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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Vertrauen und Zuneigung, als sie mit fester Stimme sagte: »Und ich stehe zu dir, jeden Tag meines Lebens.«

    Und so ritten die Boten des Herzogs aus, nach England, Dänemark, Pommern - während ich Mathildes Rechnungsbücher auf dem laufenden hielt, mit ihren Kindern spielte und mich nach meinen eigenen sehnte. Die Angst um Gottschalk hatte ich im Augenblick völlig beiseite geschoben. Nachdem ich einen ganzen Nachmittag in der Burgkapelle die Muttergottes angefleht hatte, sie möge meinen Mann gesund zu mir zurückbringen, hatte ich in der folgenden Nacht einen Traum: Ich kniete wieder in der Kapelle und betete. Als ich die Augen vertrauensvoll auf Maria richtete, lächelte sie mich plötzlich an, raffte den Mantel zierlich und stieg vom Altar herunter. Sie nahm neben mir Platz, legte den
Arm um meine Schultern und sagte leise: »Ich habe meinen Sohn gebeten, daß er deinem ungeborenen Kind den Vater erhalten möge. Mach dir keine Sorgen mehr.« Im nächsten Augenblick stand sie wieder oben auf ihrem Podest, ohne daß ich sie hinaufsteigen gesehen hätte.

    Als ich am Morgen erwachte, sah ich das Traumbild immer noch vor meinem Auge. Ich warf mir rasch meinen Mantel über, schlüpfte in die Schuhe und lief eilig zur Kapelle. Sie war noch ziemlich dunkel so früh am Tag, und ich ging nahe an den Marienaltar heran und schaute hinauf. Maria stand ruhig dort oben wie jeden Tag, aber ich hatte das deutliche Gefühl, daß ihre Augen mich freundlich ansahen. Ich warf mich auf den Boden und dankte ihr ganz innig für den Trost, den sie mir gespendet hatte, und seitdem zweifelte ich nie mehr an Gottschalks Rückkehr.

    Die Boten des Herzogs kamen zurück, einer nach dem andern. Der Herzog empfing sie allein, und ich ahnte, daß sie keine besonders guten Nachrichten zurückgebracht hatten. Aber Herr Heinrich hatte nun die dumpfe Beklommenheit des Winters abgeschüttelt. Mehr denn je erinnerte er mich an einen Löwen - diesmal an einen Löwen, dessen Höhle umstellt ist und der sich mit aufgerichteten Pranken zur Wehr setzt. Im Frühjahr sammelte er Truppen, verabschiedete sich von Mathilde und zog davon, um den Schlägen, die der Kaiser ihm zugedacht hatte, zuvorzukommen. Nun hatte auch Mathilde Angst um ihren Mann, aber sie wurde wenigstens stets auf dem laufenden gehalten, denn seine Boten kamen fast täglich, um sie zu unterrichten.

    Heinrich belagerte Goslar, das allseits heißbegehrte Goslar, konnte es nicht erobern, zerstörte aber die Einrichtungen des Silberbergwerks. Der Landgraf Ludwig von Thüringen und
der neue Herzog Bernhard von Sachsen eilten herbei, und er wandte sich mit der blitzartigen Geschwindigkeit, die ihm immer eigen war, gegen sie. Er zog durch Thüringen, hinterließ eine Schneise der Zerstörung und brannte Nordhausen nieder. Die Gegner folgten ihm, und im Mai kam es an der Unstrut zur Schlacht. Ludwig und Bernhard mußten entsetzt feststellen, daß Heinrich ihnen als Kämpfer weit überlegen war. An der Spitze seiner Männer preschte der Löwe auf sie zu und zerschlug ihre Front mit solcher Wucht, daß sie in wilder Flucht davonstoben, aber von den Leuten Heinrichs eingeholt und gefangengenommen wurden. Hunderte von Männern konnte der Löwe nach Braunschweig schaffen lassen, unter ihnen waren auch Landgraf Ludwig und sein Bruder.

    Ein zweiter Erfolg machte Mathilde Mut: Mehrere Grafen in Westfalen hatten sich gegen den Löwen zusammengeschlossen; unter ihnen war auch Simon von Tecklenburg, den Heinrich bisher zu seinen Anhängern und Freunden gezählt hatte. Sie belagerten die Stadt Osnabrück und glaubten sich schon kurz vor dem Sieg, da sahen sie sich völlig unvermutet einem Heer gegenüber, das Herzog Heinrich ausgeschickt hatte. Es wurde von Graf Bernhard von Ratzeburg, dem treuen Gunzelin von Schwerin und dem Grafen Adolf von Holstein angeführt. Er war noch sehr jung, aber schon ein Held, wie sein Vater, der 1164 gegen die Pommern gefallen war. Mit lautem Gebrüll raste er mit seinen Kriegern auf den Feind zu - die Holsteiner Reiter waren wegen ihrer Wildheit berüchtigt und gefürchtet. Sie vor allem zerschlugen die feindlichen Reihen mit solch unwiderstehlicher Wucht, daß die Gegner voller Entsetzen flohen. Auch diese Schlacht endete mit einem Sieg des herzoglichen Heeres, auch hier sahen sich viele der Gegner am Abend als gebundene Gefangene, die den Marsch zu Herzog Heinrich anzutreten hatten.

    Stolz ritten die drei Grafen in Braunschweig ein. Heinrich empfing sie mit Freude und

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