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Die Tuchhaendlerin von Koeln

Die Tuchhaendlerin von Koeln

Titel: Die Tuchhaendlerin von Koeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Kuhlbach-Fricke
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Bulgarenwald, mit sumpfigen Stellen dazwischen. Das war eine elende Plackerei für die armen Pferde, die Wagen brachen, und es gab ständig unliebsame Aufenthalte. Schließlich sah der Herzog ein, daß es so nicht weiterging. Er befahl, die wertvollsten Lasten auf die Pferde zu packen, den Rest mußte man eben auf den Wagen zurücklassen. Gottschalk dankte dem Himmel, daß er sich auf hochwertige Ware beschränkt hatte, die nicht viel Raum einnahm und deren Gewicht sich in Grenzen hielt. Außer den Wagen brauchte er nichts zurückzulassen. Aber Godfried Cramboum, der Onkel von Hildeger Hardefust, fluchte gottserbärmlich, denn er hatte mehrere Fässer besten Rheinweins geladen, für die es nun keine Transportmöglichkeit mehr gab. An diesem
Abend gab es darum noch einmal ein großes Besäufnis, aber es wurde ausgelost, wer sich betrinken durfte, zwei Drittel der Männer hatten absolut nüchtern zu bleiben. Sie befanden sich nämlich auf serbischem Gebiet, und die Serben waren nicht bereit, die Bitte Herzog Heinrichs um Geleit zu erfüllen. Sie waren sehr erbittert über den Kaiser von Byzanz, der sie vor kurzem unterworfen und gedemütigt hatte, und die Tatsache, daß ein kaiserlicher Legat dieser Pilgerschar entgegengekommen war, um sie auf ihrem Weg nach Byzanz zu begleiten, genügte, um die Deutschen als Feinde anzusehen.
    Tatsächlich überfielen sie die Männer Herzog Heinrichs, aber zum Glück erst in der übernächsten Nacht, als die beseligende Wirkung des Rheinweins verflogen und die Männer wieder ausgenüchtert waren. Und siehe da, die friedlichen Pilger waren bestens bewaffnet und wehrten den Angriff mit geringen Verlusten ab.
    Herzog Heinrich war dafür bekannt, daß er bei seinen militärischen Aktionen stets außerordentlich schnell war. Auch hier hatte er sehr gut vorbereitet und geplant, und er hetzte die Männer ohne Erbarmen, so daß sie abends todmüde auf ihr Lager fielen. Zum Glück hatten die Serben von der Lektion gelernt und griffen nicht wieder an.

    Schon am 14. April sah Herzog Heinrich Byzanz vor sich liegen. Er schlug ein Lager auf und stellte die kostbaren Geschenke zusammen, die er dem Kaiser zu übersenden gedachte: herrliche Pferde, die den ganzen Weg nicht ein einziges Mal vor den Karren hatten gehen müssen, das beste Zaumzeug und die besten Sättel, die das Land Sachsen hervorbrachte; dazu erlesene Rüstungen, Schwerter und Lanzen (die hatte Gottschalk mit großer Sorgfalt bei den Kölner Harnisch- und Waffenmachern ausgewählt); auch prächtige Kleider und feine Stoffe aus Sachsen.
    Als Gottschalk die blitzenden Waffen, sorgsam in geölte
Tücher gehüllt, beim Herzog ablieferte, sprach dieser gerade mit seinem Waffenmeister Albrecht darüber, wie man die kostbaren Gaben am auffälligsten präsentieren könne. Der Löwe hatte die Idee, einige seiner stattlichsten, jüngsten Knappen mit den Rüstungen zu bekleiden und auf die Pferde zu setzen; dann sollten sie gemessenen Schrittes vor Kaiser Manuel reiten, absteigen, die Rüstungen abnehmen und dem Herrscher zu Füßen legen. Aber der Waffenmeister wehrte entsetzt ab.
    »Er könnte meinen, die Knappen seien ebenfalls ein Geschenk. Die Griechen haben merkwürdige Gebräuche, wie man hört.«
    Darüber war Heinrich empört. »Kaiser Manuel ist ein großer Kämpfer, der viele Male seine Krieger selbst in die Schlacht geführt hat. Nie und nimmer kann ich so etwas Schändliches von ihm annehmen!« Aber es war dann doch nicht mehr die Rede von jungen Knappen.
    Der Herzog befahl, ihm ein prächtiges purpurrotes Gewand mit Hermelinbesatz für den feierlichen Einzug in Byzanz bereitzulegen. Mathilde hatte es ihm beim Abschied geschenkt, sie hatte mit Goldfäden einen Löwen mit gewaltigen Pranken daraufgestickt. Sein Kämmerer suchte verzweifelt danach, aber vergeblich. Schließlich rang er die Hände. »Dieses Festgewand war offensichtlich in den Kisten, die sich auf dem gekenterten Schiff befanden«, jammerte er. »Das wird die Frau Herzogin aber kränken!«
    Aber der Löwe zuckte nur mit den Schultern.
    »Die Frau Herzogin wird es vorziehen, daß das Gewand auf dem Grund der Donau liegt und nicht ihr Ehemann«, erklärte Heinrich gleichmütig. »Du wirst ein anderes passendes Kleid finden.«

    Am folgenden Tag, dem Ostersonntag, war es soweit. Gottschalk hat uns immer wieder schildern müssen, wie
glanzvoll der Löwe in Byzanz einzog und wie prunkvoll Kaiser Manuel Komnenos ihn empfing. Bei uns liegt zu Ostern ja des öfteren noch

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