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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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wieder bei ihrem Mann.«
    Hätte er jetzt etwas gesagt wie: »Es tut mir leid«, oder: »Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist«, oder wenigstens: »Es wird nicht mehr vorkommen«, ich hätte darauf verzichtet, ihm Vorwürfe zu machen, und wäre, wenn auch nicht ohne Groll, zur Tagesordnung übergegangen. Aber er mußte auch noch auftrumpfen:
    »Du brauchst dich nicht zu wundern, wenn so etwas passiert; schließlich verweigerst du mir ja dein Bett seit einem
halben Jahr, damit du nicht zu schnell wieder schwanger wirst.«
    Mir blieb die Luft weg über diese himmelschreiende Ungerechtigkeit. Ich konnte nun nicht mehr die Ruhe bewahren und sagte scharf: »Gudruns Wochenbett war drei Wochen vor meinem; auch sie sollte nicht gleich wieder schwanger werden, jedenfalls auf gar keinen Fall von dir!«
    Da setzte er nach.
    »Und was soll das Getue überhaupt? Es ist ja gar nichts passiert.«
    Jetzt verlor ich die Beherrschung. »Ja, warum wohl? Wenn ich nicht früher zurückgekommen wäre, als du angenommen hast -«
    »Dann hättest du gar nichts davon erfahren, ich hätte es dir wohl kaum auf die Nase gebunden. Und jetzt laß mich in Ruhe! Es lohnt sich wohl kaum, so ein Geschrei zu machen, schließlich ist sie ja nur die Frau eines Zimmermanns.«
    In diesem Moment haßte ich Gottschalk. »Diese Frau eines Zimmermanns, sie hat übrigens den Namen Gudrun, ist in unser Haus gekommen, um drei Neugeborene zu nähren und liebevoll zu umsorgen, die zufällig deine Söhne sind. Du bist ihr dafür zu großem Dank verpflichtet, außerdem war sie Gast in unserem Hause, du hast also die Aufgabe, sie zu schützen. Statt dessen hast du sie behandelt wie ein Ding, dessen man sich so eben mal bedienen kann, wenn dir danach zumute ist.
    Gottschalk, ich schäme mich in tiefster Seele für dich.«
    Ob er meine letzten Worte noch gehört hat, weiß ich nicht, denn er war schon aus der Tür hinaus, und gleich darauf hörte ich die Haustür zuschlagen. Ich blieb zurück, gedemütigt und verletzt, weil er versucht hatte, mich zu betrügen, aber auch in hellem Zorn, weil er nicht bereit war, der Amme seiner Kinder die Achtung entgegenzubringen, die sie verdiente.

    Ich war damals noch zu jung, um zu erkennen, daß sein Gehabe wie das Krähen eines Hahnes auf dem Misthaufen war. Nur weil er sich schämte und Angst vor meinem Tadel hatte, war er sofort in Angriffshaltung gegangen. Aber das wurde mir erst viel später klar.

    Ich regte mich sehr über diese Geschichte auf und hatte das Gefühl, mir sei himmelschreiendes Unrecht angetan worden. Und dabei wartete der wirkliche Schicksalsschlag noch auf mich. Mutter hatte mir Megintrud, eine stille, freundliche ältere Witwe, als Kinderfrau besorgt. Sie konnte die Kinder zwar nicht stillen, umsorgte sie aber mit der gleichen Liebe und Wärme wie Gudrun. Da die Kinder jetzt nachts nur noch gelegentlich aufwachten, schlief Megintrud in der benachbarten Kammer. Ich teilte dies Gottschalk in beiläufigem Ton mit, und er bezog darauf stillschweigend wieder unser Ehebett. Ich rechnete damit, daß wir uns nun auch bald wieder in Liebe vereinigen würden, aber zunächst geschah dies noch nicht. Ich weiß nicht, ob Gottschalk sich noch nicht sicher war, ob dies nun die Zustimmung des besorgten Frauenchors finden würde, oder ob die Geschichte mit Gudrun noch zwischen uns stand.

    Das Entsetzliche geschah an einem kalten, trüben Wintermorgen. Ich wachte von ganz allein auf, nicht durch ein schreiendes Kindchen an meine Mutterpflichten gemahnt, und streckte mich noch einmal wohlig in der Wärme des Bettes. Diese Nacht war es Regenzo, der in der Wiege neben unserem Bett geschlafen hatte. Ich dachte, wie brav es doch von ihm war, seine Mutter einmal ausschlafen zu lassen, und daß er sich dafür einen Schluck Morgenmilch verdient hatte. Ich schlüpfte aus dem warmen Nest, griff in die Wiege und hob meinen Erstgeborenen heraus. Sein Kopf fiel schlaff zur Seite. Mir wurde eiskalt vor Entsetzen. Ich drückte ihn
an die Brust und hoffte, daß er nun sein Mündchen öffnen und suchen werde. Aber nichts geschah. Sein kleiner Körper strömte nicht die gewohnte schlaftrunkene Wärme aus, sondern war kalt. Ich wollte schreien, aber nur ein stöhnendes Knurren drang aus meiner Kehle, ein grauenhafter Laut, der Gottschalk weckte. Er blickte mich entsetzt an, während ich immer weiter knurrte und stöhnte und die Verzweiflung mich fast zermalmte. Eiligst schlüpfte Gottschalk nun aus dem Bett, fuhr in seine Hose und

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