Die Tuchhaendlerin von Koeln
seinerseits geholfen, wenn unsere Vasallen aufbegehrten. Du kennst ja meinen Mann, er ist klug, fleißig, tapfer; aber der größte Diplomat ist er nicht unbedingt.«
Wir hatten das Stadtgebiet wieder erreicht und schritten durch das Tor; die Wachen, die uns nicht weiter beachtet hatten,
als wir hinausgingen, schauten die Hereinkommenden genau an, erkannten ihre Fürstin und grüßten sie freundlich und ehrerbietig. Der Hauptmann der Wache stolperte eilig aus seiner Wachstube heraus, salutierte vor Mathilde und bot an, ihr einen seiner Männer als Begleitung mitzugeben; jedoch die junge Fürstin wehrte freundlich ab. »Aber als Schutz! Der Herzog würde es sicher so wollen …« sagte der Hauptmann unglücklich.
»Der Herzog weiß, daß sämtliche Braunschweiger mich beschützen«, erklärte Mathilde und ging allein mit mir weiter.
Als ich mich einmal umwandte, sah ich, daß drei Soldaten uns verstohlen in einiger Entfernung folgten. Ich lächelte und sagte nichts.
»Nun fürchte ich, daß sich hier etwas geändert hat«, fuhr Mathilde fort und raffte den Umhang enger, denn es kam ein frischer Wind auf. »Seit mein Löwe aus Jerusalem zurückkehrte, geht etwas hinter seinem Rücken vor. Einige der Grafen, die ihm unterstehen, werden geradezu aufsässig. Sie müssen sich vom Kaiser gedeckt fühlen, sonst würden sie das nicht wagen.«
»Der Kaiser gegen deinen Löwen? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen«, sagte ich erstaunt.
Mathilde seufzte wieder. »Ich habe keinen Beweis, aber ich ahne es«, meinte sie bedrückt. »Weißt du, mein Löwe stattete Kaiser Manuel auf dem Rückweg noch einen Abschiedsbesuch ab. Du wirst es nicht für möglich halten: Manuel ließ meinem Löwen vierzehn Maultiere vorführen, die mit Gold und Silber und mit Seidenstoffen bepackt waren. Eine unglaublich großzügige, wahrhaft kaiserliche Gabe. Und Heinrich hat sie abgelehnt! Er sagte zu Manuel, mehr als alle Schätze der Welt schätze er die Huld des byzantinischen Kaisers. Manuel war sprachlos darüber; er ließ die Maultiere fortführen und begab sich höchstpersönlich in
seine Schatzkammer, wo er statt dessen einen großen Schatz an Reliquien für Heinrich auswählte und noch wertvolle Edelsteine dazulegte - zur Ausgestaltung und zum Schmuck der Reliquiare.«
Ich begriff.
»Und nun meinst du, daß Kaiser Friedrich eifersüchtig ist über diese großartige Aufnahme deines Mannes am byzantinischen Hof - und vielleicht meint, dies gebühre nur ihm, Friedrich, da er ranggleich mit Manuel sei, nicht aber dem Herzog von Sachsen und Bayern, der letztendlich sein Lehnsmann ist?« fragte ich behutsam.
Mathilde wiegte den Kopf und zog sich noch tiefer in ihren Umhang zurück. Ich machte mir Sorgen um ihre Gesundheit, aber jetzt war es nicht mehr weit bis zur Burg.
»Mag schon sein. Aber schon bald nach der Abreise meines Gatten hat der Kaiser sich merkwürdig verhalten. Sag mir, Sophia: was soll ich davon halten, daß Herr Friedrich, kaum daß Heinrich sich auf seine Pilgerfahrt begeben hatte, nach Sachsen kam, in unser Land! Und sich dort vom Adel huldigen ließ? Das gehört sich wirklich nicht. Zudem habe ich von mehreren Befehlshabern unserer wichtigsten Festungen die vertrauliche Mitteilung erhalten, Friedrich habe sie mit Drohungen unter Druck gesetzt, ihm einen Schwur zu leisten, der mich mit Entsetzen erfüllt: Sie sollten ihm die Burgen ausliefern, falls mein Gemahl von seiner Pilgerreise nicht zurückkäme.«
Ich holte tief Luft. Mathildes Ängste wurden mir verständlich. »Aber kann es nicht sein, daß der Kaiser nur den Frieden im Auge hatte, falls dein Löwe …«
Ich mochte es nicht aussprechen.
»Und er ist ja wohlbehalten zurückgekommen«, fügte ich eilig hinzu, denn Mathildes Augen schimmerten feucht.
»Wohin gehen wir denn? Geht es zur Burg nicht in diese Richtung da?«
Aber Mathilde wollte mir noch zeigen, wo der Herzog den Dom St. Blasien errichten ließ. Man konnte schon erkennen, daß es einmal ein gewaltiges Gotteshaus werden sollte.
Bald darauf kamen wir wieder in der Burg an. Mathildes Kammerfrau hatte heißen Kräutertee vorbereitet und stellte ihrer Herrin fürsorglich ein Kohlenbecken zur Wärmung hin.
»Ich möchte dir noch gerne etwas ganz Besonderes zeigen«, fuhr Mathilde fort. Sie nahm einen dicken Packen und wickelte ihn ehrfürchtig aus seiner seidenen Umhüllung aus.
»Schau dir das an!« sagte sie verzückt.
Mir stockte der Atem. Was für ein wunderschönes Evangeliar. Ein so
Weitere Kostenlose Bücher