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Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kulbach-Fricke
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Schultern.
    »Die Frau Herzogin wird es vorziehen, daß das Gewand auf dem Grund der Donau liegt und nicht ihr Ehemann«, erklärte Heinrich gleichmütig. »Du wirst ein anderes passendes Kleid finden.«
     
    Am folgenden Tag, dem Ostersonntag, war es soweit. Gottschalk hat uns immer wieder schildern müssen, wie
glanzvoll der Löwe in Byzanz einzog und wie prunkvoll Kaiser Manuel Komnenos ihn empfing. Bei uns liegt zu Ostern ja des öfteren noch Schnee, aber in Byzanz war es so warm wie in Köln an einem schönen Sommertag. Manuel kam seinem Gast entgegen und geleitete ihn zunächst zu purpurfarbenen Zelten, die in einem Park aufgeschlagen waren. Anschließend begab sich die ganze Gesellschaft auf die Osterprozession. Sie schritten dabei über purpurne Decken, als sei das gar nichts, und über ihren Köpfen waren seidene, mit Gold durchwirkte Tücher gespannt, um den Menschen Schatten zu spenden.
    Übrigens hat Gottschalk nach seiner Rückkehr dem Erzbischof Philipp diesen Prunk eingehend geschildert. Er hoffte, in Philipp den Wunsch zur Nachahmung zu wecken, wir hätten ihm liebend gern die dazu nötigen Tuchwaren verkauft. Aber leider kannte Philipp den beklagenswerten Inhalt seiner Kasse zu gut, um sich zu derartigem Luxus zu versteigen.
     
    Nach der Ostermesse in der herrlichen Hagia Sophia (die ich leider bis heute niemals kennengelernt habe, obwohl ich doch den gleichen Namen trage) gab es dann ein ausgiebiges Festmahl. Dabei äußerten die deutschen Geistlichen ihre Verwunderung über die Ausgestaltung der Prozession und des Gottesdienstes, die sich erheblich von unseren Bräuchen unterschied. Es kam dann zu heftigen religiösen Streitgesprächen, die Kaiser Manuel höchst aufmerksam verfolgte. Er hatte großes Interesse an kirchlichen Dingen, und es war sein sehnsüchtiger Wunsch, die Kirchen von Ostrom und Westrom nach rund hundertzwanzig Jahren der Trennung wieder zusammenzuführen - mit dem römischen Papst als geistlichem und, selbstverständlich, Kaiser Manuel als weltlichem Oberhaupt. Dies vernahm der Löwe doch mit Unbehagen; denn wo war dann Platz für seinen Vetter, Kaiser Friedrich?

    Manuel deutete leise an, der Staufer habe sich ja schon mehrfach weder gegen die lombardischen Städte (welche Manuel militärisch und finanziell unterstützte) noch gegen die sizilischen Normannen (die gleichfalls stets auf byzantinische Hilfe gegen die Deutschen rechnen konnten) durchsetzen können. Vielleicht sei er einfach überflüssig? Und könne die Führung im Westreich nicht einem anderen Fürsten zufallen, der weniger an Italien interessiert sei, beispielsweise dem Herzog von Sachsen, dem Löwen, dem Enkel Kaiser Lothars, der sein Reich nicht nach Süden, sondern nach Osten ausrichte und den Wenden, Sorben und anderen Völkern das Heil des Christentums und die Segnungen sächsischer Herrschaft gebracht habe?
     
    Du fragst, woher ich davon weiß. Nun, Mathilde hat es mir später berichtet, unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Ich habe ihr Vertrauen auch nicht enttäuscht, aber heute, da meine Freundin nicht mehr lebt und auch nicht ihr geliebter Löwe, müssen diese Geschehnisse nicht mehr geheimgehalten werden. Heinrich war ein großer Kämpfer, ein mutiger und tapferer Mann, aber Politik war nicht seine größte Stärke, für das feine Gespinst der Griechen mit halben Andeutungen und unklaren Versprechungen war er einfach zu geradeheraus. Er begriff, daß letzten Endes hinter allen Schwierigkeiten, die Barbarossa in Italien hatte, immer Kaiser Manuel steckte, und wollte seinem Vetter helfen. Schließlich hatte er ihm die Treue geschworen. Er grübelte eine ganze Nacht und glaubte dann, die Lösung gefunden zu haben, die alle beteiligten Parteien zufriedenstellen sollte. Ob denn nicht dauerhafte Freundschaft zwischen beiden Kaisern möglich sei, falls Friedrich dem Byzantiner einen Streifen Land in Italien überlassen wolle, fragte er. Manuel wiegte den Kopf, lächelte leise und antwortete freundlich: Dies wäre kein schlechter Beginn für ewige Freundschaft,
und er sähe einem entsprechenden Angebot seines kaiserlichen Bruders mit großem Interesse und heftiger Freude entgegen.
    Heinrich war sehr glücklich, eine Lösung gefunden zu haben, welche die ständigen verlustreichen und kostspieligen Feldzüge in Italien, an deren lästiger Teilnahme Heinrich schon seit längerem keine Freude mehr hatte, ein für alle Mal beenden könnte, und setzte höchst zufrieden mit seinen diplomatischen Fähigkeiten die

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