ich sah, wie beleidigt und aufgewühlt mein Mann und mein Vater abzogen. Tatsächlich erschien Tante Engilradis im Handumdrehen, und so hatte ich genug Beistand, als die Schmerzen schlimmer wurden. Ich durchlitt einige schreckliche Stunden, an die ich mich noch heute mit Entsetzen erinnere, denn die Geburt wollte nicht fortschreiten. Dann gelang es der Hebamme, das Kindchen, das falsch in meinem Leib lag, zu wenden, und einen Augenblick später war es auf der Welt.
     
    Die Wonne und das überströmende Glück, in das Gesichtchen meines erstgeborenen Sohnes zu sehen, kann ich dir nicht beschreiben. Ich konnte sie aber nicht auskosten, denn das zweite Kind drängte zur Welt und wurde rasch und leicht geboren. Ich wollte nun auch meinen zweiten Sohn in die Arme nehmen, aber die Hebamme stellte fest, daß die Geburt noch nicht beendet war - und zehn Minuten darauf lag ein dritter, laut krähender Knabe da. Ich lachte und weinte gleichzeitig, und für eine Weile gehörte mir die ganze Welt.
    Nachdem auch die Nachgeburt gefolgt war, wusch mich Tante Engilradis sorgfältig und liebevoll, während meine Mutter und die Hebamme die drei Kindlein gründlich besahen. Die Hebamme sagte, sie habe noch niemals zuvor gesunde Drillinge gesehen, aber diese kleinen Knaben berechtigten zu den schönsten Hoffnungen, wenn sie auch ein wenig klein waren. Mutter band den Kindern drei verschiedenfarbige Wollfäden um das Handgelenk, damit wir sie unterscheiden konnten.
    Ich hatte mir überlegt, falls ich zwei Söhne bekäme, sollten sie die Namen ihrer Großväter erhalten, wie in Köln
üblich: Regenzo der Erstgeborene und Gunther der zweite. Auf drei Knaben war ich wirklich nicht gefaßt gewesen.
    »Wenn du schon des Guten gar nicht genug tun kannst und gleich drei Kinder auf einmal zur Welt bringst, dann hätte wohl auch eine Tochter dabeisein können. Ich hätte gern eine kleine Hadewigis in die Arme genommen«, sagte Mutter, aber es klang nicht allzu vorwurfsvoll.
    »Aber da es nun einmal anders ist, könntest du doch den dritten Richolf nach meinem Vater nennen!«
    Das gefiel mir. Plötzlich bekam ich einen Bärenhunger, und als die Verwandtschaft eintraf und auf Zehenspitzen die Kammer betrat, saß ich im Bett und löffelte eine große Schüssel Apfelmus leer. Die glückliche Geburt von drei Kindern war etwas ganz Außergewöhnliches, und Großvater liefen die Tränen über das Gesicht, als er die friedlich schlummernden Neugeborenen feierlich in die Arme und damit in die Familie aufnahm. Selbst der Erzbischof erschien persönlich, segnete die Kinder und meinte, Köln könne sich glücklich schätzen, eine so begnadete Mutter hervorgebracht zu haben wie mich.
     
    Die praktische Tante Engilradis sagte, ich könne unmöglich drei Kinder nähren. Sie fand seit Jahrzehnten täglich die Zeit, sich um arme Leute zu kümmern; mochte es sich dabei um junge Mädchen handeln, die von dem Mann, der sie verführt und geschwängert hatte, im Stich gelassen wurden, oder um Witwen mit kleinen Kindern, oder um kranke Frauen, die nicht das Geld hatten, jemand für die Hilfe während ihrer Krankheit zu bezahlen. Selbst Trunkenbolde oder Bettler kamen zu Engilradis und baten um Hilfe, Geld oder einfach eine warme Mahlzeit, und sie fragten nicht vergebens. Allerdings mußten sie sich gefallen lassen, daß Engilradis unermüdlich

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